NINETYEIGHT

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Catys PoV

Harry machte mich einfach verrückt. Nicht nur zwischen uns hat sich im Laufe der Zeit einiges verändert, ich denke auch, dass wir beide teilweise völlig andere Seiten von uns zeigen. Aber unterm Strich könnte ich nicht glücklicher sein, mich darauf eingelassen zu haben. Wer weiß, vielleicht würde es ja gut gehen und richtig sein mit uns.
Inzwischen konnte ich das Café schon sehen und auch Anni, die soeben aus ihrem Auto gestiegen ist und ich laufe etwas schneller auf sie zu.

"Anniii!" sagte ich freudig und wir umarmten uns.

"Hi Caty! Wir haben uns ja gefühlt ewig nicht mehr gesehen!" sagte sie ebenfalls fröhlich und wir setzten uns ins Café.

"Du musst mir unbedingt ein aktuelles Update geben, was bei dir so los ist und war in den letzten Wochen!" sagte ich zu ihr.

"Oh, und du erst! Über deinen Job beim FBI und diese ganz besondere Angelegenheit namens Harry!" sagt sie neugierig und sie fängt an, mir von ihrer Abschlussprüfung zu erzählen, dann, dass sie in ihrem Betrieb nach dem Abschluss des Studiums befördert wurde und dass sie sich jetzt eine Katze zugelegt hat.
Als ich ebenfalls anfing, ihr von allem zu berichten, angefangen vom FBI über meine ersten Einsätze und Harrys dumpfe Anmachen vom Anfang, kam ich zum Thema Taylor.

"Ihr habt euch also echt getrennt... Wow. Halte mich jetzt bitte nicht für völlig verrückt, wenn ich das sage, aber ich würde ihn übernehmen, ich meine, er ist genau mein Typ und einfach so süß in seiner zurückhaltenden Art...!" sagte sie scherzend und auch ich musste leise lachen.

"Wieso sollte ich dich für verrückt halten, wenn wir beide wissen, dass wir es sind." sagte ich.

"Meinetwegen kann ich ja mit ihm reden, wenn ich ihn wiedersehe. Etwas für gebildete Brünette hatte er immer übrig, und ihr kennt euch ja schon. Wer weiß, wie sich der Rest fügt." sagte ich zwinkernd.

"Danke! Und jetzt will ich alles über deine neue Liebe erfahren, und du darfst kein Detail auslassen!" sagte sie aufgeregt und ich konnte mein Lächeln nicht zurückhalten und wurde vermutlich auch etwas rot.

"Oh Gott, du hast - ihr habt - so schnell? Schon? Wow!" sagte sie und ich fühlte mich ziemlich überraschend ertappt.

"Also, du weißt ja schon, dass er mich sofort, auf seine Art zumindest, toll fand, und irgendwie... Konnte ich ihn irgendwann nicht mehr abweisen, und wollte es auch nicht. Auch wenn ich ihn immer wieder als Macho - Aufreißer Typ und Arschloch tituliert habe... Es ist einfach toll, er ist toll, und irgendwie läuft da etwas zwischen uns..." sagte ich verlegen und sie freute sich für mich.

"Das klingt doch toll! Ich meine, natürlich finde ich es überraschend, da du ja so lange mit Taylor zusammen warst und nicht einmal SO glücklich wie jetzt gewirkt hast..." sagte sie nachdenklich.

"Ich habe nur Angst, dass es dir irgendwann das Herz bricht, dass du dich für ihn entschieden hast, obwohl du seine Eigenarten genau kennst. Aber vielleicht wird es auch genau deswegen funktionieren, weil ihr eure Macken kennt und trotzdem akzeptiert!" sagte sie und ich stimmte ihr zu.

"Ich weiß es einfach nicht." sagte ich nun etwas besorgter und trank einen Schluck von der heißen Schokolade.

"Ich habe ja auch Angst, dass er mich verletzen wird, und dass es schon bald und nicht gut enden könnte... Aber ich kann auch nichts dagegen tun, ich meine, ich habe mich wirklich verliebt. Er hat mir heute gesagt, dass er sich auch 'auf dem besten Weg befindet, sich in mich zu verlieben'. Aber ich hab keine Ahnung, wie das mit uns nach alldem weitergehen könnte. Er wird arbeiten müssen, ich ebenfalls in meinem alten Job, und dann noch die Frage um die Erwartungen an 'uns', ich meine, er ist alles andere als ein Beziehungstyp, und dann ich, ich bin auch ein wenig verkorkst." sagte ich nachdenklich und sie sah mich mitleidig an.

"Du liebst den Typen aus irgendeinem Grund einfach. Glaub mir, dann ist es das sicherlich auch Wert. Man kann nie eindeutig vorhersagen, wie eine Beziehung sich entwickelt, wenn das so wäre, würde nicht jede dritte Ehe geschieden werden. Und so, wie du es beschreibst, liegt ihm auch schwer etwas an dir!" sagte sie aufmunternd.

"Du musst dir die Frage stellen, ob du glücklicher mit ihm oder ohne ihn in deinem Leben sein würdest. Und für mich ist die Antwort auf diese Frage eindeutig, auch, wenn ich diesen besonderen Kerl noch nicht kennengelernt habe." sagte sie optimistisch.

"Dann würde ich wohl ziemlich sicher auf ersteres setzen." sagte ich leise lachend.

"Zerbreche dir nicht zu sehr den Kopf über alles, sodass du es nicht mehr genießen kannst. Ihr kennt euch noch nicht lange und seit noch am Anfang, vielleicht wird es ja wirklich etwas." sagte sie zusprechend und ich lächelte wieder.

"Vielleicht schon, ich hoffe es ja auch." sagte ich.
Dann plauderten wir noch etwas über gemeinsame Freunde und ein paar weitere Themen, die sich in der nächsten Stunde ziemlich bunt mischten.

"Und du musst wirklich schon los?" fragte ich sie, als wir uns verabschiedeten und zog einen kleinen Schmollmund.

"Wir sehen uns spätestens nächste Woche wieder! Und so, wie es aussieht, bist du hier bei Harry in guten Händen. Wir hören uns, wenn es irgendetwas neues gibt, okay?" sagte sie, wir umarmten uns lange, sie stieg in ihr Auto und ich machte mich auf den Weg zurück ins Hotel. Anni hatte ja recht, warum sollte ich mich so verrückt machen und mit dem schlimmsten rechnen? Bis jetzt hat sich doch das meiste ins positive verändert. Ich sollte es einfach nehmen, wie es ist und kommt. Schließlich ist mir klar, dass mir ohne ihn inzwischen wirklich etwas fehlen würde, und ich hoffte, dass es ihm genauso ging wie mir.
(Zusatz:) Was er wohl angestellt hat, während ich mich mit Anni getroffen habe? Ich bezweifelte stark, dass er sich einen entspannten Abend auf dem Sofa vor dem Fernseher gemacht hatte.

the job [h.s.] #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt