Kapitel 86

18 4 0
                                    

„Eine Verbindung zu ihrer Seele?", fragte Anuba ungläubig. Aric nickte nur.

„Dir ist aber schon klar, dass wir unter anderem in diesem Schlamassel stecken, weil das letzte Mal, als ein Mensch sich die Seele des Serafin aufgelastet hat, er so verrückt wurde, dass er jetzt dabei ist ein Volk nach dem anderen zu vernichten!"

Aric blähte die Nasenflügel, mehr erlaubte er sich nicht. Natürlich hatte er Angst, schreckliche Angst, aber das würde ihm jetzt nicht weiterhelfen.

„Ich will mir ihre Seele nicht einverleiben, nur eine Verbindung zu ihr herstellen. Davon abgesehen bin ich kein von Hass und Dämonen zerfressenes Ekelpaket, wie dieser König eins war."

Anuba verzog das Gesicht, doch sie schien nicht überzeugt.

„Lucius hat es doch auch prima weggesteckt", versuchte er es weiter.

„Lucius ist ein Magier, das ist etwas anderes."

„Ist es das? Was ist mit Lorch? Er konnte es auch problemlos meistern und sein Blut fließt durch meine Adern."

Anuba starrte ihn an.

„Das ist das erste Mal, dass du diese Verwandtschaft nicht leugnest."

Aric verdrehte die Augen.

„Es ist das erste Mal, dass ich sie wirklich brauche!", erklärte er.

„Du bist mehr Mensch als jeder andere Mischling, Aric. Du hast dich entschieden Mensch zu sein, hast den Erdling in dir unterdrückt, jahrelang. Du hast ja kaum selbst eine Verbindung zu diesem Erbe, wie willst du in der Lage sein damit eine Verbindung zum Serafin herzustellen?"

„Oliver wird es mich lehren und du wirst mir dabei helfen", erklärte er stur.

„Es wird dich umbringen!"

„Nicht, wenn ich es verhindern kann."

„Du kannst es nicht verhindern Aric. Lucius ist ein Magier und dass er der Seele des Serafin so lange widerstehen konnte, liegt daran, dass sie keine Verbindung zum Serafin hatte. Sie war mehr oder weniger tot, verstehst du? Und trotzdem hat es ihn langsam aber sicher aufgezehrt. Noch ein paar Wochen und auch Lucius wäre daran zugrunde gegangen. Aber jetzt hat die Seele eine Verbindung zu Anna, sie wurde entfesselt, ihre Macht ein Gigant in dessen Maul du schneller verglühst, als du deinen eigenen Namen denken kannst. Das ist nicht dasselbe!"

Aric schwieg. Er wusste es, wusste, dass sie recht hatte. Trotzdem musste er es versuchen.

„Ich weiß keinen anderen Weg, Anu. Wir müssen ihr helfen und wissen noch nicht einmal wie! Wenn ich es schaffe eine Verbindung zu ihr herzustellen, kann sie es mir vielleicht sagen."

Seine Stimme zitterte und er schluckte den Klos in seinem Hals. Anuba musterte ihn aufmerksam.

„Du liebst sie sehr, nicht wahr?", fragte sie sanft.

Aric konnte ihr nicht antworten. Er wusste nicht wie. Anuba seufzte.

„Zwanzig Jahre, Aric, und kein Wort von dir. Ich habe gedacht du wärst tot. Und dann erzählt mir der Serafin, dass mein kleiner Bruder, der Junge, der seine Familie zurückließ, um ein Krieger zu werden – dass er sich einem König unterworfen hat, dass er jetzt Befehle befolgt. Ich konnte es nicht glauben. Nicht, bis ich selbst gesehen habe, wie er nach dir ruft und du springst. Ich weiß, er ist Annas Vater und irgendwie Familie, aber das bist doch nicht du? Was ist mit dir passiert, Aric?"

Aric sah sie an. Er wusste, er schuldete ihr dieses Gespräch, mehr als andere. Aber die Zeit spielte gegen sie und selbst wenn er Zeit gehabt hätte...

Die Raben des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt