K A P I T E L 2 2

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Ein letztes mal schaute ich durchs Zimmer und hoffte, ich hatte nichts wichtiges vergessen. Heute war die Abreise und ehrlich gesagt war ich mehr als erleichtert, endlich wieder nach Deutschland zurück zukommen.

Gestern war nichts spannendes passiert, da ich nicht in Selbstmitleid versinken wollte, war ich wieder im Fitness Bereich und machte wieder Sport. Jedoch war Kyle dieses mal nicht da und ehrlich gesagt war das auch besser so. Ich war wütend, auf mich, auf Kyle und alle anderen.

Besonders wütend war ich jedoch auf mich. Auf meine Naivität und mein Verhalten. Wieso benahm ich mich so?, hatte ich es wirklich nötig?. Hatte ich wirklich so fest daran geglaubt das Kyle und ich eine besondere Verbindung haben?. Wenn ich nur allein daran dachte, könnte ich mich selber töten. Ich bin und bleibe Naiv.

,,Ich bin so müde.'', sagte Lena als sie ins Taxi einstieg. Müde war jeder, es war mitten in der Nacht. Ich lächelte ihr nur kurz zu und steckte die Kopfhörer wieder in meine Ohren. In diesem Moment wollte ich niemanden sehen geschweige denn mit jemandem reden.

Das aller erste was ich in Deutschland tuen werde, ist zu Liam zu fahren und ihm alles zu erzählen. Denn er hatte es nicht verdient so behandelt zu werden. Entweder wird es Schluss machen, weil er nichts von mir hält und nichts mit mir zutun haben möchte oder ich mache es, einfach weil ich so einen wie ihn nicht verdient habe.

Ich hatte mir auch die letzte Nacht viel zu viele Gedanken gemacht. Liebte ich Liam so wie er es tat?. Ich wusste es nicht genau. In seiner Nähe fühlte ich mich wohl und sicher. Er gab mir das Gefühl nicht alleine zu sein und das schätzte ich.

Aber war das lieben?.

Nein.

Ich liebte Liam, aber nicht auf diese weise. Ich liebte ihn wie einen besten Freund, einer der für mich da ist. Es war wie Geschwister Liebe.

Aber die Liebe die ich für Kyle empfand, war genau das, was ich eigentlich für Liam empfinden sollte. Klar, bekam ich manchmal dieses schwache Kribbeln wenn er und ich uns küssten, aber es würde niemals so stark wie bei Kyle sein.

Liam und Kyle waren beide auf komplett verschiedenen Level.

Es war besser so wenn ich es ihm erzählen würde, Liam würde sich dann jemanden besseres finden und eine die ihn so liebt wie er es verdient hat. Zwar hatte ich so große Angst ihn komplett zu verlieren, aber das würde sowieso passieren.

Ich seufzte und musste feststellen, das wir bereits am Flughafen angekommen waren. Stumm stieg ich aus dem Wagen und holte meinen viel zu schweren Koffer aus dem Kofferraum. Hinter mir waren Lena und Austin, vor mir Kyle.

Nach einer halben Stunden waren wie schließlich in der Luft und ich wollte mich gerade schlafen legen, als sich Lena neben mich setzte. Ihre Lippen waren leicht angeschwollen und ihre Augen voller Farbe.

,,Was machst du wenn du in Deutschland bist?'', fragte sie und lächelte mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern.

,,Wahrscheinlich fahre ich zu meinen Eltern und übergebe ihnen die Geschenke die ich besorgt habe.'', sagte ich und lächelte. Sie nickte. Ich wollte sie nicht anlügen, aber wenn ich es ihr erzählen würde, dann würde sie alles tuen um mich umzustimmen und das brauche ich ganz bestimmt nicht.

,,Und du?'', fügte ich hinzu. Ein grinsen schlich sich über ihre Lippen. Überrasch mich, Lena.

,,Ich werde dir jetzt was sagen, aber du musst das für dich behalten.'', sagte sie und wurde immer hibbeliger. Ich richtete mich auf und schaute sie auffordernd an. Was würde jetzt kommen?. Nervös biss sie sich auf die Lippe und schaute schließlich in meine Augen.

,,Austin und ich wollen heiraten.'', sagte sie und kniff ihre Augen zusammen. Meine komplette Müdigkeit verschwand und ich schaute sie geschockt an.

Sie wollten heiraten?

Mein Mund fiel geschockt auf und ich spielte immer noch mit den Gedanken das ich mich verhört hätte.

,,Was?'', fragte ich um es nochmal zu bestätigen.

,,Austin und ich werden heiraten.'', sagte sie und strahlte. Mein komplettes Herz hörte auf zu arbeiten und ich konnte ihre Wörter nicht realisieren.

Warum wollte jeder so früh heiraten?. Ich verstand es einfach nicht.

,,S-so früh?'', fragte ich und lächelte nervös.

,,Wieso warten, wenn wir wissen, das wir das ganze Leben miteinander teilen?'', sagte sie und schüttelte fragend ihren Kopf. Diesen Satz hatte ich bereits irgendwo gehört.

,,Okay, krass. Wann wollt ihr heiraten?'', fragte ich und konnte es immer noch nicht glauben.

,,So zwischen März und Juli. Aber natürlich sage ich dir bescheid wenn ich mehr weiß.'', sagte sie und wackelte mit ihren Augenbrauchen.

,,Herzlichen Glückwunsch.'', sagte ich und umarmte sie. Ein echtes lächeln umspielte meine Lippen. Wenn sie damit glücklich wird, dann wünsche ich ihr nur das beste. Trotzdem schockte es mich so dermaßen.

Wir redeten noch zwei Stunden und Lena entschuldigte sich tausende male das sie die ganzen zwei Wochen nur mit Austin war. Ich winkte nur ab und meinte, es sei selbstverständlich. Ich merkte das mir das Gespräch mit Lene geholfen hatte und ich somit ein bisschen mehr Energie getankt hatte.

-

Als wir schließlich in Deutschland ankamen, wuchs die Aufregung in mir. Mit jeder Stunde in der ich Liam näher kam, wurde ich unsicherer. Aber ich musste, ob ich wollte oder nicht.

,,Es hat mich gefreut mit ihnen zwei Wochen zu arbeiten und ich hoffe, das wir dies wiederholen können.'', sagte Kyle und lächelte mir breit zu. Gott, wie gut konnte er Schauspielern?. Ich setzte mein geübtes Fake Lächeln auf und schüttelte seine Hand.

Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, den Koffer einigermaßen ausgepackt hatte, war ich auf den  Weg zu Liam. Ich war noch nie so aufgeregt.

So viele Szenen spielten sich in meinen Kopf ab und ich erwartete das schlimmste. Nicht das ich davon Angst hätte, jedoch würde ich gerne nicht zerstritten auseinander gehen. Schließlich waren wir zwei erwachsene Menschen.

Während der Fahrt dachte ich darüber nach was genau ich sagte und wie. Würde ich ihm alles genau erklären und sagen, ich kannte Kyle von damals oder eher das wir uns einfach geküsst hatten?.

Würde ich anfangen zu weinen, weil wir uns streiten werden?.

Ich wusste es nicht und ich hatte so krasse Angst. In Kanada war ich mir noch so sicher und wollte das alles durchziehen, doch jetzt verzweifelte ich mit jeder Minute. Er würde sicher nichts mehr mit mir zutun haben wollen, das war klar.

Er würde mich bestimmt anschreien und mich aus seiner Wohnung schmeißen.

Ja, das würde er machen, denn ich hatte es verdient. Ich hatte es verdient gekränkt zu werden und bestraft. Ich hatte Menschen betrogen. Bella und Liam.

Mit zittrigen Händen ließ ich das Lenkrad los und schaute hoch zu Liams Wohnung. Mein Herz wurde mit jeder Sekunde schneller und ich war wirklich kurz davor vor Aufregung zu platzten. Meine Beine fühlten sich schwer wie Blei an und ich wollte das nur noch hinter mich bringen. Ein letztes mal schloss ich meine Augen und öffnete die Tür.

Auf den Weg zur Haustür, biss ich mir wahrscheinlich die Lippe kaputt, aber es war mir egal. Ich würde gleich eine besondere Person in meinen Leben verletzten.

Abrupt blieb ich stehen.

Soll ich, soll ich nicht?

Ja.

Nein.

Ich musste.

Ich hab aber Angst.

My last BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt