⟣𝟏𝟐⟢

867 32 16
                                    

⟣𝑳𝒆𝒗𝒊'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢

Mit der Laterne in der Hand kam ich zurück ins Zimmer. Als ich sah, dass (v/n) eingeschlafen war, stellte ich sie leise auf den kleinen Tisch im Zimmer und setzte mich daneben auf den Stuhl.

Auch wenn sie gesagt hat, dass ich nicht bei ihr bleiben sollte, tat ich es trotzdem. Sie sah so aufgelöst aus und ich wusste, dass sie unruhig schlafen würde, wenn ich sie jetzt alleine lassen würde.

Während ich mir eines der Dokumente durchlas, das mir Erwin aufgezwungen hatte, nahm ich ihre Hand. Sanft hielt ich sie fest und strich ab und zu mit meinem Daumen über ihren Handrücken. So, wie ich es auch getan hatte, als sie im Wachkoma lag. Es überraschte mich immer noch zu wissen, dass sie alles mitbekommen hat, was ich ihr erzählt habe.

Ich dachte, dass nur ich etwas über sie wusste, aber sie nichts über mich. Das war jetzt nicht mehr so. Ich hatte ihr von meiner Vergangenheit erzählt und davon, wofür ich lebte. Sie wusste mindestens genauso viele Dinge über mich, wie ich über sie.
In mir kam ein komischer Wille auf. Ich wollte mehr von ihr erfahren, aber nicht von Liam, der mir etwas von (v/n) erzählte, sondern von ihr selbst.

Es kam mir schon beinahe illegal und surreal vor, so zu denken. Noch nie habe ich bei jemanden so etwas gewollt. Was interessierte mich das Leben von anderen? Nicht einmal bei Hanji, Erwin, Gunther oder Mike interessierte es mich.

Da ich so noch nie gefühlt hatte, verwirrte es mich. Alles, was ich gerade für (v/n) tat, verwirrte mich.
Sie hatte recht. Es war nicht selbstverständlich, dass ich mich so um sie kümmerte, ihr beistand und nach ihren Bedürfnissen handelte. Ich hätte genauso gut jetzt gehen können - so wie sie es von mir verlangt hatte. Doch ich wusste, dass sie insgeheim hoffte, dass ich bei ihr bleiben würde.

Der Fakt, dass sie mich gesucht hatte. Mich gesucht hatte, weil sie ohne mich Angst hatte. Sie brauchte mich und das war der Grund, warum ich mich dazu entschloss für sie da zu sein.

Sie hat die letzten Tage und Wochen viel durchmachen müssen. Sie brauchte jetzt eine Stütze und wenn sie mich darin sah, dann war es meine Aufgabe ihr diese Stütze zu gewährleisten.
Ich hätte damals so jemanden gebrauchen können, um aus meinem tiefen Loch zu finden. Gelegentlich waren es Isabel und Furlan gewesen, später dann Erwin. Und das war er jetzt immer noch.

Erwin gab mir einen Sinn zu leben. Und diesen Sinn wollte ich (v/n) auch geben. „Du schaffst das. Liam sagte mir, wie stark du seist und jetzt, wo ich dich sehe, weiß ich das auch", flüsterte ich und ließ ihre Hand kurz los. Ich zog die Decke höher an sie ran, sodass nur noch ihr Kopf heraus lugte.

Danach drehte ich mich zu dem kleinen Holztisch und arbeitete weiter. Ich hatte noch einige Papiere vor mir. Seufzend nahm ich einen Schluck von meinem Schwarztee und widmete mich den Blättern vor mir.

Ziemlich früh am Morgen, verließ ich dann das Krankenzimmer. Die Krankenschwester dürfte gleich nach (v/n) gucken und sie wegen Untersuchungen wecken. Da ich nicht erwischt werden wollte, obwohl Marta schon eine Ahnung hatte, dass ich (v/n) Gesellschaft leistete, ging ich zurück in mein Büro.

Dort angekommen legte ich die Papiere auf meinen Schreibtisch ab. Rechts die, die ich schon bearbeitet oder durchgelesen hatte und links die, die ich noch vor mir hatte. Es war nur noch ein kleiner Stapel.

Doch der konnte erst einmal warten. Denn innerhalb von zwei Stunden musste ich wieder das Training übernehmen, da Mike gerade eine heftige Grippe am Stecken hatte.
Seufzend also machte ich mich für den Tag fertig, zog mir eine neue Uniform an. Das Tuch meiner Mutter, klemmte ich mir vorne in den Kragen und zupfte es zurecht.

Als ich in den Spiegel sah, fragte ich mich, was die Zukunft so mit sich bringen wird. Wie lange werde ich überleben? Wie lange wird der Kampf gegen die Titanen anhalten? Wann kann ich endlich anfangen zu leben? Vielleicht war es meine Bestimmung für die Menschheit zu kämpfen, doch meine Träume und mein Wille liegen wo anders. Ich werde so lange kämpfen, bis ich mein Leben, das ich will, endlich leben kann.
Es war komisch über meine eigene Zukunft nachzudenken. Eine Zukunft ohne das Kämpfen konnte ich mir nicht vorstellen. Nicht, weil ich es liebte, sondern weil ich nie etwas anderes getan hatte.

Kopfschüttelnd sperrte ich diese Gedanken weg.
Die ganzen Rekruten mussten sich gerade fertig machen. Das hieß, dass noch keiner in der Kantine war und ich seelenruhig mein Frühstück essen konnte.

Nachdem ich das alles hinter mich gebracht hatte, wartete ich auf dem Trainingsplatz auf die Rekruten. Mal schauen, wer heute zu spät kommen würde. Nach und nach trudelten die Rekruten ein und quasselten noch, bevor das Training anfing.

Zu meiner Überraschung kam auch Liam zum Trainingsplatz. „Was machst du denn hier?", fragte ich verwundert und verschränkte die Arme.
Liam grinste. „Wollte mal ein Training mitmachen, wenn das in Ordnung ist. Ewig können (v/n) und ich ja nicht hier bleiben, wenn wir hier keine Aufgaben haben. Um hier bleiben zu können, wollte ich dem Aufklärungstrupp vielleicht beitreten", sagte er mir.

Ich war tatsächlich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass Liam sowas in Betracht zog. Aber er hatte Recht. Wir konnten die beiden nicht ewig hier behalten. Wenn das der Staat mitbekam, würde die Hölle heiß sein. Und wenn Liam und (v/n) auf der Straße landeten, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie in den Untergrund geschickt werden würden.
Bei diesem Gedanken erschauderte ich. (V/n) mir in diesem Drecksloch vorzustellen, wo es nur so von ihren Ängsten wimmelte, wollte ich mir nicht ausmalen.

„Wenn Erwin damit einverstanden ist", sagte ich, obwohl mir dieses Mal Erwins Meinung und Entscheidung scheiß egal gewesen wäre. Ich wollte den beiden nicht ihre Zukunft zerstören, indem sie hier rausgeschmissen werden.
„Ist er."

Und somit gab es ein Balg mehr, was ich zu trainieren hatte. Die anderen wussten den Ablauf schon und konnten auch mit der Ausrüstung umgehen. Liam allerdings nicht und ich weigerte mich auch ihm sofort mit dem Teil einzuweihen.

Während die anderen also Attrappen in der Luft den Nacken zerschnitten, gab ich Liam Anweisungen, wie er sich verteidigen oder angreifen konnte. Ich war sein Partner. Petra und Eld waren so nett gewesen und übernahmen die Aufsicht der anderen.

„Sie werden mir aber nichts brechen, oder?", fragte er mich. Kühl guckte ich ihn an. „Ich kann dir nichts garantieren. Bei diesem Training gab es des Öfteren schon gebrochene Arme, Beine und Nasen. Stell dich darauf ein. Das beste, was du dir brechen kannst ist deine Nase", antwortete ich und machte ihm vor, wie er in Kampfposition zu gehen hat.

„Greif einfach an. Ich muss mir erst einmal ein Bild von dir machen", wies ich ihn an. Und er griff genauso an, wie ich es erwartet hatte: unerfahren und unkontrolliert, ohne dabei nachzudenken.

Innerlich stieß ich einen Seufzer aus. Das kann ja was werden...
Damit beide aber hier bleiben durften, machte ich mit mir selber einen Diel aus. Ich würde Liam so gut es ging für die nächste Aufnahme der Ausbildung vorbereiten.

Doch, ich berücksichtigte nicht, dass die Ausbildung drei Jahre dauerte und auch nur Liam diese antrat. Ich berücksichtigte nicht, dass (v/n) solange keinen Grund hatte hier zu bleiben...

1231 Wörter

Da bin ich wieder. Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen👀❤️

Daily Katzenfoto:

Daily Katzenfoto:

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
⟣𝑴𝒚 𝑭𝒖𝒕𝒖𝒓𝒆 𝑾𝒊𝒕𝒉 𝑨 𝑺𝒐𝒍𝒅𝒊𝒆𝒓⟢ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt