EIGHTYNINE

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Catys PoV

"Natürlich können wir das." sagte er selbstgefällig, drehte sich sofort um und schloss die Tür mit einer Handbewegung auf.

"Kein Grund, gleich eifersüchtig zu werden." sagte er grinsend und hielt mir die Tür auf. Ich sah ihn nur gespielt verärgert an, und betrat dann ohne Kommentar den Raum.

"Das war einfach nur überflüssig, mehr nicht." beharrte ich und sah mich zwischen den wandhohen Regalen etwas um.

"Natürlich." sagte er und ich konnte sein Grinsen in der Stimme hören. Abgesehen davon, hätte ich auch wirklich keinen Grund, auf genau diese Frau eifersüchtig zu sein. Selbst Harry sollte wissen, dass sie weder viel zu bieten, noch viel im Kopf hatte. Gut, werden wir mal nicht zu bösartig, vielleicht war sie ja nun auch nicht dumm, und sah nicht soooo schlecht aus...

Harrys PoV

Natürlich war das erst nur ein kleiner Spaß, so war ich nunmal, ich hab es nicht zu weit getrieben und im Endeffekt musste sie ja auch darüber schmunzeln. Catylein. Wie könnte ich denn ernsthaft eine andere Frau anflirten, wenn ich Caty bei mir habe? Naja, wenn, dann höchstens unter alkoholeinfluss. Inzwischen hatten wir unsere ersten Akten beisammen und studierten sie gründlich.
Doch meinen Kopf bekam ich nicht so richtig frei. Es schlichen sich immer wieder Gedanken über Caty und uns beide in meinen Kopf. Würde ich überhaupt dazu fähig sein, sowas wie eine Beziehung zu führen? Wenn, dann konnte und wollte ich das nur mit ihr. Das stand fest. Aber was war das denn genauer zwischen uns? Ich konnte meine Gefühle nicht so ganz klar deuten, auf jeden Fall genoss ich jeden Kuss, jede Berührung, alles viel mehr, als je zuvor. Sie geht mir, seitdem ich sie das erste Mal sah, nicht mehr aus dem Kopf. Ging es ihr genauso? Wollte sie mich genauso, wie ich sie? Und würde sie mir glauben schenken? Schließlich sagte sie schon ab und zu, dass das nicht funktionieren würde... Und ich sie verletzen würde.

Nach ungefähr zwei Stunden waren wir soweit, dass wir ein paar wirklich verdächtige Typen gefunden hatten und ein paar Seiten am PC an unseren Chef schicken konnten.
Zwischendurch musste ich einmal zur Toilette nach oben gehen, kaum war ich wieder auf dem Rückweg, quatschte mich nochmal diese Mirella, oder wie sie hieß, an. Sie meinte, sie hat bald Feierabend, und ehe sie es verpasst, wollte sie mir noch ihre Nummer da lassen. Dann steckte sie mit einen kleinen Zettel zu und ich meinte nur, ich muss echt dringend weiter arbeiten, und bin dann wieder nach unten zu Catys ins Archiv gegangen.

"Puh, das wars dann also. Ich hab ja im Grunde täglich mit Akten zu tun, aber ehrlich gesagt ist das hier unten echt anstrengend, so im Dunkeln, so ganz alleine, im Keller und außerdem sind das alles alte Sachen..." sagte sie erschöpft und schlug die letzte Akte zu.

"Also die Tatsache, alleine mit dir im Dunkeln zu sein, finde ich nicht gerade schlimm daran..." flüsterte ich ihr ins Ohr, als ich mich hinter sie stellte, während sie die letzte Akte wieder einsortierte.

"Harry, was soll das werden?" fragte sie etwas verwirrt und ich legte meine Arme um sie.

"Darf ich dich nicht umarmen, Baby?" raunte ich ihr ins Ohr und küsste kurz ihre weiche Haut darunter. Da ich merkte, wie es ihr gefiel, küsste ich sie noch an vier, fünf anderen Stellen am Hals. Vorsicht schon ich meine Hände unter ihr Oberteil und hielt sie an der Taille fest.

"Warum um alles in der Welt musst du das nur... So gut machen..." flüsterte sie und musste leise seufzen.

"Harry..." flüsterte sie nun nachdenklich und drehte sich zu mir um.

"Ja?" fragte ich sie leise.

"Vielleicht sollten wir... Bei Gelegenheit mal... Über eins, zwei Sachen reden. Was uns betrifft." sagte sie und biss sich auf ihre Unterlippe.

"Das liegt ganz in meinem Interesse." sagte ich lächelnd, doch sie sah mich eher zweifelnd, als lächelnd an. Hieß das denn etwa nichts Gutes...?
Ich ließ sie langsam los, sie ging und nahm ihre Tasche vom Stuhl.

"Also dann, können wir ja wieder los machen?" sagte sie fragend und räusperte sich kurz. Ich nickte und wir gingen, nachdem ich abgeschlossen hatte, wieder nach oben. Ich hab einem Mitarbeiter den Schlüssel wieder und beim rausgehen kramte ich den Autoschlüssel aus meiner Hosentasche. Versehentlich fiel mir ein Zettel hinaus, und Catys Blick fiel sofort auf das kleine Stück Papier, welches nur einmal zusammengefaltet war und sich deshalb gut lesbar geöffnet hatte. Oh, fuck! Die Handynummer war das eine, aber dass dort dann auch noch 'Mira' oben stand und darunter 'freue mich auf unser Wiedersehen! Bis bald!' machte die Situation aus Catys Sicht wahrscheinlich eindeutig.
Sie sah vom Zettel aus direkt in meine Augen. Ihr Blick war leer und sah wirklich enttäuscht aus, er sagte soviel wie 'Ich hätte es wissen müssen.' und sie ging an mit vorbei Richtung Auto. Achtlos ließ ich den Zettel liegen und folgte ihr zügig.

"Caty, warte, ich werde sie nicht wiedersehen! Cat!" rief ich ihr hinterher, bis ich sie erreicht hatte und nun neben ihr her lief. Sie sah stur nach vorne.

"Es ist nicht so, wie du denkst. Lass es mich dir bitte erklären, Catylein." sagte ich bittend, als wir am Auto ankamen.

"Ich kenne dich, Harry, und nach der Situation erst, die ich mitbekommen habe, und der, von der ich offenbar gar nichts mitbekommen habe - ich weiß nicht, ob ich dir im Moment noch irgendwas glauben könnte." sagte sie enttäuscht, sah mich kurz an und dann auf den Boden.

"Eben, Caty, du kennst mich! Und die wirklich blöde und arschige Seite an mir ist nicht die einzige. Lass es mich erklären, bitte." sagte ich ruhig und lehnte mich mit meinem Arm neben ihr ans Auto. Sie schüttelte den Kopf.

"Lass uns einfach losfahren. Du bist mit keine Erklärung schuldig..." flüsterte sie hörbar enttäuscht. Doch, verdammt, natürlich bin ich das! Ich wollte ihr jede Erklärung schuldig sein. Ich wollte ihr ehrlich diese Sache erklären!

"Jetzt... Mach nicht schon wieder dicht vor mir! Verdammt! Ich dachte, das haben wir endlich hinter uns." sagte ich ein wenig aufgeregt und schlug etwas wütend gegen das Autodach.

"Jetzt sehe ich ja wieder einmal, was deiner Definition von 'uns' entspricht. Es geht einfach nicht, Harry. Ich weiß nicht, was ich auch anderes erwartet hätte... Aber offensichtlich kann man von dir nichts anderes erwarten, als eine Nacht, und schon hälst du deine Augen nach hübschen Alternativen offen." sagte sie nun wütend, aber ihre Stimme triefte vor Enttäuschung.

"Ich, das stimmt doch gar nicht! Ich habe überhaupt nichts getan! Weißt du eigentlich, wie es mich abfuckt, dass du mich von vorne herein in diese Schublade mit der Beschriftung 'Arschloch' steckst!" sagte ich und sie drehte sich zu mir um und wir sahen uns in die Augen.

"Wie soll ich diese Schublade denn sonst nennen? Du kannst nicht leugnen, dass du auf ihre Flirts vor meinen Augen eingegangen bist. Und dann küsst du wieder mich, und dann muss ich plötzlich diesen Zettel sehen..." sagte sie und wirkte verunsichert und fassungslos.

"Offensichtlich hast du deine Einstellung kein Stück geändert. Warum auch? Dachte ich etwa, dass sich zwischen uns irgendwas verändert, und dass dort wirklich etwas ist? Dass du plötzlich auch mehr, als Sex von mir wollen würdest? Wahrscheinlich bin ich einfach zu naiv gewesen." sagte sie enttäuscht. Was sollte ich jetzt sagen? Würde sie mir überhaupt glauben?

"Warum vertraust du mir nicht?" fragte ich sie und wir sahen uns wieder in die Augen. Sie sah nach unten und wischte sich offenbar eine Träne aus dem Augenwinkel.

"Es tut mir Leid, lass uns darüber reden. Über alles. Bitte." sagte ich einfühlsam und sie sah mir wieder in die Augen.

the job [h.s.] #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt