⟣𝟕⟢

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⟣𝑳𝒆𝒗𝒊'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢

Sie hatte einen kaum merklichen Puls gehabt. Er war so schwach, dass ich mir sicher war, dass sie es niemals lebend zurückschaffen würde. Als ich sie hochgenommen und hinausgetragen hatte, krampfte sich tief in meinem Herzen etwas zusammen, als ihr Körper bloß schlaff hinunter hing.

Liam war aus seiner Starre aufgewacht, war danach aber sofort in Ohnmacht gefallen, zu schrecklich war der Anblick für ihn gewesen. Auch für mich war er das, aber ich hatte mir unbewusst zur Aufgabe gemacht sie zu beschützen, nicht los zu lassen und ihr Kraft zu schenken.

Ich hatte versucht sie zu wecken, doch sie hatte auf nichts reagiert. Ihr Puls wurde immer schwächer, bis er einmal gar nicht mehr zu spüren gewesen war. Ich hatte mein Ekel überwunden und sie wiederbelebt. Eine einfache Herzdruckmassage und eine Mund zu Mund Beatmung hatte ausgereicht.

Nun saß ich hier im Krankenzimmer und beobachtete sie. Sie hatte eine süße Stupsnase und schön geschwungene Lippen, die mittlerweile wieder an Farbe gewonnen haben. Ihre Haare hatten wir schneiden müssen, sodass sie nur noch Kinnlang waren. Ihre Haut hatte wieder normale Farbe angenommen, auch wenn ihr Körper dennoch nicht gesund aussah.

Ihre Augenlider zuckten ab und zu mal leicht, doch sonst rührte sie sich nicht. So war das jetzt schon seit einer Woche.
Sie wurde mit Flüssigkeit ernährt und gut von der Krankenschwester gepflegt.

Liam hatte sie so stürmisch umarmt, dass ich ihn hatte rausschmeißen müssen. Nachdem ich ihm eine Predigt gehalten hatte, dass sie Ruhe brauchte und er ihr eine Möglichkeit zum atmen lassen sollte, verstand er und hielt einfach nur ihre Hand.

Ich weiß nicht warum, aber ich saß hier jede Nacht wenn ich nicht schlafen konnte und trank meinen Tee.
Immer wieder drehten sich meine Gedanken um das, was mit ihr passiert war und wie froh ich darüber war, dass wir sie noch rechtzeitig gefunden hatten.

Immer wenn Liam hier war erzählte er ihr, oder mir, je nachdem, was sie schon alles erlebt hatte und wie sie war.
Aus seinen Erzählungen heraus wusste ich, dass sie in einem Kleidergeschäft arbeitete, sich ihre Kleidung aber selber nähte. Sie konnte überhaupt nicht kochen, oder wollte es nicht.

Er erzählte mir, dass sie damals für ihre Eltern versucht hatte zu kochen. Jedoch kamen sie nicht nach Hause, Liam's Vater hatte ihr die schreckliche Neuigkeiten überbracht und seitdem wollte sie nicht mehr kochen. Meistens hatten Liam und sie zusammen gegessen, weswegen er das Kochen übernommen hatte.

(V/n) war 18 geworden. Sie war nett, hilfsbereit, hatte immer ein Ohr offen und war immer für Liam da gewesen. Immerhin hatte nicht nur sie ihre Eltern verloren. Zudem las sie gerne und liebte es im Garten neue Blumen einzupflanzen.

Es kam mir falsch vor so vieles über sie zu wissen, was ich aber nicht von ihr erfahren hatte.
Unbewusst griff ich nach ihrer Hand und schloss sie in meinen ein. Auch wenn sie längst nicht mehr so unterkühlt war wie im Keller, wollte ich ihre Hände warm halten.

Ich hielt ihre Hand eine halbe Stunde, eine Stunde, zwei Stunden. Ich ließ sie erst wieder los, als ich beschloss mir noch einen Tee zu machen. Vorsichtig ließ ich ihre Hand los und stand auf. Mit meiner Tasse verließ ich dann das Krankenzimmer und suchte die Küche auf.

Während das Wasser kochte, lehnte ich mich an der Wand an.
Als Liam vor fast zwei Wochen zu uns kam und uns angefleht hatte seine Schwester, oder eher seine beste Freundin, zu retten, war ich absolut nicht bereit gewesen mehrere Opfer für eine einzige Person aufzubringen. Ich akzeptierte Erwins Entscheidung zwar, aber zufrieden war ich mit ihr nicht. Wäre diese Entscheidung von wem anders gekommen, hätte ich sie nicht befolgt.

Jetzt aber wusste ich, dass ich es nicht bereuen werde mit Erwins Entscheidung gegangen zu sein.
Zu sehen, dass Liam seine wichtigste Person nicht verloren hatte, machte mich stolz. Ein Menschenleben gerettet zu haben, machte mich stolz.

Auch wenn ich nicht vorhersehen konnte, wie es weiterging, wusste ich, dass zwischen (v/n) und mir eine enge Bindung entstehen würde. Nicht einfach nur weil ich sie gerettet hatte, sondern auch weil sie mich hatte stolz gemacht. Stolz darauf gemacht, dass ich ein Soldat war, der Menschenleben rettete, der den Entscheidungen anderer treu blieb.

Ich wusste nicht, was da in mir los war. Ich wusste nicht, warum ich so fühlte wie ich fühlte, oder warum ich so dachte wie ich dachte. Ich wusste bloß, dass (v/n) mir viel bedeutete, trotz dass ich sie nicht kannte. Ich wusste, dass ich sie auch weiterhin beschützen wollte und dass ich sie nicht mehr so einfach aus meinen Gedanken oder meinem Herzen löschen konnte.

Unbewusst hatten Liam und sie mich zu einem besseren Menschen gemacht...

Mit dem Tee zurück im Zimmer angekommen, stellte ich diesen ab und schloss die Tür hinter mir.
Als ich mich zurück neben das Bett setzte, griff ich erneut nach ihrer Hand. „Liam hatte recht damit, dass du stark bist", flüsterte ich und strich über ihren Handrücken.

Kurz schloss ich meine Augen, um die Stille zu genießen, als sich ein Finger von ihr auf einmal bewegte.
Sofort riss ich sie wieder auf und guckte zu ihr.

Was sollte ich machen, wenn sie jetzt aufwachen würde? Wäre das nicht komisch und erschreckend für sie einen wild fremden Mann am Bett sitzen zu haben, der ihre Hand hielt?
Während ich überfordert nach einer Lösung suchte, geschah weiter aber nichts. Immer noch schlief sie, atmete ruhig und bewegte sich nicht weiter.

Vielleicht hatte ich mir das selber auch nur eingebildet. Ich war bestimmt müde.
Als mir nach einer halben Stunde beinahe immer wieder die Augen zufielen, entschloss ich mich schlafen zu gehen. Es war mitten in der Nacht.

Langsam also stand ich auf und ließ (v/n) alleine im Zimmer zurück. Morgen Früh würde die Krankenschwester nach ihr gucken und Liam würde höchstwahrscheinlich auch wieder bei ihr sein. Meine Zeit sie zu besuchen war immer erst gegen Abend, bis spät in die Nacht.

So genau konnte ich es mir nicht erklären, warum sie sich so plötzlich und unbemerkt in mein Herz geschlichen hatte. Vielleicht erinnerte sie mich an Isabel..., die ich nie retten konnte...

1026 Wörter

Ein Kapitel an frühen Morgen, weil ich sowas liebe und ihr vielleicht auch❤️👀

Habt einen schönen Tag! 🤗

Daily Katzenfoto:

Dann starte ich hier mal mit Olli🐈❤️

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(erneut gepostet weil es nicht jeden angezeigt wurde)

⟣𝑴𝒚 𝑭𝒖𝒕𝒖𝒓𝒆 𝑾𝒊𝒕𝒉 𝑨 𝑺𝒐𝒍𝒅𝒊𝒆𝒓⟢ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt