Kartenhaus

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„Du bist schon seit vorgestern irgendwie komisch. Alles klar bei dir?", fragte Mina und ließ sich neben mir auf das Sofa in der Garderobe der Frankfurter Festhalle fallen.
„Was meinst du?"
„So still. So kenne ich dich gar nicht. Jedenfalls nicht über so einen langen Zeitraum."
Sie setze sich in den Schneidersitz und ihre Sneakers quietschten, als sie auf das Ledersofa trafen. Ich zuckte die Schultern und tippte weiter auf meinem Macbook.
„Hallo? Ich rede mit dir. Pack mal das Ding weg."
Ich schnaufte, klappte den Laptop zu, legte ihn auf den Tisch, zog ein Bein an, drehte mich zu ihr und legte meinen Arm auf die Rückenlehne der Couch ab.
„Du warst vorgestern Morgen im Bus schon so in dich gekehrt und ich glaub ich hab dich gestern und heute auch noch nicht wirklich reden gehört. Du sitzt immer nur vor dem Kasten und hast Kopfhörer auf."
„Ich habe music gehört in die bus."
„Das sei dir ja auch gegönnt, aber du ziehst dich normalerweise nicht so zurück. Bist du genervt von der Horde hier? Also nicht, dass ich es nicht verstehen würde." Lachte sie.
„No. Alles ist gut. I think I really enjoyed every second von diese tour."
"So sehr, dass du seit 24 Stunden lieber mit dir selbst allein bist?"
„Nein. Alles ist good. Ich habe eine bisschen gedacht."
„Worüber?"
Ich zuckte die Schultern und klopfte auf die Sofalehne.
„Hör auf dir alles aus der Nase ziehen zu lassen oder sag mir, dass du nicht drüber reden willst."
Ich lehnte meinen Kopf an meine Hand und schnaufte.
„Sophia." Meinte ich leise.
Mina sah mich eher wenig überrascht an und legte den Kopf schief.
„Du hast mir gar nicht erzählt, dass du dich mit ihr getroffen hast. Alex und ich haben euch gesehen."
„You did? Warum du hast nicht gesagt?"
„Weil du auch nichts gesagt hast. Ich dachte du würdest schon von allein kommen, wenn du reden willst. Aber nun warst du so komisch. Ich dachte mir schon, dass da was im Busch ist. Gerade, weil du nichts gesagt hast."
Ich sagte nix, sah auf das Sofa zwischen uns und zupfte an meinem Schnürsenkel herum.
„Du scheinst aber kein Problem mit ihrer Anwesenheit zu haben, wenn du mit ihr zusammensitzt und Songs schreibst."
„It's complicated."
„Das war es ja anscheinend schon immer."
„You know, I wanted, dass wir sind good, damit es ist easier for Alex and then I talked to her about all the stuff what happened und es war good. We had this breakfast together and I asked her, ob sie will gucken eine show von uns. And when I went into the hotel bar in Wien, I thought maybe she could be there, weil wir haben getroffen in dieselbe location in Berlin. And it was nice. We never really shared this music stuff. You know the story."
Mina nickte und lehnte sich seitwärts mit der Schulter an die Rückenlehne.
„And it was actually pretty nice das machen zusammen. I liked her ideas and she is really an inspiring person, but... ich weiß nicht."
"Okay. Ihr habt zusammen an einem Song gearbeitet und es lief super. Es ist doch schön, dass das funktioniert. Ich meine, vor ein paar Wochen hättest du wahrscheinlich nicht erwartet, dass das überhaupt passieren würde oder möglich wäre oder ob du das überhaupt willst."
„I never thought, that this would happen. Ever."
"Und das Problem ist?"
Wieder zupfte ich an meinem Schnürsenkel und überlegte.
„Als wir sind wieder zu unsere rooms gegangen I hugged her, because I was just so happy, dass wir shared this and this wasn't my best idea."
"Warum?"
"I felt, that she was totally shocked, because she didn't expect that and then, als sie war eine bisschen relaxed, it felt so good. Too good. Ich war eine bisschen emotional. Da war eine movie in meine head, full of all these memories and all the happy moments we had. I don't wanna feel that anymore. We tried and tried and tried and it always ended in a mess and I really don't wanna go through that again, but damn... You know, on one hand I think, dass es ist so schön mit Sophia and I still feel so comfortable and close, but on the other hand I think: Hapa, run as fast as you can!"
Mina lachte und drehte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern.
„Also ist das Problem eigentlich noch immer dasselbe?"
„I thought it might be better, when wir sind nicht so close, so I walked out of her way gestern und heute. She said, dass sie kommt to see the show and I was so concentrated not to give a fuck, dass sie ist da next to Alex. But in the end of the show I looked after her, als wir haben gespielt "Hollywood Hills", but she wasn't there."
"Sie ist kurz vorher gegangen. Ich hab sie gesehen, als sie die Halle verlassen hat. Dabei hab ich mir aber nichts gedacht. Für sie ist das sicher auch emotional."
„Do you know the feeling, when you know, that something is bad for you, but you can't let go? This is fucking killing me and it would be easier, wenn sie ist nicht here. Here ist nicht so viel space and it's not so easy to ignore that. I see her every day and until yesterday it was okay, but now I'm a little confused."
"Es sind ja nur noch zwei Tage."
„I know."
Mina schwieg und sah mich an.
„Nicht alles war bad between us, but I think we both bring out our worst characteristics and this is just toxic. On the other hand she brought out my best sides, too. I don't know how to handle this."
"Die Frage ist, ob du es drauf ankommen lassen willst und ob sie das überhaupt will."
„Ich weiß nicht. We always failed on ourselves and this will happen again.I mean, this wasn't the first time I fell in love and I've been through terrible relationships and bad disappointments in my life. I haven't always been a good guy oder eine gute boyfriend. I hurt women and I got hurt. But this time ich finde nicht die exit and that really drives me nuts. I've never been in so eine situation. Maybe I need a doctor. Sophia ist fur mich like I'm digging my own grave."
"Na jetzt übertreib mal nicht." Lachte Mina.
„I hurt her and I know that, but she did too. She has always been a mystery to me and this is, what got me on her hooks. And I know that is sick, but I fucking can't let go, no matter how hard it is to hold her. She always only got bent, when she know, that she went too far. Like she was always testing my boundaries. Like walking auf eine frozen lake, wenn du hast Angst mit jede step, die du machst, that the floor will fall through. And for every day with sunshine, I earned a day with rain and a fucking thunderstorm. Again and again Es ist eine feeling like beeing in a game, where the rules are changing every fucking day and you just don't understand them. And all this moments we had, when she opened up, meant the world to me.Like winning the first price. Like I did something right. I got sick of this game, but als wir haben gesessen in diese bar in Wien it felt like this again. She makes me so weak and I really hate saying this. If I have nice moments with her, I know, that we are only in the eye von die Sturm. And then... wrooooom."
Ich fuchtelte wild mit den Händen umher und schüttelte den Kopf.
„ I always told myself in die letzte Monate, dass da sind so viele andere girls outside, die sind easier and maybe nicer or prettier and I have to give them a chance and try it."
Mina grinste.
"Ja, der Versuch kommt mir bekannt vor."
Ich lächelte wissend.
„Ja. I know and I'm so happy, dass du hast gewusst das, denn ich habe nicht gewusst at that time. I thought this could work, weil wir haben diese connection."
"Aber das reicht nicht immer."
„No. Und manchmal es ist auch nicht enough to be in love. And this is what I feel about Sophia. Es ist nicht enough, dass ich habe feelings. There are so many things about that, die sind so bad and good at the same time. Es ist nicht ihre fault und auch nicht meine. Es ist unsere connection. And this is confusing. I wish I could just switch it off. Like I'm addicted to this pain. I don't know. I'm sick."
"Für mich klingt eher so, als hätte sich da rein gar nichts bei dir verändert."
„And that is, what scares me. I changed a lot in the last month. I finally feel like I'm the old Samu again. I'm happy. I have a good sleep. I can look into the mirror again, but then I look at Sophia and everything ist in meine head again. Like a never fucking ending story."
Mina lächelte und legte ihre Hände auf mein Bein, das angewinkelt vor ihr lag.
„Du bist weder, bescheuert, noch krank. Ihr hattet immer eine enge Verbindung. Ja gut, ihr habt euch an den Haaren gezogen und bis aufs Blut gestritten. Bescheuert wärst du, wenn du nichts daraus gelernt hättest."
„Ja. Ich habe nicht gelernt, weil es ist still the same problem."
„Vielleicht kann man es auch einfach besser machen."
„Ja, ich habe gedacht die letzten five thousand times. Didn't work."
„Letzten Endes hast du nur zwei Möglichkeiten. Entweder du lässt dich darauf ein und riskierst einen Tritt in die Eier oder du lässt es bleiben und fragst dich, was gewesen wäre, wenn du versucht hättest es besser zu machen. Besser gesagt, wenn IHR BEIDE versucht hättet es besser zu machen."
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich will nicht versuchen."
„Vielleicht nimmt sie dir diese Entscheidung auch ab. Vielleicht will sie das gar nicht. Aber vielleicht geht es ihr nicht anders. Ich meine, sie wollte dich erst nicht sehen, dann funktioniert es irgendwie ganz gut, aber dann guckt sie sich die Show nicht an und als sie es doch tut, geht sie mittendrin. Es scheint ja schon so, als wenn sie das auch irgendwie belastet. Ihr seid doch jetzt schon drei Mal auf die Fresse gefallen. Beim vierten Mal weißt du ja wie es geht. Vielleicht müsst ihr es auch einfach versuchen, um dann festzustellen, dass ihr endgültig satt seid. Du hast ja anscheinend die Schnauze noch nicht voll. Wie es ihr geht weiß ich nicht, aber so wie ich die Geschichte kenne, habt ihr euch da ja auch in nichts nachgestanden."
"Maybe I'll walk out of her way the next two days and fly home and everything will be alright."
"Du bist echt n sturer Bock, Samu Haber. Sogar dir selbst gegenüber."
„I know." Grinste ich.
„Alex war auch etwas komisch an dem Abend, als wir euch da gesehen haben."
„Why?"
„Ich weiß nicht. Ich kam den Flur runter und er stand da in der Tür, als er euch entdeckt hat und meinte ich soll nicht zu euch reingehen. Ich dachte erst er findet es gut und will euch da nicht raus reißen. Kann ich ja auch verstehen. Aber als wir wieder auf unserem Zimmer waren, meinte er, dass er euch noch nie so zusammen hat sitzen sehen und er kein gutes Gefühl bei der Sache hat."
„Yes. He's right. Ich habe auch keine gutes Gefühl damit."
„Ich hätte gedacht, dass er was sagt. Zu dir oder Sophia, aber ich denke der hält den Mund, damit es jetzt keinen Stress gibt. Erstrecht nicht hier. Es fühlt sich im Allgemeinen so an, als würde hier nur mit Platzpatronen geschossen werden, damit bloß kein kalter Krieg ausbricht. Hat jemand aus der Band irgendwas zum Thema Sophia zu dir gesagt?"
„Not a word."
„Wundert dich das nicht?"
„Ich weiß nicht. Maybe yes. Ich habe nicht daran gedacht bis jetzt."
„Die wissen doch alle, dass das ein empfindliches Thema ist und du da schon immer wie eine tickende Zeitbombe warst."
„They could have ask me. No problem."
Mina zog eine Augenbraue hoch und musterte mich. Ich streckte ihr die Zunge raus und schubste sie an der Schulter.
„Du weißt echt nicht, was du willst oder?"
„I know what I want, but I know, dass es ist nicht good for me or for Sophia. Maybe. I mean, how many time should we try this again?"
"Wenn du nicht loslassen kannst, dann wahrscheinlich sooft, bist du es kannst. Aber ich denke es macht wenig Sinn sich den Kopf darüber zu zerbrechen, solange du nicht weißt, wie sie darüber überhaupt denkt. Vielleicht löst sich das Problem einfach in Luft auf."
„Yes and maybe it blows up to a big balloon and explodes all over us. Again. Kaboom! "
"Vielleicht auch nicht. Ich hab bisher nicht viel mit ihr geredet und ich hab sehr wohl mitbekommen, dass sie eine starke Persönlichkeit ist und das ist mir auch gar nicht unsympathisch. Ich wäre verwundert gewesen, wenn da plötzlich so ein Mäuschen gesessen hätte, nach deinen oder Alex' Erzählungen. Ich hatte sogar viel Schlimmeres erwartet, wenn ich ehrlich bin. Aber es scheint ja schon, dass ihr nach wie vor einen Draht zueinander habt."
„And now? Should I walk over to Alex and ask for permission?"
Sie lachte laut, schlug auf mein Knie und lehnte sich zu mir vor.
„Als hättest du irgendwann mal irgendjemanden um Erlaubnis gefragt."
Ich grinste schief.
„Das heißt nicht, dass ich das alles nicht kritisch sehe", meinte sie ernst, „aber ich weiß auch, dass es dich sowieso nicht aufhalten würde, wenn ich dir sage, dass du es seinlassen sollst. Du lässt dich sowieso nur von deinem Bauchgefühl treiben und dir nicht reinreden und bist absolut beratungsresistent, wenn dir erstmal was im Kopf herumschwirrt. Ich wünsche euch beiden nicht, dass ihr verletzt werdet, aber ich weiß auch, dass du dich irgendwie wieder berappeln wirst, wenn du nochmal auf die Nase fällst. Wenn nicht gleich sofort, dann später. Du scheinst da immer sehr nahe am Abgrund zu stehen."
„It's a great view there."
Sie lachte leise und strich sich eine Strähne hinters Ohr.
„Do you think I'm crazy."
Sie schüttelte den Kopf.
"Ich denke, dass du eigentlich weißt, was du dir wünscht, aber das du Angst hast."
Ich nickte.
„I'm sick and tired of this games."
"Ich sehe hier gerade keine Spiele. Ich sehe nur einen verwirrten Samu, der überrascht ist, dass er noch Gefühle für jemanden hat, die ihm nicht bewusst waren. Und wenn du an einem Tag ihre Nähe suchst und sie am nächsten Tag wieder wegstößt und ihr aus dem Weg geht, obwohl sie einen Schritt auf dich zumacht und sich auch ein Konzert anguckt, dann tut es mir leid dir das sagen zu müssen, aber dann bist du derjenige, der hier spielt. Nicht Sophia."
Ertappt sah ich runter auf das Sofa und spielte wieder an meinem Schnürsenkel herum.
„Du kannst keine Bedingungen an jemanden stellen, die du selbst nicht einhältst. Damit gibst du ihr keine Chance dir zu zeigen, dass es auch anders laufen kann. Ich weiß, dass du euch beiden die Schuld daran gibst, dass es nie funktioniert hat und das ist wahrscheinlich auch richtig so, aber das hier kann auch nur funktionieren, wenn ihr beide an einem Strang zieht und aufhört euch wie gestörte Egomanen zu verhalten, die immer nur daran denken, dass sie vielleicht verletzt werden könnten. Da kann man es ja dann auch gleich bleiben lassen. Wenn man immer nur auf Nummer Sicher geht, dann rennst du wie ein Hamster im Rad. Weißt du, wir sind alle schon verletzt und enttäuscht worden. Nicht nur du und auch nicht nur Sophia."
„Ich weiß. Danke, Mama."
„Jetzt wird nicht sarkastisch."
Ich legte den Kopf schief und sah sie an.
„Rede mit ihr oder lass es bleiben, aber hör auf dich wie ein Teenager zu verhalten. Du bist fast 40. Werdet ihr Männer eigentlich nie erwachsen?"
„Never!" Grinste ich.
Es klopfte an der Tür und als sie sich öffnete stand Alex im Rahmen.
„Samu! Soundcheck." Meinte er und sah zu Mina.
Sie lächelte, stand vom Sofa auf, legte ihm die Arme um den Hals und küsste ihn kurz.
„Was ist das denn für ein Befehlston, Herr Toningenieur."
„Einer muss den Haufen hier ja zusammentrommeln. Ich laufe seit 20 Minuten herum und habe erst die Hälfte gefunden."
„Essen wir danach zusammen?"
Alex nickte und zog sie an der Taille an sich und küsste sie nochmal, bevor sie den Flur runterging und er ihr debil grinsend hinterher sah.
Ich lachte leise und stand vom Sofa auf.
„Hopp Hopp, Hapa. Ich will das fertig haben, ich habe Hunger."
„Mina hat gesagt, dass ihr habt uns gesehen in die Bar in Wien." Meinte ich und blieb vor dem Couchtisch stehen.
„Ja. Ich wollte euch nicht stören."
„Doch du wolltest." Grinste ich.
Alex seufzte und sah mich ernst an.
„Hör zu, wenn da irgendwie noch irgendwas ist, dann wird euch wahrscheinlich nicht mal ein Höllenfeuer aufhalten zu tun, was ich wollt, aber kannst du damit bitte warten, bis wir in Helsinki sind, ich meine Koffer gepackt habe und mit Mina in der Maschine Richtung LA sitze?"
Ich lachte, legte den Arm, um seine Schulter und zog ihn mit mir den Gang entlang.
„Nope."

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