Harrys PoV
Dieses Weib brachte mich wirklich um den Verstand. Daran, dass ich mich einmal so auf eine Frau fixiere, habe ich bis vor kurzem noch nicht denken können. Für mich war sie so, wie sie ist, besonders, weil sie im Gegensatz zu allen anderen Gefühle in mir hervorrufte, die mich sie ernsthaft mögen lassen, während andere wohl nur 'Gefühle' in bestimmten Körperregionen bei mir auslösten. Und es war auch nicht selbstverständlich, dass sie diese Gefühle gleichzeitig für mich empfindet.
Ob ich wirklich dazu fähig wäre, eine Beziehung zu führen, würde sich früher oder später noch zeigen. Ich meine, ich war immer noch derselbe Mann, der ich gewesen bin, bevor ich etwas mir Caty am Laufen hatte und mich mehr als nur in sie verguckt habe. Bestimmte meiner Charakterzüge würden mit Sicherheit nicht gerade von Vorteil sein und mit Sicherheit wird es immer wieder Gelegenheiten geben, es mir wunderbar mit Caty verscherzen zu können. Und ich musste immer darauf hoffen, dass sie mir verzeihen konnte, wenn ich ab und zu zurück in gewisse, alte Muster fiel.Kurz nachdem Caty sich auf den Weg gemacht hat, beschloss ich ebenfalls noch ein bisschen raus zu gehen und mal im Kaufhaus vorbeizuschauen.
Ich entschied mich dazu, das Auto stehen zu lassen und mich zu Fuß auf den Weg zu machen. Knappe 15 Minuten später war ich auch schon im Kaufhaus angekommen. Ich sah mich einfach kurz in verschiedenen Abteilungen um.Nach einer Weile landete ich zufällig in der Schmuckabteilung. Ohne das konkrete Vorhaben, irgendwas zu kaufen, sah ich mich trotzdem ein wenig um. Vielleicht entdecke ich ja ganz zufällig irgendwas kleines und schönes. Oder würde es zu überstürzt sein, ihr einfach etwas zu schenken? Ich meine, das, was wir haben, ist noch keine Beziehung und sie nicht meine Freundin, aber ich könnte es ihr ja als kleine Aufmerksamkeit schenken, und als Symbol dafür, dass sie mir jetzt schon mehr bedeutete, als andere, vorherige Betthäschen es taten. Gerade, als ich bei den Ringen ankam, wurde ich von einer Verkäuferin angesprochen.
"Hallo, kann ich Ihnen vielleicht bei der Auswahl helfen? Suchen Sie etwas bestimmtes?" fragte sie mich freundlich.
"Ich suche nichts bestimmtes, eigentlich gar nichts. Ich frage mich sowieso, was ich überhaupt in dieser Abteilung hier verloren habe..." sagte ich ehrlich ein wenig planlos und musste ein wenig lachen. Was zur Hölle hatte mich bloß dazu gebracht, mir ernsthaft Gedanken über ein Geschenk an eine Frau zu machen und mich ernsthaft nach Schmuck umzusehen?
"Aber vielleicht können sie mir ja trotzdem helfen. Jetzt, wo ich schonmal hier bin, denke ich..." sagte ich dennoch und sah mich weiter um. Die Verkäuferin fing nun auf sympathische Art an zu lachen und ich sah sie an. Verdammt, ich war so ziemlich in jeglicher Situation und Lage selbstsicher, und jetzt war da wirklich ein Anflug von Unsicherheit zu spüren!
"Gerne. Wie kann ich Ihnen denn helfen?" fragte sie amüsiert und ich lächelte sie charmant an.
"Vielleicht können sie mir ja etwas schönes zeigen, sowas wie eine Kette, oder ein Armband... Oder was auch immer sie mir empfehlen können. Es sollte irgendwas kleines sein, eine Aufmerksamkeit, nichts aufdringliches, nicht gleich ein Verlobungsring, wenn sie verstehen, was ich meine." sagte ich lächelnd und sie lächelte mich ebenfalls freundlich an. Sie war mindestens fünfzig Jahre alt und stellte somit kein Risiko für mich dar, irgendwelche Hintergedanken zu bekommen.
"Gut, wir werden bestimmt etwas passendes finden. Also das Geschenk für Ihre Freundin gedacht, oder? Haben Sie einen Jahrestag oder ähnliches?" fragte sie freundlich und ich folgte ihr zu einer anderen Vitrine mit Ketten und Armbändern.
"Sowas in der Art, also, wir sind noch gar nicht lange... Also es ist noch ziemlich frisch. Es soll ihr einfach eine kleine Freude machen." sagte ich knapp, fuhr mir nachdenklich mit der Hand durch die Haare und sie nickte mir verständnisvoll zu.
"Okay, also sie wollen ihrer Liebsten einfach ein Geschenk machen..." sagte sie und schaute sich prüfend in der Vitrine um. Ich folgte ihrem Blick und an einem Teil blieb ihr Blick hängen und er erhellte sich sofort.
"Dann erzählen sie mal von ihr, trägt sie oft und gerne Schmuck, trägt sie viel Schmuck, mag sie es eher auffällig oder schlicht und elegant?" fragte sie und ich dachte eine Sekunde lang nach.
"Nicht zu auffällig. Schlicht und elegant hört sich gut an, denke ich. Etwas, was sie auch jeden Tag tragen kann vielleicht, was sie einfach an mich erinnert." sagte ich und konnte ein Lächeln nicht zurückhalten.
Sie holte eine Kette aus der Vitrine und legte sie oben drauf. So ungewöhnlich diese Aktion auch für mich war, irgendwie machte es mir auch Spaß, wenn ich daran dachte, es schon bald an ihr bewundern zu können.
Die Kette war silber, ziemlich dünn und nicht sehr lang, sie hatte einen Anhänger, welcher herzförmig war und in der Mitte von mehreren, kleinen weißen Steinchen einen hellblauen Stein."Denken Sie, diese Kette würde ihr gefallen?" fragte sie mich und ich nickte nach kurzer Überlegung.
"Ich denke, sie würde perfekt zu ihr passen. Sie gefällt mir gut. Finden Sie denn, es ist too much und nicht angebracht, ihr schon so früh ein Geschenk zu machen?" fragte ich die Verkäuferin und sie sah mich schmunzelnd an. Vielleicht war es ja wirklich eine zu übertriebene, blöde spontane Idee von mir.
"Das kann ich nur schwer beurteilen, ich kenne sie beide schließlich nicht. Aber wenn sie ihr eine Freude machen wollen, dann denke ich, dass es ihr gefallen wird und auch symbolisch ist das eine sehr liebe Geste. Bestimmt wird sie wissen, dass es von Herzen kommt." sagte sie freundlich. Von Herzen kam es definitiv. Bestimmt war die Verkäuferin auch so eine Romantikerin, und schon dreißig Jahre mit ihrem Ehemann verheiratet, mit dem sie drei Kinder hat. Also sollte ich vielleicht in bestimmter Hinsicht auf ihren Rat vertrauen. Wenn sie meinte, es wäre okay, dann würde es das schon sein.
"Ich habe Sie lächeln gesehen, als sie an sie gedacht und über sie gesprochen haben. Sie muss ein wunderbares Mädchen für Sie sein. Schenken Sie ihr diese Kette, sobald Sie es für einen passenden Moment halten." schlug sie vor und ich lächelte ihr dankbar zu, bevor mein Blick wieder die Kette fixierte.
"Okay, ich nehme sie. Danke für ihre exzellente Beratung." sagte ich freundlich und sie lächelte mich ebenfalls an, bevor wir gemeinsam zur Kasse gingen und ich das Schmuckstück bezahlte.
"Wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja in Kürze wieder, wenn Sie dann wirklich einmal auf der Suche nach einem passenden Verlobungsring für Ihre Freundin sind." sagte sie, als sie mir die Tüte überreichte.
"Oh, ich denke eher... Naja. Wir werden's ja sehen. Wiedersehen!" sagte ich freundlich und wir verabschiedeten uns. Irgendwie hatte mich diese Verkäuferin an meine Mutter erinnert, von ihrer Art, einfach so lieb, herzlich und verständnisvoll. Ich sollte mich unbedingt mal wieder bei ihr melden.
Bevor ich mich wieder auf den Weg ins Hotel machte, musste ich noch eine andere Besorgung machen, an die ich zum Glück noch im letzten Moment gedacht habe. Schließlich gingen auch mir mit der Zeit mal die Kondome aus, und so optimistisch, wie ich in die Zukunft mit Caty dachte, sollte ich den Vorrat lieber wieder etwas auffüllen. Nicht, dass es einmal daran scheitern sollte, weil wir keins mehr haben. Solchen heiklen Situationen musste ich präventiv entgegenwirken, wenn ich nicht schon unbedingt neun Monate später Vater werden wollte!
Nachdem ich wieder im Zimmer ankam, versteckte ich die kleine Schmuckschachtel vorerst in meinem Koffer und schaltete den Fernseher an. Meiner Mam habe ich eine Nachricht geschrieben, dass wir gerne morgen telefonieren können.
Wie lange dauerte so ein Treffen zwischen Caty und ihrer bester Freundin bloß? Ich dachte, nach etwas mehr als einer Stunde wird sie schon zurück sein. Ich hatte mich jetzt fast eine Stunde im Kaufhaus rumgetrieben und schon seit einer halben Stunde den Fernseher laufen. Außerdem hatte ich ja heute Abend auch noch etwas mit ihr vor. Mittlerweile waren es locker 2 Stunden, nicht, dass ich jetzt zum Kontrollfreak mutierte oder sowas, aber es gab auch für mich immer noch Dinge in der Frauenwelt, von denen ich nicht viel verstand.
In dem Moment hörte ich den Schlüssel und drehte mich um zur Zimmertür, welche Caty soeben geöffnet hat und nun mit einem Lächeln im Gesicht ins Zimmer kam.
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the job [h.s.] #Wattys2018
FanfictionCaty Bennett, 25 Jahre alt, ist schon sehr erfolgreiche Anwaeltin, seit gut zwei Jahren mehr oder weniger gluecklich mit dem gutaussehenden Arzt Taylor zusammen und wohnt mit ihm in einem hochmodernen Haus mitten in der edelsten Wohnsiedlung der Sta...