You have that something on your skin

168 7 2
                                    


Als ich die Haustür aufschloss war es im Haus dunkel. Samus Wagen stand zwar vor der Tür, aber er schien schon zu schlafen. Ich hängte meine Jacke auf und stellte meine Schuhe neben seine im Flur. In der Küche nahm ich mir noch einen Schluck Wasser und hörte sie Gitarre aus dem Studio oben. Er schlief also doch nicht. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon fast 2 war. Er war sicher aufgewühlt von dem Treffen mit Sophia oder hatte sich beim Abendessen übernommen. Vielleicht auch beides.
Ich lehnte mich an den Küchentresen und lauschte der Musik. Das Gespräch mit Alex war irgendwie komisch gewesen. Als ich in die Bar gekommen war, hatte ich ihn relativ schnell erkannt und überlegt, ob ich ihn ansprechen sollte. Ich kannte ihn nicht und wusste, dass er auf Samu nicht gut zu sprechen war. Er hatte ja bereits geäußert, dass es eine Vermutung hatte, dass Samu und ich nicht nur Freunde waren. Allerdings hatte er bei dem Aufeinandertreffen geäußert ich sei ein Trostpflaster oder ein Lückenbüßer, was wir direkt verneint hatten. Das war ich nicht und das wollte ich auch nicht sein. Ich wollte aber auch nicht diejenige sein, die Samu in die Pfanne haute. Sicher würden Alex und auch Sophia das vollkommen falsch auffassen. Wir waren kein Paar und die Fronten waren da ziemlich klar. Wir waren uns einig. Samu wirkte an sich etwas zerrissen. Er tat mir leid. Ich verstand ihn. Ich hatte mich selbst schon mal so gefühlt. Er war sich seiner Gefühle nicht im Klaren, war aber auch so fair seine Ex-Freundin nicht als Versuchskaninchen zu benutzen. Er zog sich zurück und machte das mit sich selbst aus. Manchmal half reden einfach nicht mehr. Samu war sehr auf sich selbst konzentriert und ich hielt es auch für das Beste, Wenn man selbst nicht mehr wusste, wer man war und was man eigentlich wollte oder suchte, dann musste man auch bei sich selbst suchen und nicht bei anderen. Das war zwar schmerzhaft für Sophia, auch das verstand ich, aber hätte er sich weiterhin verstellt oder sich angeguckt wie Sophia sich verstellte, er hätte sie noch mehr verletzt. So war er wenigstens ehrlich und konnte noch in den Spiegel gucken. Ich wusste, dass er unter der Situation litt, aber ich merkte auch, dass es ihm mittlerweile etwas besser ging. Die Nacht mit ihm im Studio zu sitzen und an seinem Song zu schreiben, hatte mir großen Spaß gemacht. Ich freute mich, dass er sowas intimes mit mir teilte und mir ein wenig von seiner Welt zeigte. Er wirkte entspannter an diesem Abend und er war ganz darin versunken gewesen. Das war schön zu beobachten und die Freude hatte mich ein wenig angesteckt. Ja, wir teilten nicht nur solche Momente. Die Nacht war noch etwas länger geworden. Wie so oft. Warum nicht? Als ich Samu in Barcelona getroffen hatte, hätte ich nicht gedacht, dass ich schon kurz darauf mit ihm von Berlin nach Helsinki fliegen würde. Ich dachte das wäre ein One Night Stand mit ein paar netten Gesprächen. Aber irgendwie hatten wir einen guten Draht zueinander. Also hatte ich meine Nummer dagelassen. Das er sich so schnell wieder meldete, hätte ich nicht gedacht. Ich genoss die Zeit mit ihm. Samu war lustig, zuvorkommend und ein guter Gesprächspartner. Er hörte zu, er war aufmerksam und er konnte auch einfach mal die Klappe halten. Er war melancholisch. Das fand ich nicht schlimm. Wahrscheinlich hatte er einfach einen Hang dazu. Hatten das nicht alle Künstler irgendwie? Vielleicht war es auch ein Teil seiner derzeitigen Situation. Ich wusste nicht, wie er sonst war. Ich hatte ihn nur so kennengelernt und akzeptierte das. Vielleicht verstanden wir uns deswegen so gut. Ich fragte nicht nach. Ich ließ ihn so, wie er ist. Was sollte er auch antworten? Samu wusste zur Zeit selbst nicht so wirklich, wo er stand. Das wir unsere Zeit nicht nur freundschaftlich miteinander verbrachten wäre für andere wohl ein größeres Thema als für uns. Der Sex war gut. Sehr gut. Und es waren keinerlei Erwartungen daran geknüpft. Ob da mehr draus werden könnte? Keine Ahnung. Diese Frage hatte ich mir bisher nicht gestellt. Das stand auch gar nicht zur Debatte. Samus Herz war ganz woanders. Das wusste ich. Er hatte es wohl auch mal gewusst, aber er hatte es vergessen. Ich glaube es war ganz normal, dass man jemanden in einer Beziehung einfach mal nicht so sehr liebte oder auch mal nicht leiden konnte. Das ging auch wieder vorbei. Aber Samu war mehrfach von der Person verletzt und enttäuscht worden, den er liebte und da konnte man schon den Überblick verlieren. Vielleicht war es einfach zu viel gewesen. Vielleicht fand er auch gar nicht wieder dahin zurück. Aber das musste er selbst herausfinden. Damit hatte ich nichts zu tun und da wollte ich mich auch nicht einmischen.
Alex hatte eine sehr eingefahrene Meinung. Er hatte mich in eine Schublade gesteckt und da würde er mich auch nicht so schnell wieder rausholen. Ich wusste, dass Samu ihn mochte und es ihn traurig machte, dass so viel passiert war und die beiden nicht mehr miteinander klarkamen. Das tat mir leid. Ich dachte hinter Alex harter Schale, würde es ihm genauso gehen. So abgeklärt war er nicht und hatte sogar gefragt, was Samu über ihn gesagt hätte. „Nichts Böses." Das war die Wahrheit. Vielleicht hatte Alex das auch mal zum Nachdenken gebracht. Alex konnte nicht so kompliziert sein, wie er schien. Sonst hätte Samu nicht so einen Narren an ihm gefressen.
Sophia hingegen konnte ich gar nicht einschätzen. Sie war hübsch und hatte sicher etwas auf dem Kasten, aber ich hatte auch den abschätzigen Blick wahrgenommen, den sie mir zugeworfen hatte. Wahrscheinlich dachte sie, ich sei eine Konkurrentin. Das wollte ich nicht sein und das war ich auch nicht. Über eventuelle Gefühle für Samu hatte ich nie nachgedacht. So wie es jetzt um ihn stand wäre da auch gar kein Platz und ich selbst konnte mir mit so einem zerrissenen Menschen auch keine Beziehung vorstellen. So wie es gerade war, war es okay und alles andere konnte sich entwickeln oder auch nicht.
Alex war wirklich attraktiv. Schon als wir ihn an der Ostsee getroffen hatten, war er mir aufgefallen. Er war trainiert, groß und schien einen spitzen Humor zu haben. Ich mochte seinen Bart und die Tätowierungen, die sich mir erst heute gezeigt hatten, weil er ein kurzärmliges Shirt getragen hatte. Automatisch fragte man sich ja direkt, wo diese Landkarte hinführte und was für Kunstwerke sich noch unter dem Stoff verbargen. Allerdings hatte er keine große Sympathie für mich übrig, was wohl auch an der Situation mit Samu lag. Würde er die ganze Geschichte kennen, dann wäre ich erstrecht unten durch. Dann war ich wirklich nur das Trostpflaster. So sah ich mich selbst nicht. Samu und ich hatten eine gute Zeit, deswegen war ich aber kein Prellbock oder ein naives Dummchen, was sich da mehr erhoffte.
Ich stellte mein Glas in die Spüle und überlegte kurz direkt ins Bett zu gehen, aber wollte Samu wenigstens kurz sagen, dass ich wieder da war und ich musste ihm ja auch von derm Gespräch mit Alex erzählen. Ich klopfte an die Studiotür und hörte, dass sein Gesang und die Gitarre verstummten, als ich die Tür vorsichtig öffnete.
„Hey! Ich bin wieder da." Meine ich leise und lehnte mich in den Türrahmen.
„Hey! Wo warst du?", fragte er. Samu saß in T-Shirt und Boxershorts auf dem Boden, lehnte mit dem Rücken am Sofa und stellte die Gitarre zur Seite, als er aufsah. Um ihn rum lag Papier auf dem Teppich und sein Macbook stand aufgeklppt vor ihm auf dem kleinen Couchtisch.
„Ich war in der Stadt. Hab ein wenig rumgeguckt und einen Wein getrunken. Wann warst du zurück?"
Er sah auf die Uhrzeit auf dem Laptop.
„Vor zwei Stunden."
„War das Essen gut?"
„Ja. Super."
„Und wie war dein Date mit Sophia?"
Er lächelte.
„Das war keine date."
„Dein Treffen." Verbesserte ich und rollte die Augen.
„Es war schön. We talked a lot. Es war nicht strange. I liked, dass es war sehr intimate. No stress. Felt good. Sie hat gesagt, dass sie ist mad with me, weil ich weiß nicht, was ich will. I told her, that I'm sorry and that I'm working on it. Come in!" meinte er und grinste.
Ich trat ein, setzte mich hinter ihm auf das Sofa und schielte über seine Schulter hinweg auf seine Unterlagen.
"Und jetzt kannst du nicht schlafen?", fragte ich, legte meine Hände an seine Schultern und massierte ihn ein wenig.
„Ich bin nicht tired. Ich habe versucht, but then I thought I could use the time for working. Aber das hier ist good auch."
Samu ließ den Kopf nach vorn fallen und seufzte leise.
„Ich habe Alex in der Stadt getroffen."
Meine Hände fühlten, wie sich seine Muskeln augenblicklich verspannten und ich intensivierte den Druck.
„Where?"
„In einer Bar. Ich hab ihn direkt erkannt und mich zu ihm gesetzt."
„Was er hat gesagt?"
„Ich glaub er mag mich nicht sonderlich, weil er vermutet, dass zwischen uns ein wenig mehr ist und er loyal Sophia gegenüber sein will."
„He's right." Brummte er und ich fühlte, wie sein Körper unter meinen Fingern vibrierte.
„Ja, aber ich denke er misst dem Ganzen eine andere Bedeutung bei."
Ich setzte meine Massage fort und wanderte mit meinen Händen in seinen Nacken. Er entspannte sich merklich und atmete ruhig.
„Ich glaube er ist auch nicht so glücklich über die Situation zwischen euch."
„I talked to Sophia about that. Ich habe gesagt, dass ich brauche eine wingman. Sie hat gesagt, dass Alex is mad und dass er braucht more time."
„Vielleicht solltet ihr euch einfach mal treffen. Das ist doch ärgerlich. Nun ist er schon so lange in Helsinki und ihr hättet mal Zeit füreinander und die verbringt ihr damit euch zu streiten."
„I know. We act like little girls. It's stupid. "
Wieder stich über rüber zu seinen Schultern und ich hörte Samu seufzen. Es gefiel ihm offensichtlich.
„I remember, dass du hast gesagt, dass Alex is hot."
„Das würde ich auch nicht abstreiten."
„What does that mean?"
„Nichts. Das heißt, dass ich ihn heiß finde. Das war's."
Dem war nichts mehr hinzuzufügen. Ich beugte mich auf dem Sofa vor und lehnte meinen Kopf an Samus Schulter.
„Arbeitest du noch immer an dem Song?"
„Ja. Feels like I could never finnish this. Maybe I should stop working on it."
Ich verteilte kleine Küsse an seinem Hals.
„Ich wüsste aber etwas, was du immer zu Ende bringst." Flüsterte ich an seinem Ohr und schlag die Arme von hinten um seinen Hals.
Samu lachte heiser, griff hinter sich und strich von meinen Schultern über meine Unterarme. Wieder küsste ich seinen Hals und merkte, wie er meine Umarmung lockerte, sich zu mir umdrehte und sich vor das Sofa kniete. Ich lehnte mich vor, vergrub meine Hände in seinen Haaren und küsste ihn vorsichtig. Samu beugte sich vor, schob seine Zunge in meinen Mund und drückte mich zurück in die Polster. Er biss in meine Unterlippe und fuhr sie Außenseiten meiner Schenkel hoch, bis er an meiner Hüfte ankam und mich weiter auf der Couch nach vorn zog. Seine Hände schoben mein Shirt nach oben und während er sich seine Lippen meinem Bauch widmeten, zog ich mir den Stoff über den Kopf, ließ ihn zu Boden fallen und ließ sein Shirt folgen. Samus Hände schoben sich unter meinen Rücken, öffneten meinen BH und auch er fand den Weg auf den Teppich. Ich beugte mich ein Stück vor, küsste ihn leidenschaftlich und wollte ihn zu mir aufs Sofa ziehen, aber Samu drückte mich zurück und suchte mit seinen Lippen weiter meinen Oberkörper ab. Er reizte meine Nippel und öffnete meine Hose. Keuchend ließ ich den Kopf zurücksinken und schloss die Augen. Meine Jeans und mein Höschen gesellten sich unseren anderen Klamotten. Samu legte ein Bein über seine Schulter und küsste sich an der Innenseite meines Schenkels entlang ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich stöhnte auf, als es vorsichtig in die dünne Haut biss und bemerkte das schmutzige Grinsen auf seinem Gesicht. Seine Lippen glitten immer höher und ich fing beinahe an, ungeduldig auf dem Sofa herumzurutschen, bevor er mit seinem Gesicht in meinem Schoß verschwand. Mein Kopf sank gegen die Rückenlehne der Couch und meine Hände vergruben sich tief in seinen blonden Haaren. Dieses Talent hatte er mir bisher vorenthalten und wie automatisch machte ich ein Hohlkreuz und sah zu Samu hinunter, der mich noch immer mit seinem Blick fixierte. Er erhöhte den Druck, zog mich an den Hüften noch weiter an den Rand der Sitzfläche ohne den Blick abzuwenden. Ich merkte, wie die Hitze in meinem Schoß immer weiter ausbreitete und ich es dauerte nicht lange, bis mich der Orgasmus überrollte und Samu mich tief in die Polster drückte. Er zog mich vorsichtig vom Sofa auf seinen Schoß, während er noch immer auf dem Teppich kniete. Seine Erregung pochte in seinen Shorts zwischen meinen Beinen und ich tastete nach meiner Handtasche neben uns, um ein Kondom herauszuziehen. Samus Arme schlangen sich um meine Taille, zogen mich noch dichter auf seinen Schoß und er stöhnte heiser an meinem Ohr, als ich ihm mein Becken entgegendrückte und hinter seinem Rücken mit fliegenden Fingern die Packung des Gummis aufriss. Er drehte sich ein Stück zur Seite, küsste meinen Hals und legte mich rücklings auf dem Boden ab. Dann setzte er sich auf, nahm mir das Kondom aus der Hand, schob seine Short nur so weit wie nötig herunter, um er sich überzurollen. Als er sich wieder vorbeugte, küsste er sich von meinem Bauchnabel bis hoch zu meinen Lippen und unter einem leidenschaftlichen Kuss versenkte er sich tief in mir. Wir stöhnten beide auf und Samu verharrte kurz. Er hatte die Lippen geöffnet, suchte mit seiner Zunge seinen Mundwinkel ab und hatte sie Augen geschlossen. Seine Unterarme stütze er neben meinem Kopf ab und ich schlang die Beine um seine Hüften. Vorsichtig zog ich mich so mit dem Becken ein Stück höher und sah, wie er sie Augen zusammenkniff und die Zähne aufeinanderbiss. Seine Knie knickten ein und er wurde schwerer auf mir. Meine Lippen suchten seine und seine Gesichtszüge entspannten sich, als er langsam anfing sich zu bewegen. Ich küsste ihn fordernder, löste die Umklammerung meiner Beine und Samu sah mich dunkel an. Meine Hände fuhren seinen Rücken hinunter und blieben an seinem Hintern liegen. Er lehnte seine Stirn an meine und keuchte leise. Seine Lippen fuhren meinen Hals hinab , während er sich weiter in mir bewegte und er jedes Mal ein wenig tiefer in mich rutschte. Ich streckte den Kopf in den Nacken und stöhnte auf. Ich fühlte sein Grinsen an meinem Hals.
„Schneller." Keuchte ich an seinem Ohr und meine Hände krallten sich tiefer in seinen Hintern. Samu kam der Aufforderung nach und kurz darauf kam erst ich und dann Samu, der sein Gesicht laut stöhnen an meiner Halsbeuge vergrub und schlagartig schwerer auf mir wurde.
„Ich gehe schlafen." Meinte ich, als ich meine Klamotten eingesammelte. Samu zog sich sein Shirt über und grinste mich an.
„Ich bleibe noch hier." Meinte er.
Ich küsste ihn kurz und ließ ihn im Studio zurück, als ich gegenüber im Gästezimmer verschwand. Er wollte noch weiter arbeiten, jedoch hörte ich in schon einige Minuten später die Treppe runtergehen, als die Decke höher zog. Normalerweise schliefen wir zusammen ein, wenn wir Sex gehabt hatten oder Samu fragte, ob ich bei ihm schlief. Jetzt hier allein zu liegen hinterließ irgendwie doch einen faden Beigeschmack. Irgendwas war heute anders gewesen.

HeimkehrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt