Kapitel 69

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Sam wusste nicht mehr, was er denken und glauben sollte. Sie alle hatten die Worte der jungen rothaarigen Frau gehört – und die des Königs. Demnach war sie nicht nur der Serafin, sondern auch die Tochter des Königs! Wie konnte das nur sein? Und dann war da noch diese Sache mit Aurora, die außer Eric nur er mitbekommen hatte. Aurora, die auf die Frau zugestürzt war, die Eric zu ihnen getragen hatte, und sie ihm fast aus den Armen gerissen hatte. Sam hörte jetzt noch ihre Kinderstimme in ihrem Kopf: „Mami, Mami, was ist mit ihr?"
Also nicht nur die Tochter des Königs, auch die Mutter Auroras. Was das bedeutete, konnte er selbst schlussfolgern. Und wenn er zum Hauptmann hinübersah, der noch immer mit Taos bei der jungen Frau saß, war es gar nicht so schwer vorstellbar. Es war nicht nur Freundschaft, die die Beiden verband, sondern sie waren Familie. Sam wusste, dass Familie noch so fehlerbehaftet sein konnte, wenn sie in Not geriet, hielt sie zusammen. Deshalb hatten auch seine Tante und sein Onkel ihn damals aufgenommen. Es war keine Frage der Entscheidung gewesen. Er gehörte zur Familie und fertig.

Plötzlich ließ sich jemand neben ihm nieder und er zuckte zusammen. Doch es war nur Eric.

„Alles klar bei dir?", fragte der Gardist und Sam seufzte.

„Es ist ein bisschen viel auf einmal. Wie kann es nur sein, dass niemand davon wusste?"

„Dass der König nicht nur eine Tochter, sondern auch eine Enkelin hat?"

„Ja, und dass sie der Serafin ist und der Hauptmann...", er unterbrach sich selbst. Eric stieß die Luft aus.

„Irgendetwas in der Art war zu vermuten. Die Beiden wussten viel, mehr als Efraim, der wirklich jedes Buch verschlungen hat, das er in die Hände bekam. Und sie fühlten sich durch die Ereignisse der letzten Wochen persönlich angegriffen. Das hier erklärt eine ganze Menge", meinte er schulterzuckend.

Sam sah ihn ungläubig an. Wie konnte er all das so gelassen hinnehmen?

„Und was passiert jetzt?"

„Ich habe keine Ahnung, Junge. Aber ich gehe davon aus, dass unsere Jobbeschreibung sich gerade auf den Serafin und die kleine Aurora ausgeweitet hat. Sie sind schließlich die direkten Erben seiner Majestät. Also werden wir wohl zuallererst dem Serafin das Leben retten, nicht wahr?"

Sam schluckte. Der Serafin war die Erbin des Throns von Abhan? Das war doch verrückt! Aber er konnte es nicht leugnen. Er sah Eric an, der ihn aufmunternd angrinste.

„Denk nicht so viel, Sam. Das kostet dich nur Nerven, die du noch brauchen wirst, wenn es hart auf hart kommt."

Sam sah ihm kopfschüttelnd nach, als er aufstand und sich zu seiner Schlafrolle bequemte. Wenn es nur so einfach wäre...

„Woher wusstest du, dass sie hier sein würde?", fragte Taos in die Stille und riss Aric aus seinen Gedanken. Er sah seinen König an.

„Ich wusste es nicht", antwortete er ehrlich. „Nicht bevor das Beben losging und wir uns in unmittelbarer Nähe befunden haben."

„Warum um Himmels Willen hast du Marvin dann hierhergeschickt. Du musst doch einen Plan gehabt haben!"

Aric seufzte. Ja er hatte einen Plan gehabt. Einen unausgereiften Plan, aber gut genug. Er sah zu Anuba hinüber, die schweigend am Feuer saß. Niemand hatte sie gefragt, wer sie war, was sie hier wollte. Es war offensichtlich, dass sie den Serafin begleitete. Efraim hatte ihr höflich etwas zu Essen und zu Trinken gereicht und Jack ihr eine warme Decke über die Schultern gelegt. Sie hatte gelächelt und sich bedankt und das war es auch schon gewesen. Taos hatte ihr noch keine Beachtung geschenkt. Er war zu sehr eingenommen von Anna und den Ereignissen der letzten Stunde. Doch es hatte keinen Zweck es weiter aufzuschieben. Denn früher oder später würde es zur Sprache kommen. Er stieß die Luft aus und nickte zu Anuba hinüber.

Die Raben des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt