SEVENTYFIVE

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Catys PoV
Um ehrlich zu sein spukt mir dieser Satz des Chefs, dass wir den Job innerhalb der nächsten Woche beenden würden, die ganze Zeit im Kopf herum. Und dann? Dann würde ich wieder mein altes, manchmal langweiliges Leben leben. Ohne spannende, neue Erfahrungen zu sammeln, jedoch ab jetzt ohne Taylor. Aber vorallem ohne Harry. Ohne ihn. Es erschien mir plötzlich so unmöglich mir ein Leben ohne ihn vorzustellen. Doch wie soll es sonst weitergehen, wenn das hier zuende ist? Er wird einfach weiterhin seine Arbeit machen und sein Leben weiterführen, mit den ganzen Frauen, und ohne einen Gedanken an mich zu verschwenden... Oder nicht? Ich hab nie so ernsthaft darüber nachgedacht, wie es mit 'uns' nach der Sache hier weitergehen würde... Ich fände es auch absurd anzunehmen, wir würden 'Freunde bleiben', weil es nicht das ist, was ich will... Aber was will ich dann? Das werde ich entgültig herausfinden müssen. Dieses ewige hin und her und nicht sicher sein, was Sache ist... Macht mir echt zu schaffen.
Oh, ich hab garnicht bemerkt, dass Harry sich etwas aus der Umarmung gelocktert hatte und mich nun fragend ansah.

"Caty,... ich kann dir versichern, dass ich dich nicht einfach so gehen lasse." sagte er leise und ich spürte, dass er das ehrlich meinte. Ich wusste, dass er diese Aussage auch auf die Zeit bezog, wenn wir diesen Job erledigt haben. Wie so oft sahen wir uns in die Augen. Manchmal sagen Blicke wirklich viel mehr, als es Worte tun könnten. Wenn ich tief in mich gehe, will ich ihn in solchen Momenten immer küssen, oder will, dass er mich küsst. Schon die ganze Zeit über. Ich weiß schon lange, dass ich Gefühle für ihn habe, ich lasse sie nur nicht zu, weil ich unsicher bin und Angst habe, mich fallen zu lassen, und dann enttäuscht zu werden. Aber es gehört zum Leben dazu, enttäuscht zu werden, und wenn man nichts riskiert, kann man auch nichts gewinnen... Oder?

"Entweder wir gehen jetzt zum Auto, oder ich muss dich leider küssen und garantiere für nichts mehr... Die Entscheidung liegt bei dir, aber ich kann dir sagen, wofür ich mich entscheiden würde..." flüsterte Harry und lächelte mich warm an.
'Dann küss mich!' würde ich am liebsten sagen. 'Bitte, tu es!'. So offensiv wäre ich aber nie gewesen, deswegen machte sich eine große Erleichterung in mir breit, als er ohne Worte dann endlich seine weichen, warmen Lippen auf meine legte.
Ich beschloss mich bei diesem Kuss nicht zurück zu halten, keine Zweifel zuzulassen... Wobei ich diese ab einem gewissen Punkt sowieso nicht mehr im Kopf habe.
Versunken in einen wunderbaren Kuss spürte ich, dass Harrys Arme, welche um meine Taille geschlungen waren, mich stärker an sich drückten und ich fuhr sanft mit meinen Händen in sein Haar. Nach einer ganzen Weile in dieser Position bewegten wir uns auf das Bett zu und er ließ sich mit seinem Rücken darauf fallen.

"Au!" machte ich leicht schmerzlich, als ich auf ihm landete und diese Landung nicht gerade vorteilhaft für meinen Schmerz im Rücken war.

"Oh shit, sorry, daran hab ich garnicht mehr gedacht... Ich hab ehrlich gesagt an garnichts gedacht im Moment..." sagte Harry leise und hörbar erregt, als ich mich dennoch an ihn schmiegte und lächelte.

"Tat nicht sehr weh, ist okay." sagte ich leise und legte, nachdem wir uns anlächelten, meine Lippen wieder auf seine. Synchron bewegten sich unsere Lippen und er legte einen Arm um mich, hielt mich fest, und seine andere Hand legte er sanft an meine Wange. Es kribbelte sehr in mir, und ich fing an zu bereuen, dass ich solchen Sitationen immer ausgewichen bin und mir wurde bewusst, dass ich definitiv nicht mehr auf ihn verzichten kann...

"Was machst du bloß mit mir?" flüsterte Harry zwischen den Kuss. Oh man, so langsam konnte ich nicht mehr regelmäßig atmen...

"Ich weiß es nicht... Aber es gefällt mir. " flüsterte ich grinsend zurück.

Harrys Hände bewegten sich nun von meinen Schultern meinen Rücken hinab, langsam, bis er sie schließlich auf meinen Po legte und einen leichten, aber nicht aufdringlichen Druck darauf ausübte. Es fühlte sich so unbeschreiblich gut an, seine Nähe zu spüren.

"Du weißt wirklich genau, was du tust." flüsterte ich schmunzelnd und wir sahen uns kurz in die Augen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich für meine Verhältnisse gerade wirklich sehr viel Körperkontakt zuließ, und es sich keineswegs unwohl anfühlte.

"Und du müsstest genau wissen, was ich noch so alles mit dir machen will... Oh Gott, davon könnte ich dir garnicht erzählen." flüsterte er schmutzig und legte seine Lippen wieder auf meine. Plötzlich wurde ich ein wenig nervös, diese Situation war wirklich neu für mich, doch ich streubte mich nicht dagegen, sondern ging darauf ein. Ein leises Stöhnen verließ meinen Mund, als er den Druck auf meinen Po erhöhte und seine Zungenspitze meine Lippen streifte.

"Hmmm, genau dazu wollte ich dich schon bringen, seit ich dich das erste mal sah." flüsterte Harry genüsslich. Ich löste mich augenblicklich von ihm und sah ihn etwas verwirrt an.

"Das klingt so wie 'ich wollte dich schon die ganze Zeit über ins Bett kriegen'!" sagte ich etwas empört aber lächelnd, auch wenn ich wusste, dass er das eben nicht darauf bezogen meinte. Er bezog sich nur auf das Stöhnen, welches ich ihm zu verdanken hatte.

"Baby, du weißt wie ich das meine..." wisperte er und hinterließ eine Reihe von Küssen auf meinem Hals, welche mich fast entgültig um den Verstand brachten.

"Harry..." hauchte ich und schob ihn ein bisschen von mir weg.

"So darfst du meinen Namen gerne jedesmal aussprechen, das ist so sexy..." flüsterte er schmunzelnd und schob seine Hände unter mein Oberteil, um sie auf meiner Hüfte zu platzieren. Etwas unbehaglich fühlte ich mich jetzt schon ein bisschen... Immerhin sind wir immernoch 'nur Kollegen' und in keiner Liebesbeziehung, obwohl ich diese Handlungen von uns gerade schon in die Schublade packen würde, die bei mir mit dem Namen 'Liebesbeziehung' beschriftet wäre.

"Ich,... Ähm, also, können wir jetzt losfahren?" fragte ich leise und etwas unsicher, aber innerlich brannte ich immer noch, während ich noch auf ihm lag.

"Hmmh... Wenn du das unbedingt willst..." sagte er. Man konnte heraushören, dass er momentan ganz andere Sachen vor Augen hat, als zu diesem nächsten Hotel zu fahren...
Ich wollte trotzdem nicht sofort aufspringen, nein, ein klitzekleines bisschen wollte ich den Augenblick noch genießen, also drückte ich meine Lippen noch ein letztes Mal kurz auf seine. Nun stöhnte er leise und hob seine Hüfte ein wenig nach oben, bevor ich mich wieder seinen Lippen entriss. Oh Gott, ich sollte damit langsam aufhören, sonst bekommt der noch einen... Und ich würde ihm nicht helfen... das wieder loszuwerden!
"Ähm, ja, dann... Werde ich mal, aufstehen, ähm und... Meine Handtasche nehmen." sagte ich plötzlich nervös und errötet als ich mich von ihm löste, aufstand und meine Handtasche von der Couch nahm. Ich sah ihn etwas unbeholfen an und er schwieg einen Moment. Er stand auf und kam auf mich zu.

"Das war.... Wirklich sehr schön, Caty." sagte er immer noch beeindruckt und schmunzelnd und blieb vor mir stehen. Sein Blick sagte soviel wie 'ich hab gewusst, dass du mir nicht ewig widerstehen kannst' , er sah an meinen Körper auf und ab, und er hatte Recht. Von Anfang an. Es war klar, dass ich ihn nicht jeden Tag sehen kann und ihm auf ewig widerstehen könnte... Aber ging es zwischen uns denn nur darum? Um die reine körperliche Anziehung? Jedenfalls nicht für mich... Ihm wohl trotzdem weiterhin, oder? Wenn ja, dann war es, dass ich mich hab fallen lassen für ein paar wunderschöne Minuten, ein Fehler. Er öffnete die Hotelzimmertür, um unsere Koffer in den Fahrstuhl zu tragen.
Ich folgte ihm mit erröteten Wangen und einer kleinen Wut auf ihn. Er meinte erst, dass er mich schon seit er mich das erste mal sah dazu bringen, für ihn zu stöhnen... Und ich tat es auch noch, verdammt, ich hab meine Vernunft verloren! Er wird mich verletzen, das weiß ich jetzt schon. Alleine die Tatsache, dass er nicht auf der Suche nach Liebe oder einer festen Bindung ist, tut weh... Es sei denn, er hat seine Meinung geändert, aber dafür gibt es keine echte Erklärung, na gut, die gibt es für die Liebe ja auch nicht... So viele Fragen, die ich mir selbst nicht beantworten kann, und auch einige, die ich mir nur mit seiner Hilfe beantworten kann. Wir liefen gemeinsam zum Auto, verstauten das Gepäck und fuhren los.
230km entfernt lag das Hotel, es war mindestens so schön wie das andere! Ich erwischte mich während der Fahrt mindestens zwanzig mal dabei, wie ich Harry ansah. Zweimal wies er mich darauf hin und sagte sowas wie 'selbst sabbernd würdest du noch genauso heiß aussehen, und erst recht wenn du es meinetwegen tust' oder 'ich würde dich gern genauso ansehen, nur leider müsste ich nebenbei darauf achten, nicht von der Straße abzukommen und uns beide in den Tod zu reißen'.
Nachdem wir einen Parkplatz gefunden haben gingen wir mit unserem Gepäck in die Lobby.

the job [h.s.] #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt