⟣𝟏𝟏⟢

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⟣𝑽/𝒏'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich öffnete jedoch nicht meine Augen. Stattdessen wartete ich darauf Levi's Stimme zu hören, oder das Rascheln der Papiere zu hören, den Duft seines Tees zu riechen, doch nichts davon erreichte mich.

Langsam öffnete ich dann doch meine Augen. Es war stockdunkel im Raum, da die Vorhänge zugezogen wurden, sodass nicht einmal das Mondlicht zu mir ins Zimmer durchdring.
Panisch stand ich auf, um die Vorhänge aufzuziehen, doch stattdessen musste ich mich festhalten. Meine Beine waren weich und zittrig. Nur mit Mühe und ganz viel Kraft schaffte ich es zum Fenster.

Den Vorhang aufziehen ging viel schneller. Sofort sah ich dem Mond entgegen und konnte beruhigt sein, dass ich nun wieder mehr als nur Umrisse des Raumes erkannte.

Dennoch änderte das nichts daran, dass ich alleine war. Alleine in diesem Raum. Das war die erste Nacht, in der ich komplett alleine war. Wie gesagt, war Levi immer bei mir gewesen und ich konnte beruhigt seiner Stimme lauschen. Diese Nacht aber war er nicht da und das verunsicherte mich. Warum war er nicht bei mir?

Wie automatisch bewegten sich meine Beine in Richtung Tür. Ich griff nach den Krücken und und öffnete die Tür. Sie knarrte leise, als sie aufglitt. Die Krücken klemmte ich mir unter die Achseln und setzte einen Fuß vor dem anderen. Auch das war anstrengend und dennoch erleichterten mir diese Krücken einiges.

Mitten im Flur blieb ich ratlos stehen. Die Treppe nach unten, das wusste ich, führten bloß zu den Toiletten, der Mensa und dem Ausgang. Die Schlafzimmer der Rekruten waren hier oben. War Levi's Büro, auch hier oben? Oder musste ich noch ein Stockwerk höher?

Ich guckte zu den Treppen, die weiter hoch führten. Mir kamen diese wie ein großer Berg vor, der schwierig war alleine zu besteigen. Da ich mir sicher war, dass Levi noch wach war, entschloss ich mich dazu nach ihm zu fragen. Ich hoffte dabei inständig, dass mich kein anderer hören würde.

„Levi?..."
Meine Stimme war unerwartet laut. Erschrocken presste ich die Hand vor meinem Mund. So langsam kehrte die Kraft in meinen Stimmbändern zurück, die ich entweder bis auf äußerste gefoltert und strapaziert hatte oder seit Tagen und Wochen nicht benutzt hatte.

Als ich nochmal nach ihm fragte und wieder niemand aus der Tür getreten kam, seufzte ich und starrte die Treppen an. Dann musste sein Büro oder Schlafzimmer wohl oben sein...

Mit meinen Krücken also überwältigte ich die erste Stufe und ich hatte schon jetzt Angst nach hinten umzukippen. Dennoch nahm ich auch die zweite, dritte und vierte Stufe. Ich hatte noch in etwa zehn Stück vor mir.
Als ich sechs weitere geschafft hatte und fast oben ankam, hielt ich inne, als unten eine Tür zufiel. Auf einmal fühlte es sich verdammt verboten an hier mitten in der Nacht auf den Treppen zu stehen.

Ich gucke hinter mir die Treppen runter. Als ich sah, dass Levi aus dem unteren Stockwerk die Treppen hochkam, japste ich auf. „Levi!", rief ich, wieder einmal viel zu laut. Sofort guckte er geschockt von einem Platt Papier auf und suchte mich in der Dunkelheit. „(v/n)?", fragte er geschockt und ich hörte es Klirren. Er stellte etwas auf den Boden ab, was ich als Tasse identifizieren konnte und kam schnell die restlichen Treppen zu mir hoch.

Als ich kurz ins Schwanken kam, hielt er mich sofort fest. „Was machst du denn hier? Dort oben sind unbesetzte Räume, Labore und Ausrüstungen, sowie Klingen", sagte er. Augenblicklich wurden meine Wangen heiß. Es war mir peinlich es auszusprechen, doch ich tat es, als er mich abwartend anguckte.

„Ich habe nach dir gesucht...Du hast nicht auf meine Rufe geantwortet, deswegen dachte ich du seist hier oben", nuschelte ich, was ihn ein Seufzen entlockte. „Aber warum suchst du denn nach mir? Du solltest schlafen", meinte er und half mir langsam wieder die Treppen runterzukommen.

Kurz schluckte ich. „Ich...Du warst nicht da und...und ich habe mich gefragt, wo du bist", gestand ich ihm. Er musste überrascht oder auch überfordert mit meiner Antwort sein, denn er schwieg einige Zeit, bis er sich fing. „Du bist eingeschlafen. Deswegen bin ich gegangen, um dich nicht weiter zu stören", gab er mir zu verstehen. Ich konnte das natürlich nicht verstehen.

„Aber du warst sonst auch immer da. Und da habe ich auch geschlafen!", sagte ich aufgebracht. Es erschreckte mich selber, wie ich reagierte. Levi hatte doch keine Pflicht bei mir zu sein, warum also wollte ich denken, dass es seine sei?

„Das war eine andere Situation. Aus diesem „Schlaf" konnte ich dich gar nicht wecken, wenn ich geredet habe, aber jetzt bist du nicht mehr im Koma, (v/n). Du schläfst jetzt wieder normal, kannst normal aufwachen. Du brauchst diesen Schlaf und diese Ruhe, den dieser mitbringt", antwortete er und guckte mich etwas besorgt an.

Ich traute mich nicht ihm zu widersprechen. Was war los mit mir? Ich konnte doch nicht von Levi verlangen, dass er sein Leben für mich umkrempelte, bloß weil ich nichts anderes gewohnt war, als ihn in meiner Nähe zu haben. Ich war fast ganze zwei Wochen alleine und verlassen in einem Keller, wo ich dachte, dass ich ihn niemals wieder verlassen würde. Dann hatte Levi mich gerettet, war die ganze Zeit über nachts bei mir und hat mich unglaublich viel in sein Leben blicken lassen. Er war die erste Person seit langem gewesen, die mit mir gesprochen und mir Gesellschaft geleistet hatte.

Natürlich war auch Liam tagsüber bei mir, aber Liam kannte ich. Ich wusste, dass ich ihm viel bedeutete und er bedeutete mir auch viel. Levi aber..., er war mir fremd und ich ihm, und dennoch war er so für mich da. Jeder andere hätte das wahrscheinlich nicht gemacht - mir von seinem Leben erzählt und mir immer wieder gesagt, dass er glücklich darüber war, mich gerettet zu haben.

Auf einmal war es wie Gewohnheit geworden, dass er nachts bei mir war und mit mir sprach. Dass er da war, wenn ich mal in der Nacht aufwachte. Wie oft wollte ich ihm antworten? Mich dafür bedanken, was er für mich getan hat und immer noch tat?
Levi war mein Fels in der Brandung. Er hatte mich aus diesem tiefen Loch rausgeholt und half mir jetzt wieder ins Leben zurück zu finden.

Mir beschlich sich gerade ein komisches Gefühl. Ich wollte es nicht sein, aber ich musste mir jetzt schon eingestehen, dass ich höchstwahrscheinlich von Levi abhängig war. Und ich wusste ebenso, dass das nicht in Ordnung war. Levi hatte sein eigenes Leben, in das ich mich zwar reingeschlichen hatte und dennoch gab es mir nicht das Recht von ihm zu verlangen, so weiterzumachen wie zuvor.

„Ich bleibe in der Nacht bei dir, bis ich selber schlafen gehe", sagte Levi auf einmal. Im ersten Augenblick wollte ich „JA" schreien und das durchgehen lassen, mir einreden dass das in Ordnung sei. Doch ich ermahnte mich selber. „Nein...Ist...Ist schon in Ordnung...", murmelte ich müde und die Erschöpfung zerrte so an mir, dass ich keine Kraft dazu hatte mit mir selber zu diskutieren, was jetzt richtig oder falsch sei.

„Wenn du dich dadurch sicherer fühlst, ist das in Ord-„, ich unterbrach ihn. „Nein...Das ist absolut nicht in Ordnung, Levi...Gewöhn dich nicht wegen mir um. Ich schaffe das schon...", sagte ich leise und ging mithilfe der Krücken wieder zum Krankenzimmer.

Levi kam mir hinterher und half mir ohne Probleme wieder ins Bett zu kommen. Als ich lag und mich zudeckte, drehte Levi sich nochmal zu mir um. „Bist du dir sicher?"

Ich zögerte. Und doch nickte ich schließlich. „Kannst du aber bitte eine kleine Laterne ins Zimmer stellen?...Damit ich sehe, wo ich bin...", flüsterte ich.
„Natürlich. Warte einen Moment", bestätigte der Schwarzhaarige mir und verschwand aus dem Zimmer.
Ich bekam schon gar nicht mehr mit, wie er die Laterne ins Zimmer brachte, da ich im nächsten Moment schon in den Schlaf fiel...

1317 Wörter

Ich wünsche euch eine schöne gute Nacht! Schlaft gut und bis bald!👀❤️

⟣𝑴𝒚 𝑭𝒖𝒕𝒖𝒓𝒆 𝑾𝒊𝒕𝒉 𝑨 𝑺𝒐𝒍𝒅𝒊𝒆𝒓⟢ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt