Kapitel 111

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Sam driftete durch die Dunkelheit. Schmerz dominierte seine ganze Existenz – Schmerz und Feuer. Es brannte durch seine Haut, durch sein Fleisch, fuhr glühend heiß durch seinen Verstand. Sam warf sich stöhnend hin und her. Doch es gab kein Entkommen... Bilder bedrängten ihn. Dunkle Straßen, Fackeln, Blut, Männer ohne Gesichter, die auf ihn zustürmten. Sam rang nach Atem, wappnete sich gegen den Schlag. Doch die Bilder veränderten sich, die Nacht lichtete sich...

„Wie geht es ihm?"

„Seine Wunden heilen. Ich habe die gebrochenen Knochen gerichtet und die Blutungen gestoppt. Annas heilendes Licht hat den Rest übernommen. In ein paar Tagen ist er wieder wie neu."

„Gut."

„Wie geht es dir?"

„Warum fragst du das?"

„Du hast einiges hinter dir. Deine Seele wurde in Einzelteile zerlegt, wieder zusammengesetzt, hat die Körper gewechselt und ist schlussendlich mit dem Serafin verschmolzen. Das wird nicht spurlos an dir vorbeigegangen sein."

„Mach dir um mich keine Sorgen, Oliver."

„Du verlangst Unmögliches, Aric."

„Sieh einfach zu, dass der Junge wieder auf die Beine kommt."

Sam driftete zurück in die Dunkelheit. Ein Meer aus Feuer begrüßte ihn und Sam versank in den Flammen, spürte, wie er niedergedrückt wurde, wie er zu ersticken drohte, doch sein Körper war schwer – zu schwer. In seinen Ohren dröhnte ein Schrei, die Stimme begleitete ihn seit Stunden, seit Tagen, er wusste es nicht. Aber er wusste, dass es nicht seine eigene war. Seine Kehle brannte und Sam begann mit der Stimme um die Wette zu schreien.

„Hier bist du, ich habe dich gesucht."

„Effi. Ich war den ganzen Tag in der Stadt unterwegs. Trümmer fortschaffen und Verletzte bergen."

„Hast du ihn immer noch nicht gefunden?"

„Keine Spur von ihm. Auch nichts von seiner Mutter und ihrem Mann."

„Das tut mir leid, Ferdale. Glaubst du sie waren in einem der Bunker?"

„Wahrscheinlich. Sie leben im Süden der Stadt. Das Haus ist nur noch ein Trümmerhaufen. Ich kann nur hoffen, dass sie Zuflucht gesucht haben."

„Sie sind immer noch dabei Verschüttete aus dem Südbunker zu bergen. Vielleicht sind sie dort."

„Vielleicht..."

„Gib die Hoffnung nicht auf. Hast du den Serafin um Hilfe gebeten?"

„Sie hat sicherlich andere Sorgen, als die Familie eines unbedeutenden Gardisten. Außerdem wird sie ständig von irgendjemandem belagert. Es ist fast unmöglich auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln."

„Du solltest es versuchen. Es geht schließlich um das Leben deines Sohnes."

„Ich weiß."

„Wie geht es deiner Schulter?"

„Zwickt noch. Soties Schlachtfeldmedizin hat ein paar Macken hinterlassen, die Oliver ein Stirnrunzeln beschert haben, als er sie heilen wollte."

„Aurora hat ziemlich Power. Hat dich wohl ordentlich versengt."

„Nicht so sehr wie Sam."

„Der Heiler sagt er wird wieder."

„Dafür, dass sich Oliver und der Serafin persönlich um ihn gekümmert haben, sieht er nicht besonders fit aus."

Die Raben des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt