⟣𝟑⟢

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⟣𝑳𝒊𝒂𝒎'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢

Die ganze Fahrt über musste ich mir Streitereien anhören, über sämtliche Dinge. Wer war auf die dumme Idee gekommen die zwei zusammen losziehen zu lassen?!

Auf jeden Fall war ich unglaublich erleichtert als der Wagen hielt und ich hörte, wie beide abstiegen. „Bring du die zwei Pferde weg, ich berichte schon einmal", sagte die weibliche Stimme, die sich als Petra herausstellte. Der andere hieß Auruo. Er hatte sich mehrmals auf der Fahrt, auf die Zunge gebissen. Zurecht.

„Und der Wagen?"
Mein Herz schlug schneller. „Lass den erstmal hier stehen. Nachher drehen wir den Gunther und Eld auf", kicherte Petra und verschwand dann auch schon. Auruo seufze und band die Pferde vom Anhänger los. Sobald die Pferde diesen nicht mehr trugen, knallte der Anhänger abrupt auf den Boden, weswegen ich ein schmerzhaftes Geräusch von mir gab.

Zum Glück schien eine Seite des Anhängers auf Auruo's Fuß gefallen zu sein, weswegen sein Schrei meinen übertönte. Ich verkniff mir ein Lachen. Das letzte was ich jetzt sein wollte war schadenfroh. Nachher würde es zu mir zurückkommen.

Nach mehreren Minuten Gemäcker über den Anhänger verschwand auch Auruo. Als ich die Hufen der Pferde kaum noch hören konnte, griff ich nach draußen und öffnete wieder das gleiche Seil. Kurz lugte ich mit meinem Kopf hervor und sicherte die Umgebung ab.

Als ich soweit niemanden entdecken konnte, kroch ich aus dem stinkenden Anhänger hinaus und sog tief die frische Luft ein. Unter dieser Plane war es sau stickig gewesen, da tat frische Luft gut.

Doch ich durfte mich nicht zu lange aufhalten lassen. Ich wusste nicht, ob hier jeder jeden kannte, weshalb ich mich gut in Acht nehmen musste. Egal, ob man mich nun erwischen würde oder nicht, klar war, ich würde beim Kommandanten ankommen.

Das etwas größere Problem war jedoch, dass ich mich hier nicht auskannte. Ich wusste nicht einmal wo das Büro des Kommandanten war. Jemanden fragen kam nicht infrage. Jeder der hier war, ob nun als Rekrut oder Ausbilder, alle hier wussten wo das verdammte Büro war.

Ich schlich mich mit klopfendem Herzen ins Innere des Hauptquartiers. Das Glück schien mir zu Gunsten zu sein, denn alle waren vermutlich beim Training. Das würde also etwas leichter für mich werden. Aufmerksam durchquerte ich den unteren Flur.

Schnell merkte ich aber, dass hier die Duschen, Toiletten waren, sowie die Kantine. Kein Büro, keine Schlafzimmer. Es führten Treppen eine Ebene höher. Bei jeder Treppenstufe knarrte das alte Holz. Ich fühlte mich ertappt, obwohl mich bisher niemand gesehen hatte.

Oben angekommen guckte ich mich schnell um. „Werde ich machen, Mr. Smith", hörte ich eine altbekannte Stimme. Mr. Smith? Das musste der Kommandant sein! Ich musste mich zusammenreißen nicht nochmal um die Ecke zu gucken, denn Petra kam gerade auf die Treppe zu.

Hektisch guckte ich mich um und rannte dann schnell die Treppen wieder runter. War weder leise, noch unaufmerksam. „Hallo?", fragte die Frau und sah mich vermutlich um die nächste Ecke verschwinden.

„Stehen bleiben!", rief sie und ich hörte wie auch sie die Treppen runter rannte. Ich war schnell in die Toiletten verschwunden. Ich hatte damit gerechnet, dass sie hier absuchen würde, doch sie rannte dran vorbei, bis ihre Schritte leiser und leiser wurden, bis sie letztendlich verstummten.

Erleichtert atmete ich aus und trat aus dem Klo heraus. Schnell und absichernd guckte ich mich um und rannte dann wieder die Treppen hoch, als ich freie Bahn hatte. Schnell atmend kam ich oben an und bog rechts ab, woher Petra gekommen war.

Meine Hände fingen an zu zittern, wurden schwitzig, ebenso wie meine Beine weich wurden. Erleichterung, sowie Angst kamen in mir hoch. Bitte bitte bitte lass sie mir helfen...

Mit zitternden Händen klopfte ich an die Tür, aus der Petra getreten war. „Name und Anliegen?", fragte eine dunkle Stimme von Innen, die mich zusammen zucken ließ. Meine Stimme blieb mir weg und ich schaffte es nicht die Tür zu öffnen.

Ich war wie erstarrt, hatte Angst vor der Abweisung, die ich bekommen könnte. Eine Ablehnung würde den sicheren Tod für (v/n) bedeuten. Meiner einzigen Freundin, meiner einzigen Familie...

Auf einmal ging die Tür ruckartig auf und ein kleinerer Mann im Anzug stand vor mir. Sein Blick schien mir ins Fleisch zu schneiden. „Hältst du einen Klopfstreich für lustig, Junge?", zischte er mir entgegen. Der war schlecht gelaunt.

War das der Kommandant? Wenn ja, hatte ich es verschissen. „Levi, lass den Jungen zu Atem kommen", meldete sich eine weitere Stimme. Dieser Levi machte Platz und ich konnte einen Blick ins Büro werfen.
Ein größerer Mann mit blonden Haaren und dicken Augenbrauen saß am Schreibtisch, die Hände ineinander verschränkt.

Kein Zweifel, das war der Kommandant. Nicht nur konnte ich das an seinem ernsten aber abwartenden Gesicht erkennen, sonden auch an seiner Brosche, die er trug.
Ich atmete ein und dann fiel ich auf die Knie.

"Sie müssen mir helfen!! Sie müssen ihr helfen! Ich bitte Sie! Sie sind meine einzige Hoffnung sie lebend wiederzusehen!", schrie ich aufgelöst. All die Gefühle, die ich die letzten Tage zurückgehalten hatten fielen in sich zusammen, krachten auf mich ein.

Ich weinte und schrie immer wieder um Hilfe. Mein Atem wurde schneller und ich bekam kaum noch Luft, während ich mich beinahe an meiner eigenen Spucke verschluckte und heftig begann zu husten. "Hey, hey, beruhig dich!", rief eine Frauenstimme und wurde immer lauter. Sie kniete sich neben mich.

Vorher hatte ich sie gar nicht wahrgenommen. "Psch...Beruhige dich. Atme tief ein und aus, ja? So." Sie machte mir die Atemzüge vor und ich versuchte sie so gut es eben ging nachzumachen. Doch es kamen immer mehr Tränen.

"Er hat eine Panikattacke, Erwin", hörte ich die Frauenstimme sagen. Ich bekam nur noch am Rande mit, wie mir vier Arme aufhalfen und mich aus dem Büro schleppten. "N-Nein...Nein...N-Nein!", schrie ich weinend und wehrte mich.

Bringt mich nicht weg! Bitte erhört doch mein Hilferuf! BITTE!

Auf einmal wurde mir schwarz vor Augen und in der nächsten Sekunde klappte ich in mich zusammen. Ich hörte ein angestrengtes Schnauben, ehe mich mein Bewusstsein verließ und ich nicht wusste, wie es jetzt weitergehen würde, wo ich jetzt aufwachen würde und ob es vorbei war mit meiner Hoffnung.

Schon jetzt entschuldigte ich mich bei (v/n) sie alleine gelassen zu haben, zugesehen zu haben, wie sie alleine ins Haus rannte.
Verzeih mir, (v/n)...

1053 Wörter

⟣𝑴𝒚 𝑭𝒖𝒕𝒖𝒓𝒆 𝑾𝒊𝒕𝒉 𝑨 𝑺𝒐𝒍𝒅𝒊𝒆𝒓⟢ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt