EIGHTYEIGHT

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Catys PoV

Natürlich gefiel es mir, wenn wir uns küssten. Und mehr als das! Aber ich wusste nicht genau, was ich davon halten sollte... In mir sträubte sich immer noch etwas gegen ihn, einfach aus Vorsicht. Wenn ich mich jetzt zu sehr in etwas verrenne, und er letztendlich wirklich keine Beziehung, oder sowas in der Art, will, dann wäre ich womöglich am Boden zerstört. Alle meine Hoffnungen würden wie Seifenblasen einfach platzen, und mein Herz würde er wahrscheinlich leicht brechen können. Deswegen musste ich einfach ein paar Gänge zurück schalten, es war besser so, vorerst. Er war zwar sichtlich verwirrt, da auch ich ihn im Café noch geküsst hatte, aber ich konnte mich nicht an all diese Dinge mit ihm gewöhnen, zu sehr schmerzte der Gedanke, dass es keine Liebe sein könnte und dass es zwischen uns einfach nicht klappt... War ich mir denn sicher, dass ich ihn liebte? Verdammt, wie gern ich doch über seine Gefühle bescheid wüsste... Aber ich denke, dass ich nicht plötzlich etwas Großes von ihm erwarten könnte. Ich erinnerte mich wieder daran, dass er immer noch er selbst war, was auch definitiv so bleiben sollte! Aber der Harry, der er nunmal war, könnte sich doch sicherlich nicht auf etwas festes einlassen... Oder wollte es auch gar nicht. Küsste er mich nur, weil es ihm gefiel, und würde er irgendwann das Interesse an mir verlieren?
Man. Jetzt zerbrach ich mir schon wieder den Kopf über dieselben guten, alten Fragen.
Wir betraten das Gebäude und eine Frau, vielleicht so Mitte dreißig, schlank und sehr aufgetakelt, begrüßte uns und wollte uns zum Archiv führen.

"Ah, guten Tag, sie müssen also Misses Bennett und Mister Styles sein?" sagte sie überfreundlich lächelnd und wandte sich hauptsächlich Harry zu.

"Genau, und sie sind...?" fragte Harry freundlich und lächelte dieser möchtegern - Milf auch noch zu. PAH.

"Ich? Oh, hihi, also ich heiße Miranda Hofer. Aber sagen sie ruhig Mira zu mir." sagte sie und zwinkerte Harry dabei zu. Sie war bestimmt auch der Typ von Frau bzw Mitarbeiterin, die kein Problem damit hatte, sich in ihrer Karriere hoch zu schlafen. Naja, aber so weit kann sie es ja nicht gebracht haben, sonst wäre sie hier nicht die bessere Empfangsdame im Erdgeschoss dieses Gebäudes. Wer weiß, vielleicht hatte sich ja auch schnell herum gesprochen, dass sie nervig und schlecht im Bett ist, das würde ihr, meines ersten Eindrucks nach, wahrscheinlich gerecht werden.

"Ich bewundere ja schon immer ihre Arbeit beim FBI, das muss ja so schwierig - und vor allem, gefährlich sein!" sagte sie anerkennend zu Harry, während ich den beiden Richtung Treppe hinterher lief. Ich musste mich zusammenreißen, nicht mit den Augen zu rollen.

"Ohja, dieser Job ist wirklich anspruchsvoll. Aber ich mache ihn immer noch so gerne, wie am ersten Tag. Man wird natürlich sowohl geistig, als auch körperlich ganz schön hart dran genommen..." sagte Harry mit genau derselben Stimme, mit der er ganz am Anfang solch anzügliche Bemerkungen mit gegenüber machte. Er ist so ein Arsch! Was will der denn überhaupt bei dieser Frau Eindruck machen? Sie biss sich auf ihre Unterlippe. Hallo? Ich bin auch noch da?

"Ja, das stimmt, diese Angelegenheit kostet einen manchmal wirklich jeden einzelnen Nerv. Könnten Sie uns dann bitte zum Archiv führen?" sagte ich und musste mich bemühen, nicht genervt zu klingen, als die beiden vor mir plötzlich stehen geblieben sind und ich einfach nur weiter wollte, um meine Arbeit zu tun.

"Natürlich, Miss, wir sind ja schon auf dem Weg dorthin, jetzt müssen wir nur noch zweimal rechts und dann durch die linke Tür -" sagte sie, und ich unterbrach sie ein wenig vorlaut.

"Oh, wollen sie uns wirklich bis dorthin begleiten? Das brauchen sie nicht, Danke, für ihre Bemühungen, aber ich denke, dank ihrer ausgezeichneten Wegbeschreibung finden wir das Archiv auch selbst. Wir wollen Ihnen ja nicht Ihre kostbare Arbeitszeit stehlen." sagte ich und erst danach wurde mir klar, dass das wirklich ein wenig frech war. Das Wort 'Bemühungen' meinte ich natürlich als Anspielung auf ihre offensichtlichen Flirtversuche gegenüber Harry. Aber was solls, nun hatte ich es wohl oder übel ausgesprochen...

"Hm, na sehr schön. Hier ist der Schlüssel -" sagte sie, sah mich etwas arrogant durch ihre dämliche Pornobrille an, und wandte sich dann mit dem Schlüssel an Harry.

"-bringen sie ihn doch bitte später bei mir wieder vorbei, okay?" sagte sie zu Harry und dieser sah inzwischen auch fast ein bisschen genervt, aber auch amüsiert auf seine ganz eigene Art aus.

"Mit Sicherheit werden sie ihn unmittelbar wieder bekommen." sagte er, nahm ihr den Schlüssel ab und ging einfach los. Da ich wirklich keine Sekunde länger mit 'Mira' verbringen wollte, lief ich ihm auch sofort hinterher, und hörte ihn kurz darauf leise lachen.

"Verrate mir doch mal, welchen verdammten Grund du gerade zum lachen hast?" fragte ich ihn ruhig, aber mit deutlich genervtem Unterton in der Stimme. Die Gänge hier waren mit bläulichem Neonlicht beleuchtet und es gab keine Fenster.
Vor der Archivtür blieb er stehen und drehte sich zu mir um.

"Ich fand 'Mira' einfach so sympathisch und attraktiv, das wird mir doch wohl Freude bereiten dürfen, oder nicht, Catylein?" fragte er belustigt und legte seine Hand an meine Wange, die ich allerdings sofort entfernte.

"Hey, bleib locker, Baby." sagte er leise und kam lächelnd meinem Gesicht näher. Dafür hatte ich gerade wirklich nicht viel übrig.

"Ts, Baby, ganz sicher nicht." flüsterte ich genervt und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

"Für diese Spielchen hab ich gerade wirklich nicht viel übrig." sagte ich zickig und versuchte, ihm die Schlüssel anzunehmen, allerdings ob er seinen Arm so hoch, dass ich nicht ran kam. Er sah mich belustigt an, und leider musste ich auch beinahe lachen, aber nur beinahe!

"Ach komm schon, Baby, mit einem Dreier würdest du sicherlich besonders viele, neue Erfahrungen dazu gewinnen." sagte er lachend und wir sahen uns in die Augen.

"Lass es einfach, Harry! Diese Vorstellung widert mich einfach nur an!" sagte ich und musste leider wirklich ein wenig grinsen, auch, wenn ich gleichzeitig etwas verärgert war.

"Komm her, Baby, keine Angst, mir geht's doch genauso." sagte er plötzlich leise, legte seine Hand an meinen Hinterkopf und küsste mich. Ich versuchte mich sofort, von ihm zu lösen, allerdings hätte mir bewusst sein sollen, dass er, was die Stärke betrifft, definitiv nicht den Kürzeren ziehen würde. Ich drückte leicht gegen seine Brust, aber er ließ nicht locker, sodass ich irgendwann leise seufzend den Druck verringerte und in den Kuss hinein lächelte. Er nutzte seine Chance, und drückte mich plötzlich gegen die Wand hinter uns, gegenüber der Tür, und presste seinen Körper eng an meinen. Ein kleiner Schmerz durchfuhr mich, da er bisschen zu grob war, und mein Rücken an den empfindlichen Stellen ziemlich doll gegen die Wand stieß, aber immerhin hielt er behutsam meinen verletzten Arm fest.

"Wie könnte ich auch nur im Entfernten an irgendeine andere denken, wenn ich dich habe?" flüsterte er gegen meine Lippen.
Ich löste meine Lippen nun von seinen und sah ihm ein wenig erschöpft, aber auch etwas enttäuscht in die Augen.

"Naja, man hätte erst fast denken können, du stellst sie dir schon nackt unter dir liegend, vor, so, wie ihr euch angesehen hat, und erst recht, wie sie dich -" fing ich ein wenig verärgert an, doch er schmunzelte nur und unterbrach mich. Oh man!Womit hab ich diesen Macho bloß verdient?

"Ich stelle mir nur eine einzige Frau nackt unter mir liegend vor-" flüsterte er und legte seine Hand an meine Taille.

"Und was sollte das dann erst? Du weißt schon, dass das echt... Naja, sie war einfach,... Das hätte ja nicht sein müssen. Können wir jetzt endlich wieder an die Arbeit gehen?" stotterte ich ein wenig unsicher herum und bemerkte dabei selbst, dass das ein ziemlicher Anflug von Eifersucht war.

the job [h.s.] #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt