Sprechstunde

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Die 15minütige Taxifahrt verbrachten wir knutschend auf der Rückbank. Ich schob meine Hand unter Minas Tunika, streichelte über ihren Bauch und sie war vollends darauf konzentriert meine Haare von einer Seite auf die andere zu befördern. Ab und zu warf ich einen Blick in den Rückspiegel, durch den der Taxifahrer uns dämlich angrinste. Anscheinend gefiel ihm die Show, aber das war mir egal. Wahrscheinlich würde ich ihn nie wiedersehen.
Als wir am Hotel hielten, gab ich ihm ein großzügiges Trinkgeld und zog Mina aus dem Taxi hinter mir her durch die Lobby und in den Fahrstuhl, den wir uns leider mit anderen teilen mussten und nun brav nebeneinander standen. Mina grinste mich durch die verspiegelte Tür an und ich musste leise lachen, als ich sah, was sie mit meinen Haaren angerichtet hatte. Sie schob eine Hand in die hintere Tasche meiner Jeans und lehnte sich an mich, bis wir endlich im richtigen Stockwerk aussteigen konnten und ich sie, fast im Laufschritt, zu meinem Zimmer zog. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, presste ich sie gegen die Wand im Eingangsbereich des Zimmers und küsste sie verlangend. Sie fingerte an den Knöpfen meines Hemdes herum und schob den Stoff über meine Schultern, während ich ihre Tunika auf den Boden fallen ließ. Sie glühte praktisch unter meinen Händen, als ich eine Hand an ihren Rücken schob und ihr Bikinioberteil öffnete. Das Blut rauschte in meinen Ohren und meine Jeans war mittlerweile so eng geworden, dass ich die Knöpfe selbst öffnete, um mir etwas Luft zu machen. Sofort verschwand Minas Hand in meinen Boxershorts und ich stöhnte kehlig an ihrer Halsbeuge, als ich den Bikini fallen ließ. Sie schob sich ihren Jeansrock über die Hüften und dirigierte mich küssend zum Bett. Ihre Hände fuhren über meine Brust und kaum saß ich auf der Bettkante, kletterte sie rittlings auf meinen Schoß. Mein Gehirn wurde längst nicht mehr durchblutet und ich konzentrierte mich nur noch auf Minas Berührungen. Sie drückte sich dichter an meinen Schoß und ließ ihre Hand wieder in meine Shorts gleiten. Ich richtete sie weiter auf, küsste ihre Brüste und sie warf den Kopf keuchend in den Nacken. Worte waren hier längst vollkommen überflüssig. Wir wussten beide was wir wollten und ich fühlte mich gut dabei. So etwas hatte ich ewig nicht gemacht und ob mich am nächsten Morgen ein psychischer und physischer Kater erwarten würde war mir gerade scheißegal. Sie drückte mich mit dem Oberkörper aufs Bett, kletterte von mir runter und zog meine Schuhe, wie die Jeans und die Shorts aus. Bevor die Hose auf dem Boden landen konnten, griff ich danach und zog das Kondom aus meiner Seitentasche, das ich in weiser Voraussicht eingesteckt hatte.
Mina zog ihre Schuhe aus und streifte sich das Höschen von den Hüften. Ihre Rippen zierte ein Kirschblütenzweig, der sich über ihre Hüfte zog, dessen Ast sich einmal um ihren Oberschenkel schlängelte. Die Tätowierung war mir vorher gar nicht aufgefallen, aber sie passte zu ihr. Langsam kam sie lächelnd auf mich zu und kletterte zurück auf meinen Schoß. Wieder drückte sich mich auf die Matratze und schloss ihre Hand fast um meine Erregung. Ich schloss die Augen und entspannte mich gänzlich. Mina küsste sich über meinen Oberkörper, reizte meine Nippel und fuhr jeden Millimeter meiner Haut entlang, während sich ihre Hand stetig an mir auf und ab bewegte. Ich legte die Hände an ihren Hintern und schob sie dichter an meinen Schoß. Eine Hand tastete über die Matratze, bis sie das Kondom fand, was ich neben uns hatte liegen lassen. Sie setzte sich auf und ich hörte das Knistern der Packung als sie sie aufriss. Langsam rollte sie es mir über und mein Hände ruhten an ihren Hüften, als sie sich leicht an mir rieb. Mina beugte sich zu mir runter, küsste meinen Hals und biss vorsichtig in mein Ohrläppchen.
„Ich will dich!" hauchte sie heiser in meinen Gehörgang und schickte eine Gänsehaut über meinen Körper. Grob legte ich meine Hände an ihren Arsch und drehte mich zur Seite, bis ich sie unter mir begraben hatte. Sie küsste mich fordernd und drängt mir ihr Becken entgegen. Ich löste mich von ihr und setzte mich auf die Knie. Sanft strich ich die Außenseite ihrer Beine hinauf, bis ich meine Hände an ihre Hüfte legte und sie vorsichtig auf mich zog. Mina wand sich vor mir, schloss die Augen und gab sich meinen Bewegungen hin. Sie bog ihren Rücken durch und fuhr mit ihren Händen über ihren Oberkörper. Ich beobachtete jede ihrer Bewegungen und saugte jeden Laut auf, den sie machte. Diese Frau glühte vor Leidenschaft und hatte keinerlei Hemmungen. Das Bild, was sich mir bot törnte mich nur noch weiter an und Mina stöhnte immer lauter. Ich platzierte meinen Daumen an ihrer Mitte und sah immer wieder an mir runter, wie ich mich mit gleichmäßigen Stößen in ihr versenkte. Kurz darauf kam sie, lehnte den Kopf in den Nacken und ihr Körper zuckte unkontrolliert. Laut stöhnend bäumte sie sich mir entgegen und ich fühlte, wie sie sich eng um mich zusammenzog. Ich verlangsamte mein Tempo, beugte mich vor und küsste ihren Hals, bis sie langsam wieder ruhiger wurde. Sie zog mich an den Haaren zurück, grinste, legte ihre Lippen auf meine und drückte mich so lange zur Seite, bis ich unter ihr lag. Der Rest lief nur noch schemenhaft an mir vorüber. Sie bewegte sich hart gegen mich und ich glitt immer tiefer in sie, bis sich meine Hände verselbstständigten, sich grob in ihren Hüften vergruben und ich mich aufsetzte. Ihre Hände schlangen sich um meinen Nacken und ich küsste ihre Brüste, die sich vor meinem Gesicht auf und ab bewegte. Nochmal hatte ich das Gefühl tiefer in sie zu gleiten und als der letzte Tropfen Blut in meine Lenden schoss, ließ ich mich auf die Matratze fallen, kam laut stöhnend zum Höhepunkt und musste mich beherrschen das Bettlaken nicht von der Matratze zu ziehen.
Während ich noch Sterne sah und völlig außer Atem versuchte meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen, beugte Mina sich vor und küsste meinen Hals. Meine Muskeln zitterten unwillkürlich bei jeder Berührung. Meine Haut war überempfindlich und bei jedem ihrer Küsse zuckte ich zusammen.
Mina stieg von mir runter und legte sich neben mich in die Laken.
„Fuck!" lachte ich, strich mir die verschwitzen Haare von der Stirn und sah die Decke an.
Sie seufzte, lehnte den Kopf an das Kissen und begutachtete, wie ich die Deckenlampe.
„Na erzähl." Meinte sie neben mir.
„Was"?
„So vögelt nur jemand, dem das Herz gebrochen wurde oder der morgen stirbt. Also bist du dem Tode geweiht oder was hat man dir angetan?"
Ich lachte und überlegte kurz.
„Maybe both. Who knows."
Mina drehte sich auf die Seite, stützte den Kopf auf ihre Hand und sah mich an. Ich legte mein Gesicht in ihre Richtung und hielt ihrem Blick stand. Sie lachte und schüttelte den Kopf.
„Eben warst du noch nicht so zugeknöpft."
Ich zuckte die Schultern.
„Ist das eine Interview?"
Ich stand vom Bett auf, verschwand ihm Bad, um das Kondom zu entsorgen, wusch mir das Gesicht und ging zurück ins Schlafzimmer. Mina machte keine Anstalten sich anzuziehen, lag noch immer auf der Seite und sah mich an.
„Want a drink?", fragte ich.
Sie nickte und nahm 2 kleine Flaschen Wasser aus der Minibar, von der ich ihr eine reichte. Ich trank einen großen Schluck, kletterte in meine Shorts, öffnete das Fenster und zündete mir eine Zigarette an. Als ich den Rauch in die Luft blies, merkte ich, dass Mina mich immer noch ansah.
„Maybe heartbroken is too much. Disappointed might be the right word."
"Das heißt?", bohrte sie weiter, lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfteil des Bettes und zog die Decke bis an ihren Bauch.
„Ich weiß nicht. Da ist eine girl. We were in love, but it didn't work. Wir haben versucht eine neue beginning, but the past caught us again."
"Wie lange ist das her?"
„Fast zwei Wochen."
„Du zählst die Tage. Nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass das ein Ende sein könnte."
„I don't know. Wenn deine heart macht eine andere Ding Dong als deine Kopf, du hast eine big problem und das ist so bei mir. Meine heart sagt: „Yes, that's the girl I want." But meine Kopf sagt: "Get the hell away from this bitch. She will melt you down."
Ich schnippte die Kippe aus dem Fenster und schloss es wieder. Mit der Flasche in der Hand, ließ ich mich neben sie auf's Bett fallen, lehnte mich auch an das Kopfteil und überschlug die Beine.
„Wenn du solche Angst hast, dass du dich darin verrennst oder es dir nicht gut tut, wieso beendest du es dann nicht. Ich mein, dein Kopf scheint ja noch zu funktionieren. Meistens setzt der sich doch auch eher durch, wenn man erstmal einen klaren Gedanken gefasst hat."
„Weil meine heart sagt noch immer etwas anderes. Ich habe noch nie getroffen eine Frau wie sie. Sie ist different. Aber sie ist auch... schwierig."
„Woher kennt ihr euch?", fragte sie.
„That's a really long story."
"Ich habe Zeit." Grinste sie und nippte an ihrer Flasche. „Und Hunger hab ich auch."
Sie griff nach dem Pappaufsteller auf dem Nachtschrank und las das Angebot des Zimmerservices.
„Are you serious?" Lachte ich.
"Ich nüchtere gerade aus. Jeder normale Mensch bekommt da Hunger."
Sie studierte weiter die Karte und legte sie dann auf mein Bein.
„Ich nehme den Cheesebuger und die Pommes."
Ich lachte. Eigentlich keine dumme Idee. Das Essen mit Matti war Stunden her und auch ich merkte, wie der Alkohol langsam an Wirkung verlor. Ich griff nach dem Telefonhörer und orderte dasselbe für mich.
Damit begann die Nacht eigentlich erst. Wir saßen auf dem Bett, aßen Burger und Pommes, plünderten sämtliche unalkoholischen Getränke aus der Minibar und ich erzählte ihr meine Geschichte. Ich wusste gar nicht, was mich ritt mit einer vollkommen Fremden über dieses Thema zu sprechen. Eigentlich war ich froh gewesen, dass Sophia den ganzen Abend nicht einmal in meinem Kopf aufgetaucht war, aber irgendwie war es leicht mit Mina darüber zu reden. Ich wusste nicht, ob es an ihr lag oder einfach an der Tatsache, dass sie fremd war. Sie schien nicht gewillt mir irgendwelche Ratschläge geben zu wollen. Sie fragte nur und hörte zu. So ein Gespräch konnte ich mit niemandem führen, der mich oder Sophia kannte. Alle steckten immer ihre Nase mit in das Thema, gaben Tipps oder drängten mir ihre Meinung auf. Mina tat das nicht. Sie würde einfach in absehbarer Zeit nach Hause gehen und ich würde sie nie wiedersehen.
„Wow! Das klingt alles sehr verworren und anstrengend."
„It is."
„Liebst du sie?"
Ich lag ausgetreckt auf dem Rücken und drehte am Deckel meiner Wasserflasche herum, während Mina mit ihrem Hinterkopf auf meinem Bauch lag, in einem meiner T-Shirts steckte und mit mir die Decke musterte.
„Ich weiß nicht. Why is everybody asking this? Matti asked the same question."
"Weil es vielleicht die einzige elementare Frage ist. Wenn du das nicht weißt, dann brauchst du es gar nicht erst zu versuchen. Wo willst du da ansetzen? Du vertraust ihr nicht. Sie könnte wahrscheinlich nichts mehr richtig machen. Egal wie sehr sie sich verbiegt. Solange dein Kopf dich steuert, ist das Blödsinn überhaupt einen Versuch zu wagen."
„Ich war nie so eine Mensch, der ist controlled by his head. I'm a musician. Bei mir alles kommt aus die heart oder aus die Bauch. Aber nicht aus die head. Sophia was like that. Sie hat immer nur gehört auf ihre Kopf and had a really big problem to switch it off. Now she acts different. She talks about feelings and is more opened up. I liked that. Ich habe mir immer gewünscht das. But now it confuses me."
"Weil ihr die Rollen getauscht habt. Sie hat sich angepasst und gemerkt, dass sie sich mehr von ihren Gefühlen leiten lassen muss. Das hat sie von dir gelernt. Aber du warst verletzt und hast ihre Verhaltensmuster angenommen."
„Are you a psychologist, or what?" lachte ich.
"Ich habe das mal 2 Semester studiert. Vielleicht ein wenig."
„I always thought only people with psychological problems study this stuff."
"Das stimmt ein Stück weit. Ich hatte auch mal eine nicht so gute Zeit nach einer Trennung. Da habe ich angefangen mich mit sowas zu beschäftigen. Eigentlich liegt die Sache auf der Hand. Ihr seid beide Musiker. Ich denke alle Künstler, und speziell Musiker, sind narzisstisch veranlagt. Wenn man sich vor 50.000 Leute auf eine Bühne stellt, um sein Innerstes nach außen zu kehren, dann hat man wahrscheinlich ein Problem. Das ist nicht immer negativ. Aber ich glaube jeder von euch hat ein Faible für Applaus und Anerkennung. Du stehst gern im Mittelpunkt. Sie auch. Einer geht vor, der andere läuft mit. Aber ihr wolltet beide vorweg gehen. Das kann ja nicht funktionieren. Im Scheinwerferlicht ist immer nur für einen Platz."

Ich hatte zwar nur die Hälfte verstanden, aber die Theorie mit dem Scheinwerferlicht machte mich nachdenklich.
„Bist du ein Einzelkind?"
„Nope."
„Scheidungskind?"
„Yes."
„Vielleicht kommt es daher."
„Are you analyzing me?"
„Ja."
„Stop it!" lachte ich. „I just understood bullshit. You thing every person with divorced parents is a psycho? Come on!"
"Kurz gesagt: Du bist jetzt die Eisprinzessin."
„I'm not."
„Doch. Du arbeitest mit deinem Kopf und willst deine Gefühle kontrollieren. Das hat deine Ex-Freundin vorher gemacht. Jetzt hört sie mehr auf ihren Bauch. So wie du sonst. Wenn du mich fragst habt ihr beide einen Dachschaden." Lachte sie.
„What?"
„Ihr seid beide bescheuert."
„Thank you doctor."
„Vielleicht hat dein Freund recht. Mikko?"
„Ja."
„Vielleicht tut ihr euch nicht gut. Aber vielleicht bist du auch einer dieser Kerle, der das braucht. Konfrontation. Reibung. Die dauernde Herausforderung."
„I thought I liked that, but now I'm getting more and more tired of it."
"Weil du jetzt mit deinem Kopf denkst. Du musst erstmal wieder bei dir selbst ankommen, bevor du versucht bei anderen anzukommen."
Eine Weile schwiegen wir und ich überlegte. Ihre Worte machten mich nachdenklich. Mina hatte eine vollkommen andere Sichtweise auf diese Sache.
„Ich glaub die Sprechstunde ist langsam zu Ende. Ich sollte langsam gehen."
Mina stand auf und kletterte vom Bett. Sie sammelte die Tabletts mit den leeren Tellern ein und stellte sie auf den kleinen Tisch vor dem Fenster. Als sie in ihren Slip stieg und die Klamotten vom Boden sammelte, setzte ich mich auf und sah sie an.
„You could stay." Meinte ich leise.
Verwundert sah sie auf.
„Es ist late. Wir haben so lange gesprochen."
Sie fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf.
„Ich glaube es ist besser, wenn ich gehe. Solche Begegnungen sind nur schön, wenn man sie nicht zu lange ausreizt."
Ich griff nach ihrem Handgelenk und zog sie zu mir runter. Vorsichtig malte ich mit meinem Daumen die Konturen ihrer Lippen nach und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss und legte eine Hand an meine Brust.
„Stay!" murmelte ich an ihren Lippen und zog sie wieder aufs Bett.
Nach einer weiteren Runde Sex schliefen wir ein, als draußen bereits die Sonne aufging. Es fühlte sich an, als sei der ganze Druck von mir abgefallen und die Traurigkeit war verschwunden.
Erst am späten Mittag wachte ich auf. Mina war weg, aber hatte mir einen Zettel auf ihrer Seite des Bettes hinterlassen.

„In case you need a doctor. Mina."
Darunter stand ihre Telefonnummer.

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