Kapitel 49

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„Wie geht es ihr?", fragte Howard leise und trat neben Sam ans Krankenbett. Sam sah auf, Hennas Hand lag fest in seiner.

„Sie hatte Glück. Keine größeren Verbrennungen, aber der Rauch hat sie voll erwischt. Die Heiler sagen in ein paar Tagen ist sie wieder auf den Beinen."

Howard lächelte.

„Freut mich", sagte er und setzte sich zu ihm. „Das war sehr mutig, was du da gestern getan hast, Sam."

Sam zuckte nur die Schultern.

„Jeder hätte das getan", erwiderte er verlegen, doch Howard schüttelte den Kopf.

„Der Burghof war voller Menschen. Aber du bist in dieses Feuer gerannt."

Sam schwieg. Was sollte er auch sagen?

„Ich denke, der Hauptmann wusste sehr genau, was er tat, als er dich rekrutiert hat. Du wirst einmal einen exzellenten Gardisten abgeben, Junge."

Sam starrte ihn an und Howard grinste verschmitzt.

„Aber bis dahin, was hältst du davon mit Lane und mir ein paar Pferde zu stehlen?"

„Was?"

Howard lachte und stand auf.

„Na komm schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"

Sam sah ihm nach, dann sprang er auf und lief Howard hinterher.

„Warte, meinst du das ernst? Pferde stehlen?"

„Psst, nicht so laut, sonst hört dich noch jemand", zog Howard ihn auf.

Lane wartete vor der Kaserne, sein Gesicht wie so oft missmutig verzogen. Er hatte immer noch Rußspuren hinter den Ohren, doch Sam hütete sich davor, ihn darauf anzusprechen.

„Hast du alles?", fragte Howard. Lane nickte nur und setzte sich in Bewegung.

Sam folgte ihnen hinaus in den Hof und hinab in die Stadt und noch immer war ihm nicht ganz klar, wohin sie gingen. Erst als die hohen Mauern der Armeekaserne vor ihnen aufragten, ging ihm ein Licht auf.

„Sag mir nicht wir stehlen Othars Pferde!", stieß er aus.

Lane und Howard grinsten.

„Die Stallungen der Armeekaserne grenzen an die Stadtmauer. Unberittene Jungtiere, ausgediente oder verletzte Tiere grasen dort draußen auf den Koppeln. Hinter den Stallungen, siehst du die Unterstände?"

Sam sah sie. Doch er verstand noch immer nicht. Lane erbarmte sich.

„Der König wird heute Nacht das Schloss verlassen. Ungesehen. Er braucht Pferde und da er sich auf einem Gaul schlecht durch die Tore schleichen kann, müssen die Reittiere bereits vor der Stadtmauer auf ihn warten. Wir werden dafür sorgen. Indem wir die Klappergäule dort draußen durch gut ausgebildete und ausdauernde Pferde aus der Kaserne austauschen. Jack bringt unterdessen alles an Gepäck nach draußen, was wir brauchen werden. Inklusive geeigneter Sättel und Zaumzeug. Das wird ne Nacht- und Nebelaktion am helllichten Tag, also mach dich auf was gefasst, Junge."

Sam konnte ihn nur ungläubig ansehen.

„Warum verlässt der König die Stadt?", brachte er irgendwann heraus. „Er ist verletzt!"

„Der Hauptmann hat sich deswegen ordentlich mit seiner Majestät gefetzt. Ich glaube ich habe die beiden in meinem Leben selten so streiten hören. Der halbe Flur konnte mithören. Aber am Ende blieb Taos hart. Der Hauptmann fährt seither wie ein dunkler Sturm durchs Schloss. Sei froh, wenn du ihm nicht über den Weg läufst."

Die Raben des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt