Alex saß mit verschränkten Armen auf dem Sofa, wackelte mit dem Fuß und sah mich finster an.
„Was ist denn mit dir los? Samu meinte gerade ihr hatten einen guten Tag."
Er nickte und deutete auf den Sessel gegenüber dem Sofa. Ich nahm Platz und sah ihn fragend an.
„Der Tag war auch super, wäre er nicht von unerwarteten Gesprächen gekrönt worden."
„Das heißt?"
„Das würde ich gern von dir wissen."
„Jetzt lass dir doch nicht alles so aus der Nase ziehen."
„Ich finde es ja schön, dass ich euch wieder annähert und ich denke, vielleicht bin ich da auch nicht so ganz unschuldig dran. Ich mach dir echt jede Tür auf, die ich greifen kann und habe heute auch nichts anderes getan." Meinte er und lehnte die Ellenbogen auf die Knie.
„Und warum bist du jetzt so sauer?"
„Berlin, Sophia. Was war in Berlin?"
Ich schnaufte und fuhr mir mit der Hand über die Stirn.
„DAS hat er dir erzählt?"
„Ja, DAS hat er mir erzählt."
Ich lehnte mich im Sessel zurück und sah ihn zerknirscht an.
„Du brauchst mich gar nicht so anzugucken. Wieso erzählst du mir nur die Hälfte? Wieso erzählst du mir nur, dass ihr euch gestritten habt und er Scheiße zu dir war, aber nicht, dass ihr in diesem verdammten Hotelzimmer gevögelt habt?" brüllte er mich an, stand vom Sofa auf und lief wie ein Tiger im Käfig vor der Terrassentür auf und ab.
„Ich hab's nicht erzählt, weil ich mich sehr wohl daran erinnert habe, dass du meintest es würde mir nur Probleme einbringen, wenn ich mein Höschen ausziehe."
„Und? Hat es, oder?"
„Ich hab gedacht, dass wir uns wieder näher kommen. Keine Ahnung. Mir war dann irgendwie auch klar, dass er nicht so ist, weil er sich so blöd verhalten hat. Aber da war es schon zu spät. Alex, ich liebe ihn. Ich hab nach jedem Halm gegriffen, den man mir hingehalten hat und das tue ich auch jetzt noch."
„Schön zu sehen, dass ich in LA sitze und mir einen Kopf mache, ob diese Sache unsere Freundschaft zerstört hat und du direkt weiter auf deinem Pfad der Zerstörung wandelst." Meinte er zur Terrassentür.
„Du denkst, doch nicht wirklich, dass mich das kalt gelassen hat?" Ich sprang vom Sessel auf, ging zu ihm und drehte ihn an der Schulter zu mir herum. „Bei jeder verdammten Gelegenheit, habe ich das Thema angesprochen und mich eine Million mal entschuldigt. Und was hast du gesagt? Da würden zwei dazugehören. Jetzt trage ich plötzlich allein die Verantwortung oder wie stellst du dir das vor?"
„Es geht nicht darum, was da passiert ist, verdammt. Es geht darum, dass ich mit Samu in diesem Boot hocke, wir über dich und euch reden und er auf einmal sagt, dass ihm das mit Berlin noch immer leid tut und ich denke „Naja, er war halt ein wenig stur und hat dumme Sachen gesagt" und er sagt: „No, we had sex." Sophia, ich dachte ich falle aus allen Wolken. Du lässt mich mit halben Informationen loslaufen und dann sitzt der Kerl da und legte ne Beichte ab und ich sitze daneben und muss meine verdammte Fresse halten und ihn somit anlügen, weil ich ja schlecht sagen kann: „Mensch Samu, gar kein Problem. Schönes Boot. Das wird ein toller Tag. Übrigens, ich hab deine Exfreundin gefickt." SO habe ich mir den Tag sicher nicht vorgestellt." Brüllte er mir entgegen.
Alex schnaufte, zog sich die Kappe vom Kopf und warf sie aufs Sofa.
„Verdammt Sophia, der Kerl sieht aus, als hätte man ihm die Lampe ausgeknipst. Natürlich sind da noch Gefühle. Das hat er dir gesagt. Der traut dir nur nicht mehr von 12 bis Mittag. Und wenn ich das Gespräch und das was da in den letzten Monaten passiert ist so beleuchte, dann hat er da auch allen Grund zu. Ich sehe, dass du das willst und dass du leidest und dass du ihn vermisst, aber ich bin mir so bescheuert vorgekommen."
Alex stemmte sie Hände in die Seiten und schnaufte aus und sprach dann ruhiger weiter.
„Ich bin so verdammt sauer. Auf dich und auf mich. Ich saß da auf diesem Boot und ich sage ihm: „Mensch, ganz schön blöd, dass du dir dein Ego an der Ex aufpolierst und dann einfach abhaust." Und er sagt: „Ist dir sowas noch nie passiert." Und ich dachte: „Junge, wenn du wüsstest, dann hätte ich jetzt nen Anker am Fuß und würde auf dem Grund der Ostsee treiben." Der hat ein so schlechtes Gewissen, weil er das gemacht und abgehauen ist, aber dass was wir gemacht haben, ist viel schlimmer und ich sag dir, nochmal werde ich ihn nicht anlügen. Das kann ich nicht. Dann kann ich mich nicht mehr im Spiegel angucken. Wir müssen das klären. Ich kann das nicht. Wenn du ihm das nicht sagen kannst, dann mach ich es. Dann riskiere ich eben eine blutige Nase. Ist mir egal. So dumm wie heute bin ich mir selten vorgekommen. Hättest du mir die Sache mit Berlin erzählt, dann wäre das was anderes gewesen, aber der Junge macht sich Vorwürfe deswegen und es ist einfach mal ein Fliegenschiss, was er verzapft hat, im Vergleich, was ich getan habe."
Ich war gerade mehr als froh, dass Samu ihm anscheinend nicht alles erzählt hatte. Hätte Alex gewusst, was da wirklich passiert war, dann würde Samu jetzt mit dem Anker am Fuß auf dem Meeresgrund treiben.
Ich seufzte und strich meine Haare zurück.
„Alex, du kannst ihm das nicht sagen. Wenn du das machst... Das verzeiht der uns nicht. Und jetzt erstrecht nicht. Gerade fängt es an sich wieder gut anzufühlen und er lässt mich an sich ran. Wenn wir jetzt damit um die Ecke kommen, dann war's das. Für immer und ewig. Du hast gesagt, dass es eine dumme Idee wäre es ihm zu sagen und das ich es aus reinem Egoismus erzählen würde, weil ich mich dann besser fühle, aber er nicht und jetzt willst du das selbst tun."
„Bisher ging es ja noch, aber ich habe so ein schlechtes Gewissen, nachdem er sich da so einen abgestottert hat. Ich dachte auch ich könnte das, aber jetzt komme ich mir vor wie ein beschissener Lügner. Der ich ja auch bin." Meinte er ruhig und fuhr sich durch die Frisur.
Ich hatte ihn selten so traurig gesehen und war kurz davor ihm die ganze Wahrheit zu sagen, damit er sich besser fühlte, aber dann würde ich die nächste Standpauke bekommen und innerhalb der nächsten halben Stunde würde er bei Samu vor der Tür stehen und den BMW schrotten.
Ich legte ihm meine Hände auf die Schulter und sah ihn an.
„Alex, wenn ihm das jemand sagt, dann ich. Aber nicht jetzt. Bitte! Theoretisch haben wir nichts falsch gemacht. Samu und ich waren nicht mehr zusammen. Aber sein Vertrauen ist so angeknackst. Ich glaube es wäre ihm egal, wenn es irgendwer gewesen wäre, aber nicht du. Zieh dir den Schuh bitte nicht an. Ich nehme das auf meine Kappe. Aber nicht jetzt. Bitte! Von mir aus pack deine Koffer und flieg nach Hause, wenn du Abstand von der Sache brauchst, aber bitte lass mich das tun. Ich kenne ihn besser und ich denke diese Erklärung bin ich ihm schuldig, nicht du."
„Das siehst du so. Ich habe da einen etwas anderen Blickwinkel."
„Die Situation ist doch jetzt keine andere als vor ein paar Wochen."
„Die Situation ist die, dass ich nicht wusste, dass ich mir hier heute eine Beichte anhören muss und daneben sitze und nichts sage, weil ich sonst nicht lebendig wieder im Hafen ankomme." Brummte er und ließ den Kopf hängen.
„Das fühlt sich Scheiße an und wenn das im Nachhinein rauskommt, dann bin ICH der Arsch. ICH hab mit seiner Ex geschlafen und ICH habe ihn angelogen. Er ist mein Freund. Das hat auch was mit Respekt zu tun."
„Ich kümmere mich darum, aber ich brauche mehr Zeit, okay."
Er sah mich ernst an und nickte.
„Das wird alles kein gutes Ende nehmen. Ich sag es dir."
Ich seufzte wieder und strich ihm über die Wange.
„Das war meine Schuld. Ich habe es provoziert und ich bin auch der Grund, warum du heute gelogen hast. Das werde ich ihm bei Zeiten auch sagen."
„Das war echt Scheiße von dir. Ich dachte ich wäre da im Bilde, aber dass du Geheimnisse hast, ist daneben."
„Ich stand in der Zeit auch total neben mir. Das in Berlin hätte nicht passieren dürfen. Aber jetzt ist es nun mal so. Ich kann es nicht rückgängig machen. Samu sieht das nicht anders. Wir haben darüber geredet und es ist okay. Er muss kein schlechtes Gewissen haben. Ich war eigentlich nie wirklich sauer auf ihn. Wir haben beide Fehler gemacht und sind wohl mehr als quitt. Und du hörst jetzt bitte auf dir so einen Kopf darüber zu machen."
Ich schloss die Arme um seinen Nacken und zog ihn an mich. Widerwillig legte er seine Hände an meine Taille und versteifte sich.
„Ich geh ins Bett. Guck noch n Film oder so. Lass mich einfach. Morgen geht's mir bestimmt wieder besser, ich muss ein wenig allein sein."
Er drückte mich kurz, küsste meine Wange und schlich wie ein getretener Hund Richtung Gästezimmer.
Ich war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte ich nicht, dass Alex sich schlecht fühlte und fühlte mich schlecht, weil ich ihm nicht hatte alles sagen können, auf der anderen Seite freute ich mich darauf morgen zu Samu zu fahren und über eine erneute kleine Annäherung vor der Haustür. Noch immer hatte ich seinen Duft in der Nase und es machte sich eine Gänsehaut breit, als ich an seine Umarmung dachte. Inständig hoffte ich, dass wir nicht wieder so verkrampft beieinander saßen und auf alten Themen rumritten oder nicht wussten, was wir sagen sollten.
Ich blieb noch lange wach, lackierte mir die Nägel, zappte durch das Fernsehprogramm und ging erst spät schlafen.
Am nächsten Morgen war Alex zwar immer noch ruhig, erzählte aber beim Frühstück begeistert von der Bootstour und berichtete, dass sie noch bei Samu zu Hause gewesen waren. Er fand es komisch dort gewesen zu sein, mit dem Wissen, dass ich dort gewohnt hatte. Das Haus hatte ihm gefallen, genauso wie das Auto und im Ganzen hatten die beiden einen schönen Tag gehabt. Am Abend wollte er mit Joonas und einigen Kumpels um die Häuser ziehen. Er meinte nach den Gesprächen gestern könnte er den einen oder anderen Drink vertragen und ich kündigte an, dass wir im Studio heute Gas geben sollten, weil ich gegen 6 verschwinden würde und er am nächsten Tag wahrscheinlich nicht in der Lage sein würde zu arbeiten.
Als ich am Abend im Wagen auf dem Weg nach Munkkiniemi saß, fühlte ich mich wie eine 15jährige auf dem Weg zu ihrem ersten Date. Ich wollte nicht unsicher wirken, aber der Gedanke dieses Haus zu betreten, bereitete mir ein flaues Gefühl im Magen. Wieder beschlich mich die Angst, dass wir keine richtigen Gesprächsthemen fanden, aber hoffte, dass Samu einfach etwas aufgeschlossener sein würde als beim letzten Mal. Schon als ich in die Auffahrt fuhr und hinter seinem Wagen parkte, wirkte alles irgendwie nicht mehr so vertraut, wie es mir mal gewesen war. Das war eigentlich bescheuert. Ich wusste in welcher Schublade seine Socken lagen und wo die Gläser im Küchenschrank standen. Ich wusste, dass die Kaffeemaschine einen Tick hatte und sie nur lief, wenn man sie vorher entlüftete. Das war alles auch mal irgendwie meins gewesen und jetzt fühlte mich mich wie ein Gast. Der ich auch war.
Ich stieg aus dem Wagen und checkte mein Make Up und meine Outfit nochmal in der Scheibe auf der Fahrerseite, in der ich mich spiegelte. Schwarze Lederboots, schwarze enge Destroyed-Jeans, eine hellgraues Trägershirt mit weitem Armausschnitt und eine schwarze dünne Strickjacke. Ich fuhr mir nochmal durch die offenen, frisch geglätteten Haare, steckte die Sonnenbrille in meine Handtasche und ging langsam zur Tür. Als ich auf die Klingel drückte, atmete ich ruhig aus und wartete, bis sich die Tür öffnete. Samu stand im Türrahmen und grinste.
„Hey! Come in." Meinte er fröhlich und ging einen Schritt zur Seite.
„Hey!"
Er hielt mit einer Hand die Tür auf und umarmte mich mit dem freien Arm, als ich an ihm vorbei in den Flur ging.
Der Geruch im Flur war heimisch und alles sah aus wie immer. Das Sideboard stand noch an seinem Platz, die Schuhsammlung war noch da, wo sie immer war und die Jacken hingen an derselben Garderobe, nur dass meine Sachen nicht mehr da waren. Ich zog meine Boots aus und stellte sie ordentlich neben Samus Sneakers, hängte die Jacke an die Garderobe und Samu folgte mir in den Wohnbereich.
Alles sah aus wie immer, wie ich feststellte, als ich mich im Wohnzimmer umsah.
„Hast du Hunger?", brummte er neben mir.
„Ja. Was gibt es denn?"
„Ich habe Sushi geholt und da sind some Thai soups in die Becher."
Er ging an mir vorbei in die offene Küche. Und nahm die Deckel von den Styroporbechern. Sofort dampften die Suppen um die Wette und Koriander und Kokosnuss stieg mir in die Nase.
„Lecker." Grinste ich. „Ich habe riesen Hunger. Ich hatte heute nur Frühstück."
„Good. Me too. I was at the gym und habe nur getrunken eine Kaffee after it. I'm starving. Du kannst sitzten. Ich bringe alles."
Samu deutete auf den Esstisch auf dem 2 große Sushiplatten angerichtet waren. Ich nahm vor einem Teller Platz und sah mich noch immer im Raum um. Samu füllte die Suppen in Schüsseln und balancierte sie zum Tisch, während ich mich immer noch im Raum umsah. Er bemerkte das anscheinend und grinste.
„Nothing changed. Es sieht so aus wie immer." Meinte er, nahm mir gegenüber Platz und entkorkte eine Flache Weißwein.
„Es ist komisch hier zu sein."
„Is it? Sorry. Ich habe nicht gedacht über das. Maybe we should have meet in a different location."
"Nein. Alles gut. Das gibt sich." Sagte ich und hielt den Stiel meines Glases fest, als Samu den Wein einschenkte. Er stellte die Flasche wieder auf den Tisch, rieb sich die Hände an den Hosenbeinen ab und griff nach seinem Glas, welches er mir entgegenhielt.
„Guten Appetit. Ich freue mich, dass du gekommen bist."
Er grinste und wirkte wirklich entspannt. Ich stieß gegen sein Glas und lächelte.
„Danke für die Einladung. Ich hab mich gefreut."
„Me too."
Wir tranken einen Schluck Wein, den Samu von einer Wange in die andere laufen ließ und dann der Falsche zunickte.
Ich löffelte meine Tom Ka Gai-Suppe und sah zu ihm rüber.
„Alex hatte Spaß gestern." Meinte ich.
„Ja? He liked the boat."
"Und das Auto und das Haus. Er hat sich gefreut dich zu sehen."
Absichtlich lenkte ich das Gespräch nicht auf den Informationsaustausch von gestern. Wenn Samu darüber reden wollte, würde er es tun, aber ich wollte das Thema sicher nicht ausgraben und auch ungern die Nacht in Berlin nochmal durchkauen. Das hatten wir längst getan.
„I fucking love this guy. Es ist so doof, dass er ist in LA. He should come over here."
Ich lachte.
"Ich glaube Alex kriegst du nicht nach Finnland. Der liebt diese Stadt mehr, als ich eh je getan habe."
„Ok. Then it's impossilbe." er zwinkerte und ich streckte ihm grinsend die Zunge aus.
Glücklicherweise verlief das Gespräch viel einfacher. Wir waren beide entspannter und lachten. Samu erzählte endlich detaillierter von der Tour und ich bekam mehr Informationen außer „Es war toll und allen geht es gut." Er unterhielt mich mit einer Menge Anekdoten, erzählte von den Kurzurlauben in Dublin und Amsterdam und fragte viel nach der Arbeit im Studio.
„I have to come over and du musst mir zeigen welche von die demos. I won't tell."
„Darüber lässt sich verhandeln." Grinste ich.
Wir rauchten auf der Terrasse und Samu erzählte von seinen Plänen draußen alles etwas umzugestalten.
„Wine?", fragte er, als wir wieder am Esstisch standenund goss, ohne auf eine Antwort zu warten, noch etwas in mein Glas.
„Let's get over." Meinte er, schnappte sich sein Glas und ließ sich aufs Sofa fallen. Ich nahm neben ihm Platz und zog die Beine an.
„Das Essen war toll. Vielen Dank."
„Yeah. Was good. Es ist eine neue restaurant, Riku told me, dass die Sushi is better da. We have to check that out next time."
Ich lächelte.
„Wissen die anderen, dass wir uns heute treffen?", fragte ich.
„Only Sami."
Er räusperte sich, legte den Arm hinter mir auf der Lehne ab und trank noch etwas Wein.
„He's the only guy, who knows all about this."
Samu lehnte sich vor und stellte das Glas auf den Tisch.
„I told him, dass du kommst in meine house und das wir haben dinner zusammen."
„Er wollte mal im Studio vorbeikommen. Ich hab mich noch gar nicht bei ihm gemeldet, aber ich dachte es ist vielleicht auch komisch, wenn ich mich mit ihm treffe, solange zwischen uns irgendwie nicht alles geklärt ist."
„It's ok. He'll love it. The studio is great. Great location. Good adress. Und du hast eine good job gemacht. It looks really cool. Really, really great place."
"Hey, du hast den Schlüssel. Mein Angebot steht noch. Irgendwie bist du ja ein Teil des Ganzen."
Samu nickte und lächelte. Ich nippte an meinem Wein und auch er lehnte sich wieder vor, nahm einen Schluck, lehnte sich wieder zurück und stütze seinen Kopf auf die Hand, die immer noch hinter mir auf dem Sofa gelegen hatte. Als er sich wieder positionierte, blieb er so sitzen, dass sein Knie an meinem lag und ich war sofort beschleunigte sich mein Puls wieder. Ihn schien es nicht zu stören. Er griff nach der Fernbedienung neben sich auf dem Sofa, schaltete die Stereoanlage ein das „Bon Iver"-Album ertönte leise aus den Boxen.
„Das hab ich so lange nicht gehört." Meinte ich.
„Ich habe es gehört die ganze Woche. Totally forgot this album. So great."
"Wann testen wir denn den neuen Sushi-Laden?"
„Ich weiß nicht. Maybe next week. I can't eat sushi for a long time, after this dinner." lachte er.
"Ja, das stimmt vielleicht. Ich bin auch satt."
„Fährst du noch weg? Urlaub?"
„Ich habe noch ein paar Termine in Germany und France. I thought about having a stopover in Barcelona. Aber ich weiß noch nicht. Ich mache spontan."
„And you? Holidays?"
Er sah mich fragend an und lehnte seinen Kopf, der immer noch an seiner Hand neben mir lehnte, schief.
„Ich denke erstmal nicht. Ich hab so viel zu tun und das Studio läuft ja erst an. Vielleicht werde ich im Winter Alex besuchen. Aber das ist alles noch nicht spruchreif. Ich hab noch keine Pläne gemacht. Ich bin hier gerade erst richtig angekommen, dann will ich nicht gleich wieder wegfahren.
„So you like it here, mmh?" brummte er.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn an.
„Ja. Das habe ich immer."
Samu biss die Lippen aufeinander und kniff ein Auge zu.
„Hör auf damit!" lachte ich.
Er zuckte die Schultern und grinste.
Ich legte meine Hand auf sein Knie, dass immer noch angewinkelt an meinem lag. Samu sah auf meine Hand, dann wieder in mein Gesicht.
„Das weißt du doch eigentlich auch. Das war dumm, dass ich das damals gesagt habe. Das war im Streit. Wenn das hier der letzte Ort auf Erden wäre, an dem ich sein wollen würde, wäre ich sicher nicht hier."
Ich ließ meine Hand einfach wo sie war und malte mit meinem Zeigefinger die Maserung seiner grauen Jeans nach und zupfte an den Fäden, die das Loch im Stoff umrahmten. Samu sah mich an und strich mit der freien Hand durch meine Haare. Er wirkte ernst und seufzte kurz.
„I know. Ich habe auch nicht gemacht alles richtig. Our communication wasn't really good that time."
"Bei unserem Treffen letztes Mal auch nicht unbedingt."
„I was super nervous."
„Das hat man gar nicht gemerkt. Als du bei mir im Studio warst, war das anders."
„I practiced a lot mit meine pokerface." grinste er. "Seemed to work, wenn du hast nicht gemerkt, because you know me pretty well."
Er sah mich immer noch an und ich kam nicht daran vorbei sein Gesicht zu begutachten. Die blauen Augen, die von kleinen Fältchen umrandet waren, das Muttermal auf seiner linken Wange, der 3-Tage-Bart – der jedenfalls aussah wie einer, aber ich wusste, dass er sicher eine Woche alt war- und die Lippen, von denen ich genau wusste, wie sie schmeckten. Etwas verschämt sah ich wieder in seine Augen und zupfte weiter nervös an den Fäden seiner Jeans.
„Ich dachte du hast es vielleicht bereut, den Kontakt wieder aufgenommen zu haben. Du warst irgendwie etwas abweisend."
„I know. Self-protection. It was strange, als du hast gestanden vor mir. Alone. Was much easier at the phone after a few drinks." Grinste er schief.
Er beugte sich wieder zum Tisch rüber, trank den letzten Schluck aus seinem Glas, stellte es zurück, rückte näher an mich, als er sich wieder zurücklehnte und seinen Kopf erneut auf seine Hand stützte. Sein Knie lag auf meinem und sein Gesicht war nun so nahe vor mir, dass ich seinen warmen Atem fühlen konnte. Wieder zuppelte ich an den Fäden seiner Hose und sah zu ihm.
Samu sah mich immer noch ernst an und schien gewillt zu sein ein Blickduell zu starten, das ich im Leben nicht gewinnen konnte. Ich genoss seine Nähe, war wahnsinnig erleichtert, dass der Abend bisher so gut verlief und jetzt fühlte ich mich an einer Gabelung. Allerdings war ich mir sicher, in welche Richtung ich gehen wollte. Ich wusste, wie ich mich damals gefühlt hatte, als er mich im SoHo fast geküsst hatte und ich wusste auch, dass er darauf gewartet hatte, dass ich diesen Schritt tat. Ich war so unsicher gewesen und hatte solche Angst gehabt verletzt zu werden. Das war jetzt nicht anders. Ich hatte nichts mehr zu verlieren und ich wusste, wie es sich anfühlte ihn zu verlieren. Er war auf mich zugekommen, den Rest musste ich selbst erledigen. Bestimmt ratterte es in seinem Kopf, weil er nicht einschätzen konnte, wie ich reagierte. Ich wusste, dass ich immer ein Buch mit sieben Siegeln gewesen war, wenn es darum ging Gefühle zu zeigen oder darüber zu reden. So war ich nicht mehr und so wollte ich auch nicht mehr sein. Es hatte ihn fast in den Wahnsinn getrieben, dass ich immer wieder zugemacht hatte und dem wollte ich ihm nicht mehr aussetzen. Nie wieder.
Vorsichtig löste ich meine Hand von seinem Knie und legte sie in seinen Nacken. Er ließ mich immer noch nicht aus den Augen, als ich die Härchen seines Haaransatzes zwischen meinen Finger zwirbelte. Er legte den Kopf noch etwas mehr zur Seite und ich beugte mich ein Stück weiter zu ihm vor. Samu rühte sich keinen Millimeter und sah mich weiterhin an. Ich lehnte meine Stirn an seine und fuhr mit beiden Händen durch seine Haare, legte sie in seinen Nacken und fuhr langsam mit meiner Nase an seiner entlang. Mein Atmen wurde flacher und ich sah, wie Samu die Augen schloss, als ich vorsichtig den Kopf zur Seite neigte und meine Lippen auf seine legte.

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Heimkehr
Fiksi PenggemarSamu & Sophia Teil 3. Fortsetzung von "Von der Muse geküsst" und "Klimawandel". Inklusive der beiden OS in meinem Account zu finden. Nach Sophias Rückkehr nach Los Angeles scheint die Trennung von Samu endgültig. Wäre da nicht noch etwas, was sie in...