EIGHTYSIX

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Catys PoV

"Also, wie kam es denn dazu, dass du von denen gefunden wurdest?" fragte Harry mich kurz nachdem er losgefahren ist. Vorher wickelte er mir noch provisorisch einen Verband um den Arm, den er aus dem Verbandskasten des Autos genommen hatte.

"Das ist an sich ne ziemlich dämliche Sache gewesen... Einer von ihnen musste mal. Er hatte seine Hose gerade geöffnet, als er um die Ecke gehen wollte und mich dann geschockt ansah. Sofort machte er seinen Reißverschluss wieder zu und dann ging es so schnell, er hielt mir den Mund zu und schleppte mich durch ein hinteres, sehr tief gelegenes Fenster ins Haus, wobei ich mich an einer Kante dort am Arm verletzte. Dort übergab er mich dann einem anderen Typen und ging dann selbst durch die Eingangstür hinein. Dann wurde ich nach oben gezerrt. Naja, und kaum waren wir oben, versuchte ich mich aus seinem Griff zu lösen, doch er drückte mit nur seinen Ellenbogen in die Seite, sodass ich vor Schmerz kurz aufschreien musste... Ja, und dann warst du plötzlich da." erzählte ich und sah dabei nachdenklich auf die Straße.

"War ja echt ein scheiß Zufall, dass einer dich findet, weil er genau in dem Moment schiffen muss." sagte Harry ein wenig angespannt und sein Griff ums Lenkrad wurde etwas fester. Ehe ich fragen konnte, was er gerade dachte, redete er weiter.

"Weißt du, ich habe wirklich eine scheiß Angst um dich gehabt." sagte er kurz und sah kurz zu mir rüber.

"Ich weiß... Eigentlich hätte ich mich dich auch sofort wieder da raus gewünscht, als ich dich gesehen hab." sagte ich verlegen und senkte meinen Blick auf meine im Schoß liegenden Hände.

"Was?" fragte Harry mich nun ein wenig verwirrt.

"Caty, das ist mein Job... Weißt du wie oft ich mich schon in ähnlichen oder noch gefährlicheren Situationen befunden habe? Außerdem würde ich alles tun, damit dir nichts zustößt." sagte er ruhig und sah mich von der Seite an. Hach. Ich atmete schwer ein und wieder aus.

"Und genau das jagt mir eine heiden Angst ein. Ich will nicht, dass du dich in Gefahr begibst, und erst recht nicht extra wegen mir!" sagte ich und sah ihn etwas traurig, aber trotzdem dankend an.

"Caty, ich - was sollte ich denn anderes tun? Ich kann nichts anders machen, wenn ich weiß oder ahne, dass dir etwas passieren könnte. Dir darf nichts ernstes passieren, dafür sorge ich. Das lasse ich nicht zu." protestierte er.

"Was soll ich denn machen, wenn du dabei verletzt wirst? Das könnte ich nicht ertragen... Ich brauche dich doch auch." sagte ich ehrlich und am Ende wurde ich immer leiser, als ich realisierte, was ich da eigentlich laut und offen zu ihm sagte. Kurz sagte er nichts.

"Und genau deswegen würde ich jederzeit wieder so handeln. Weil es mir genauso geht." sagte er ruhig und bog auf den Parkplatz des nächstgelegenen Krankenhauses ein. Als er eingeparkt hatte, sahen wir uns für ein paar Augenblicke schweigend in die Augen, und dann nahm er meine Hand und lächelte leicht.

"Nicht mehr lange, und das Kartell ist überführt und der Job hier ist erledigt für uns." sagte er zusichernd und ich lächelte nur leicht zurück. Ja, dann kehre ich wieder ins Büro zurück und er? Er würde wahrscheinlich immer noch täglich in mal mehr, mal weniger gefährliche Situationen geraten...

"Komm, lass uns gehen." sagte er, ließ meine Hand langsam wieder los, stieg aus und nach einem kleinen Seufzer tat ich ihm gleich und wir betraten gemeinsam das Krankenhaus.
So langsam schien das Adrenalin in meinem Blut nachzulassen, denn ich spürte immer deutlicher den ziehenden, brennenden Schmerz in meiner Wunde.
Nachdem wir an der Anmeldung waren, setzten wir uns in den Wartebereich und warteten, bis ich aufgerufen werde.
Nach einigen Minuten nahm Harry dann plötzlich meine Hand und legte sie mit meiner verschränkt auf meinem Schoß ab. Er sagte nichts, aber sah mich lächelnd an und ich konnte dieses unbezahlbare, ehrliche Lächeln nur erwidern... In mir machte sich ein wohliges Gefühl breit. Ich hab, während er so abwesend und kühl zu mir war, wirklich fast gedacht, er würde es bereuen, mit mir geschlafen zu haben, oder er hatte bemerkt, dass zwischen uns nicht viel ist oder sein würde, aber das konnte ich einfach nicht glauben! Deswegen entschied ich mich, erstmal abzuwarten und nicht gleich den Teufel an die Wand zu malen. Ich wusste auch noch nicht so ganz, wie ich mich verhalten sollte. Ich legte meine andere Hand einfach auf seine drauf, sodass ich nun mit beiden Händen seine festhielt.
Sollte ich vielleicht etwas sagen...? Aber das hier war doch weder ein guter Ort noch Zeitpunkt, so ein Gespräch zu führen! Aber es gab so viele Gedanken in meinem Kopf...
Mein Handy klingelte plötzlich und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Es war Anni!

"Hi Anni!" sagte ich überrascht, als ich den Anruf annahm.

"Hey Catygirl! Wie geht's dir, wir haben lange nichts voneinander gehört? Was macht dein Job?" fragte sie neugierig und ein wenig aufgeregt.

"Naja, soweit, so gut, es könnte mir auf jeden Fall schlechter gehen... Es ist einiges los. Wir sitzen gerade im Krankenhaus." sagte ich.

"Was? Oh nein, du wurdest aber nicht angeschossen? Was ist passiert?" fragte sie hastig.

"Nein, nein, zum Glück nicht! Aber ich hab mich ziemlich eklig am Arm verletzt... Und mein Rücken schmerzt auch noch ein bisschen. Wie geht's dir eigentlich, wie läuft es bei dir so?" fragte ich, und schon wurde mein Name aufgerufen.

"Du, wir hören uns später nochmal, okay? Ich wurde jetzt aufgerufen!" sagte ich, Anni wünschte mir noch alles Gute wir verabschiedeten uns. Dann steckte ich mein Handy in meine Tasche.

"Viel Glück und bis gleich." sagte Harry lächelnd und sah mich an. Noch bevor ich etwas sagen oder losgehen konnte, stand er auf, küsste mich kurz und sah mich dann erwartend. Da ich weder etwas sagte, noch tat, lachte er leise.

"Du solltest jetzt wirklich gehen, Caty." sagte er leise und war sichtlich amüsiert über meine Reaktion. Ich lächelte verlegen.

"Bis gleich." sagte ich und betrat kurz darauf mit einen Lächeln im Gesicht den Behandlungsraum.

the job [h.s.] #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt