K A P I T E L 5 9

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Mein Blick huschte durch den ganzen Raum und innerlich hoffte ich doch, das Liam zu spät kam oder so etwas. Ich konnte einfach nicht wieder in seine verletzten Augen schauen und zu sehen wie er sich verzweifelt durchs Haar fuhr und schließlich nur nickt.

Ich drehte mich nach hinten zu Kyle und nickte. Als Zeichen das er da ist. Meine ganze Brust brannte vor Aufregung und ich wollte einfach weg. Am liebsten würde ich das alles rückgängig machen, so das ich dieses Gespräch nicht führen müsste. Aber natürlich war das alles nicht möglich.

Liam lächelte mich an als er mich entdeckte, doch als er auch Kyle hinter mir sah, schaute er mich verwundert an. Meine Beine wurden mit jedem Schritt weicher und das atmen schwerer. Ich wollte das nicht.

Als wir uns endlich setzten, herrschte erst mal peinliche Stille, bis ich es schaffte mich zu räuspern. Pure Angst und Aufregung floss in meinen Adern und ich knete meine Hände um meine Nervosität zu überspielen. Kyle hatte seine Hand auf mein Oberschenkel gelegt und strich beruhigend darüber.

,,Wir müssen reden.'', sagte ich mit zittriger Stimme. Liam schaute mir tief in die Auge und wartete darauf. Mein Blick fiel auf Kyle, der mir zu nickte. Ein letztes mal atmete ich aus und schluckte. Ich musste da jetzt durch.

,,Kyle und ich haben geredet.'', fing ich an und leckte mir über die Lippe. Liams Gesichtsausdruck änderte sich kein Stück.

,,Es hat sich herausgestellt das seine Frau gar nicht schwanger ist und wir umsonst so lange getrennt waren. Wir haben noch mal richtig über das Thema geredet und sind dazu gekommen das wir es noch mal versuchen.'', sagte ich und schämte mich. Doch Kyle nahm unauffällig meine Hand und streichelt leicht darüber. Kleine Geste, große Wirkung.

,,Wie meinst du das?'', fragte Liam und seine Stimme hatte den Ton verloren. Unruhig rutschte ich auf den Sitz herum.

,,Wir sind wieder zusammen.'', sagte ich und senkte meinen Kopf. Ich wollte nicht in seine verletzen Augen schauen. Doch die Stille reichte schon und ich wusste, das Liam verletzt war. Und wieder würde ich es besser finden wenn er mich anschreien würde, anstatt zu schweigen.

,,Ich verstehe wenn es dich verletzt und ich kann nicht oft genug sagen wie leid es mir tut.'', mein Blick fiel auf Kyle, der Liam mit zugekniffenen Augen musterte. Ich drückte mehrmals seine Hand, bis er zu mir runterschaute und ich ihn zum darum bat Liam nicht so anzuschauen.

,,Hast du den nichts zu sagen?'', fragte ich und hörte mich total lächerlich an. Liam müsste mich hassen. Zum ersten mal schaute ich wieder in seine Augen und bereute es wieder. Noch nie hatte es mir so wehgetan. Niemals hatte ich so große Schuldgefühle. Und noch nie konnte ich so viel Schmerz in Augen sehen wie bei Liam.

,,Was soll ich schon sagen? Wir beide wollten es versuchen, es hat nicht geklappt. Es kann ja nicht immer klappen.'', sagte er leise und zuckte lustlos mit seinen Schultern. Ich runzelte die Stirn und musterte ihn genau. Da war doch viel mehr was er sagen wollte.

,,Wieso reagierst du jedes mal gleich? Ich sehe doch wie verletzt du bist.'', sagte ich vorsichtig. Seine Augen musterten mich stumm.

,,Weil dir das schweigen mehr weh tut, als das beschimpfen.'', sagte er und leichter Hass war hinter seiner Stimme. Kyle wollte richtete sich auf und wollte etwas sagen, jedoch unterbrach ich ihn und bat still zu sein. Noch mehr stress war das letzte was ich wollte.

,,Ich glaube du hast die Grenze erreicht, Lou. Ich habe dich gebeten mich nicht als Lückenfüller zu benutzen und du hast es trotzdem getan. Ich hoffe ihr werdet glücklich.'', sagte er und schaute mich kalt an. Mein Herz zerbrach in mehreren Stücken und ich spürte den puren Leid, ich wollte ihn nicht verletzten.

,,Die frage ob wir noch Freunde bleiben können, kannst du dir ersparen. Ich möchte nichts mehr mit dir zutun haben, geschweige denn was von dir hören.'', sagte er trocken. Mein Herz brach ein weiteres mal und meine Lunge schnappte gierig nach Luft.

Ohne ein weiteres Wort erhob es sich und ging aus dem Café. Mein Blick war fest auf einen Punkt gerichtet und ich konnte nicht fassen was ich angerichtet hatte. Liam war verletzt und wütend. Das einzige was tun konnte, war hier sitzen zu bleiben und mir die Tränen zu unterdrücken.

Davon hatte ich am meisten angst und dies ist dann doch passiert.

Liam wurde nicht oft wütend oder hatte einen gehässigen Ton und wenn, dann war es etwas sehr krassen. Und in diesem Fall hatte ich wirklich meine Grenze überschritten. Er würde mir niemals wieder verzeihen und das konnte ich ihm auch nicht übelnehmen.

Mein Kopf hob sich langsam und ich schaute zu Kyle, der bereits seinen Arm um mich gelegt hatte. Jedoch konnte ich an seinem Gesichtsausdruck sehen, das er wütend war. Aber Liam hatte recht, er hatte so verdammt recht.

Ich wollte ihn nicht als Lückenfüller benutzen, wirklich nicht. Aber alles hatte sich irgendwie gelegt und endlich hatten Kyle und ich die Chance auf eine gemeinsame Zukunft.

,,Er kann so froh sein das ich seine Adresse nicht kenne und du sie mir auch nicht nennen wirst.'', knurrte Kyle. Ich schaute ihn nur kurz an und fuhr mich durchs Haar. Ich war gekränkt und wollte einfach nur nach Hause und ins Bett. Noch irgendwas würde ich heute nicht schaffen.

,,Bringst du mich zu Lena? Ich muss meine Auto da noch abholen.'', sagte ich und erhob mich vom Sitz. Mein Nerven waren am Ende und jeder Gedanken war pure Anstrengung.

,,Ich fahre dich schon nach Hause.'', sagte Kyle und nickte mir zu. Trotz seine Wut lächelte er mir sanft zu und wir beide verließen das Café. An seinem Auto angekommen stiegen wir ein und Kyle fuhr los. Nebenbei spielte irgendwelche Lieder im Radio. Langsam lehnte ich meinen Kopf an die Fensterscheibe.

Ich verstand Liam, schließlich war das wirklich eine scheiß Aktion von mir. Dennoch machte es mich unheimlich traurig das ich so eine wundervolle Person wie Liam verloren hatte. Aber es wäre auch zu schön gewesen, wenn er mir ein weiteres mal Verzeihen würde.

Langsam schloss ich meine Augen und versuchte die schlechten Gedanken zu verbannen. Ich hätte es mir doch denken können, wieso verletzte es mich dann so sehr?

Ein Seufzer entwich meinen Mund und ich hoffe, das der erste Schritt gegangen war. Der erste Schritt zur Zukunft von Kyle und mir. Es fehlten noch einige Schritte, sehr große Schritte sogar.

Und bevor ich langsam ich einen tiefen Schlaf fiel, betete ich, das Kyle und ich stark genug sind um die Schritte zu gehen.

My last BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt