⟣𝟓𝟎⟢

304 12 6
                                    

⟣𝑳𝒆𝒗𝒊'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢

Wir waren erst wenige Minuten auf dem Fest und schon schien es einem leichter die Sorgen und Bedenken zu vergessen, sie zu ignorieren und beiseite zu schieben.

Dank all den Ständen und den Dekorationen sah die Stadt beinahe aus wie in einem Märchen. Ich hatte ein einziges Mal ein Märchen gelesen und das nur, weil Hanji mich lediglich dazu gedrängt hatte.
Am Ende aber fand ich es gar nicht mal so schlecht. Bloß das Kitschige hatte mich gestört.

Aber was hatte ich damals schon für eine Ahnung von Liebe?
Würde ich dieses Märchen heute nochmal lesen, würde ich die ganze Zeit (v/n) vor mir sehen, mich nach solch einem Kitsch mit ihr sehnen.
Denn zur Liebe gehörte der Kitsch dazu. Küsse waren kitschig. Ebenso wie zu sagen: „Ich liebe dich."

Vielleicht hatte es mich damals so sehr gestört, weil mir genau das im Leben gefehlt hatte. Die Liebe.

„Da vorne ist Gisela. Lass mich dich vorstellen", sagte (v/n) und zog mich im nächsten Moment schon mit sich und zu einer alten Frau, die kurzes weißes Haar hatte. Sie hatte schon einige Falten im Gesicht, einen wackeligen Gang und doch schien sie fit zu sein.

„Gisela!", rief (v/n) von weitem, weswegen sich die alte Frau überrascht umdrehte.
Als sie uns sichtete, schlich sich ein breites Lächeln auf ihr Gesicht.
„Wie schön euch beide mal zusammen zu sehen!"

Ich nickte ihr freundlich zu und hielt ihr meine Hand hin.
Doch anstatt, dass sie meine Hand annahm, zog sie mich in eine starke Umarmung.

Da ich das nicht hatte kommen sehen, verkrampfte ich mich.
(V/n) neben uns lachte bloß und sobald die Frau mich wieder freigab, schenkte ich meiner Freundin einen giftigen Blick.

Das aber brachte sie noch mehr zum Lachen. Im Gegensatz zu mir erwiderte sie die Umarmung von Gisela. Zusammen sahen sie aus wie Großmutter und Enkelkind. Unwillkürlich musste ich lächeln.

Es war schön zu wissen, dass (v/n) hier nicht alleine war. Sie hatte Megie, Oliver, Gisela und Helga. Auch wenn ich fehlen würde, wusste ich, dass sie nicht alles alleine machen musste. Nicht alleine leben musste.

„Es freut mich sehr dich kennenzulernen, Levi", sagte Gisela schließlich.
„Ganz meinerseits." Meine Stimme war etwas zurückhaltend, was die alte Frau vor mir nicht zu beachten schien.
(V/n) und sie unterhielten sich noch ein wenig.

Lange aber konnten die Frauen nicht unter sich bleiben, denn wenig später kam der Mann von Gisela. Das nahm ich zumindest an, denn er ging mit zügigen Schritten auf uns zu. Hinter ihm ein junger Bursche, der das Fass mit zwei anderen Beamten aus der Miltärpolizei trug.

„Herald!", freute sich Gisela und keine Minute später wurde ich dem nächstem vorgestellt.
Der Mann war weniger fröhlich wie Gisela. Oder es lag einfach bloß an seinen Gesichtszügen, die so steif und grimmig wirkten. Kurz stellte ich mir die Frage, ob ich auch so aussehen würde, wenn ich das passende Alter erreicht hatte.

Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln.
Nein, so hätte ich ausgesehen, wenn ich (v/n) nicht über den Weg gelaufen wäre. Auch wenn sich das weniger harmloser anhörten, als es wirklich war.

„Probier du zuerst, Levi", forderte mich (v/n) auf, als Herald den ersten Wein aus dem Fass abzapfte.

Ich hatte wirklich keine Begeisterung was Alkohol anging. Nicht einmal um die unerträglichsten Gedanken zum Schweigen zu bringen hatte ich je eine Flasche Wein oder Bier in die Hand genommen.

Doch das hier war ein Weinfest. Da gehörte es sich zumindest einen kleinen Schluck zu nehmen.
Dankend nahm ich also den Krug an, der mir gegeben wurde.

⟣𝑴𝒚 𝑭𝒖𝒕𝒖𝒓𝒆 𝑾𝒊𝒕𝒉 𝑨 𝑺𝒐𝒍𝒅𝒊𝒆𝒓⟢ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt