⟣𝟔𝟒⟢

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⟣𝑽/𝒏'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢

Seitdem ich hier unten war, wusste ich nicht so recht, was ich machen sollte.
Denn hier unten hatte ich wortwörtlich nichts zutun. Keine Arbeit, auf die ich gehen konnte. Keine Bekannten, mit denen ich mich unterhalten konnte. Hier unten hatte ich bis vor kurzem nichts gehabt.

Jetzt besaß ich wenigstens ein Haus, das ich putzen musste und nun auch einen kleinen Jungen, um den ich mich kümmern musste. Und das war definitiv die schwierigere Aufgabe, die ich hatte.
Dalin hatte seine Mutter erst vor einigen Tagen verloren, auf eine grausame Art und Weise und war noch lange nicht darüber hinweg.

Ich hoffte sehr, dass er dadurch kein Trauma entwickeln würde. Leider wusste ich, wie schnell das gehen konnte.
Und um ihn davor zu bewahren, so gut ich es hinbekommen würde, war ich für ihn da.
Ich hielt ihn in den Armen, versuchte ihn abzulenken und ließ zu, dass er mich „Mama" nannte.

Dass er wusste, dass ich nicht seine Mutter war, schien ihm nichts auszumachen.
Wenn er mich „Mama" nennen wollte, dann versuchte ich der Bezeichnung auch gerecht zu werden. Ich setzte mich zu ihm ins Bett, erzählte ihm eine Gute-Nacht-Geschichte und sobald er eingeschlafen war gab ich ihm einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn.

Zum Glück konnte ich mich an meine Kindheit erinnern, denn dadurch wusste ich, dass ich all das damals geliebt habe. Immer wenn meine Mutter bei mir war, bis ich eingeschlafen war, das vermisste ich bis heute.

Vielleicht aber kannte Dalin das gar nicht. Ich wusste nicht mehr über ihn, als dass er acht Jahre war und Dalin hieß. Wie lange er schon gemeinsam mit seiner Mutter im Untergrund war wusste ich nicht.
Aber gerade der Gedanke, dass Dalin nie eine Geschichte zu hören bekommen hatte, während er im Bett lag, ließ alles in mir zusammenziehen. Es fühlte sich so an, als würde sich mein Herz zusammenziehen und der Schmerz, das gute aus meinem Herz hinaus pressen, wie bei einem nassen Schwamm.

Mit einem Kopfschütteln versuchte ich diese Gedanken, gemeinsam mit dem Gefühl von mir zu schütteln und legte lächelnd eine Hand auf Dalins Kopf.
Ich tätschelte noch einmal seinen Kopf, ehe ich aufstand und das Zimmer verließ. Später würde ich mich zu ihm legen.

Doch erst einmal musste ich das dreckige Geschirr wegräumen, mit dem wir gerade gegessen hatten.
Viel hatte Dalin nicht gegessen, was ich ihm auch nicht verübeln konnte.
Er hatte sicher einen kleinen Magen, da er nie eine große Menge zu sich genommen hatte.

Damals war mein Magen auch geschrumpft und hat dafür gesorgt, dass ich schneller satt wurde und nicht mehr so viel zu mir nehmen konnte.
Nachdem ich aber dann im Hauptquartier regelmäßig Essen bekommen habe und die Portionen immer größer wurden, wuchs mein Magen wieder. Das brauchte alles seine Zeit.

Alles brauchte seine Zeit.
Auch zu akzeptieren, dass sich das Leben verändert hatte. Dass man seinen Geliebten womöglich nie wieder sehen würde. Dass ICH niemals wieder glücklich sein würde, solange ich Levi nicht an meiner Seite hatte...

⟣𝑳𝒆𝒗𝒊'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢

Mit gestressten und hektischen Schritten machte ich mich auf den Weg zu Erwin's Büro.
Vor einigen Tagen hatte er mir erzählt, dass vermutet wurde, dass die Militärpolizei irgendwas am Stecken hatte. Durch unsere Spione, die wir tatsächlich nicht oft einsetzen mussten, hatten wir erfahren, dass die Menschen, die für tot erklärt worden sind, gar nicht wirklich tot waren. Sie schienen bloß vermisst.

Die Militärpolizei hatte das so in ihren Unterlagen hinterlegt und doch hat die Regierung viele Menschen für tot erklärt.
Wir fragten uns, warum das so war?
Warum sollten sie Menschen für tot erklären, wenn sie gar nicht tot waren und wenn sie nicht tot waren, wo waren sie dann?

⟣𝑴𝒚 𝑭𝒖𝒕𝒖𝒓𝒆 𝑾𝒊𝒕𝒉 𝑨 𝑺𝒐𝒍𝒅𝒊𝒆𝒓⟢ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt