Kapitel 39

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Aric nickte Vornhardt und Doyle knapp zu, bevor er die Kammer betrat. Oliver beugte sich konzentriert über den reglosen Körper des Jungen, während Taos unruhig im Raum auf und ab ging. Leise schloss Aric die Tür hinter sich und der König sah auf.

„Bist du ok?", fragte er besorgt. Arics Mundwinkel zuckten.

„Fragt der Mann, der mir 30 Peitschenhiebe aufgebrummt hat", erwiderte er trocken.

Taos schnaubte.

„Weniger wären unangemessen gewesen, mehr wahrscheinlich tödlich. Also beschwer dich nicht."

„Und du sorg dich nicht."

„Unmöglich!"

Aric schenkte ihm ein seltenes Lächeln und Taos' Blick wurde weich.

„Du hast Finja rausgelassen", wechselte Aric das Thema. Taos nickte.

„Ihr habt euch unterhalten?", schlussfolgerte Aric nach einem Moment und der König atmete tief durch.

„Ich habe ihn gefragt, warum er hierhergekommen ist. Nach Abeno. An deine Seite."

„Und?"

„Und er hat es mir erzählt."

„Hat er? Dann musst du sehr überzeugend gewesen sein", schnaubte Aric und ein berechnendes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Königs aus.

„Ich habe mich mit ihm in meiner alten Zelle eingesperrt. Es war eine aufschlussreiche Erfahrung. Für uns beide."

Aric musterte seinen Freund eingehend. Er sah... aufgeräumt aus. Etwas von dem Gehetzten in seinem Blick schien verschwunden. Arics Brust wurde warm. Er gönnte ihm diesen Erfolg. Es musste Taos viel Überwindung gekostet haben, in den Kerker hinabzusteigen.

„Warum weiß niemand etwas von dem Anschlag auf dein Leben, Aric?", fragte Taos leise.

Aric seufzte.

„Finja war der einzige Zeuge. Die zweite Wache konnte sich nach dem Schlag auf den Kopf an nichts erinnern und jemand musste erklären, wie das Schloss eingeschmolzen wurde. Und die Täter waren wie vom Erdboden verschluckt. Also hat Finja behauptet, die Eindringlinge hätten das Schloss zerstört, um mich für immer in Gefangenschaft zu bannen. Niemand hat je erfahren, dass sie auf meine Seite der Tür gelangt sind. Die Angelegenheit war auch so schon peinlich genug für Kargoff. Wahrscheinlich hat er sie stillschweigend unter den Teppich gekehrt."

„Hast du je versucht herauszufinden, wer es war?"

Aric stöhnte.

„Natürlich. Finja hat den Rest meiner Gefangenschaft nichts anderes getan. Aber ohne Erfolg."

Taos nickte nachdenklich.

„Du bekommst ihn zurück", sagte er dann langsam. „Unter einer Bedingung."

Aric horchte auf. „Und die wäre?"

„Solange wir nicht wissen, was mit Anna los ist, wird er nie wieder dein Leben bedrohen. Nort mag ja gute Reflexe haben, aber er ist nicht der Serafin. Ich brauche dich am Leben und bei allem, was gerade passiert, ist auf Anna diesbezüglich kein Verlass!"

Aric starrte ihn an und kniff die Lippen zusammen.

„Sieh mich nicht so an. Gib mir dein Wort, dass du ihn in den Griff bekommst oder ich sperre ihn zurück in meine Zelle."

„Du hast mein Wort, dass er in Zukunft nur noch auf deine Feinde schießt", erwiderte Aric ernst.

„Gut."

Einen Moment schwiegen sie und beobachteten wie Oliver still über dem Silieren arbeitete.

„Soll ich ihn von deiner persönlichen Wache ausschließen?", fragte Aric irgendwann und Taos atmete tief ein.

Die Raben des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt