Chapter 86

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13.08.2016 ; 15:57 Uhr

~Bitte einmal Lächeln :)

Jolieks Perspektive

Nachdem die schwere Metall Tür ins Schloss gefallen war, lächelte Alec, und kam in einem großen Schritt auf mich zu. Seine weißen Zähne blitzten unter seiner vollen Lippe hervor und seine Augen guckten mich an, als wäre ich etwas, was er nicht für Real halten konnte. "Joliek Aiden, darf ich dir Alexander Leon vorstellen, zu 100 % echt und zum ersten Mal, seit Shanes Geburt, glücklich?" verwirrt guckte ich den strahlenden Mann vor mir an, und wollte zum Satz ansetzen, als er meine Hand nahm und mich auf die Couch zu steuerte und mich zum setzen bewegte. "Warte ganz kurz hier".

Nervös saß ich auf dem schönen, weichen Sofa und beobachte die kleinen Deko Stücke, die an der Wand hingen, und auf Tischen standen. Dieses einzelne Zimmer ist aus so leichten Sachen, zu etwas persönlichen geworden. Als ich schon nach Alec suchen wollte kam er durch den Raum gerannt und guckte mich noch glücklicher an als zuvor. "Du machst mir langsam Angst" lachend stand ich auf und wollte auf Alexander zugehen, doch er sah mich warnend an und holte hinter seinen Rücken ein kleines Leder eingebundenes Buch hervor, was eindeutig Nagelneu war. "Du liebst Bücher und ich habe an diesem kleinen Exemplar sehr lange geschrieben, aber da ist alles drin, was ich nicht aussprechen kann" überrascht strich ich über den edlen Buchumschlag und öffnete vorsichtig die Buchklappe "ich werde jetzt kurz weiter kochen und lasse dir kurz Zeit alleine". Alexander guckte mich ein wenig ängstlich an und verschwand dann schon wieder in den Küchenbereich, den ich zwar von hier aussehen konnte, aber definitiv eine Art Freiraum gestattete.

Dann fangen wir mal an.

Touch me - now.
Kiss me - always.
Love me - forever.

Strahlend fuhr ich über die ersten kleinen Wörter und spürte direkt das gewohnte, aber verehrte, Gefühl des weichen Papiers unter meinen Fingern. Aus Angst das kleine Buch beschädigen zu können, schlug ich vorsichtig die Seite um.

Joliek,

Ich würde dir gerne zur aller erst, eine kleine Erinnerung, aus meiner Kindheit erzählen. Als ich ungefähr 12 Jahre alt war, bin ich mal mit meinem Vater und Marcel in einen kurzen Urlaub gefahren, wir sind oft ohne meine Mutter weg, weil sie wandern hasste. Als wir dann in einem kleinen Ort angekommen sind, habe ich meinen Vater kaum wieder erkannt. Er hat gestrahlt und hat mich das erste Mal voller Liebe angeguckt. In meiner Familie ist es nicht richtig, als Mann Gefühle zu haben, wahrscheinlich weil mein Vater Angst davor hatte. Als wir dann zu einem Freund von meinem Vater gefahren sind, den ich oft bei uns Zuhause sah und der auf jeden meiner Geburtstage war, öffnete mir ein kleines Mädchen die Tür. Sie hatte kurze braune Haare und strahlte mich an, als wäre ich der erste Junge den sie sah. Mein Vater hat sie freundlich begrüßt und ist dann mit Marcel rein gegangen. Ich stand noch draußen und sah das Mädchen an. Es wäre wahrscheinlich jetzt süß, wenn du es gewesen wärst, aber es war Jenny. Da bin ich mir heute 100 Prozentig sicher. Sie hat mich angelächelt und als 12-jähriger Junge war ich komplett begeistert von einem so schönen Mädchen. Aber dann kam Papas Freund zu mir raus und neben ihm stand ein Mädchen, was keinerlei Augen für mich hatte. Die kleine Joliek, die mich nicht angucken wollte. Du hast stolz und glücklich zu deinem Vater geguckt, der mich ebenfalls kaum ansah. Er hat die ganze Zeit auf dich geguckt und da wurde ich eifersüchtig, eifersüchtig auf ihn. Ich wollte auch ein Mädchen was mich so ansah, nicht lächelnd, sondern mit einem intensiven Blick, der nur einem Menschen gehörte. Und jetzt gucke ich 18 Jahre später in deine Augen und sehe das kleine Mädchen von damals, nur das sie keine gefärbten Haare hatte und längst nicht so einen verletzten Blick wie ihre ältere Version. Immer wenn du mich ansieht, habe ich das Gefühl, dein Vater sieht mich mit an und will mich warnen, seiner Tochter weh zu tun. Ich habe Bedenken gehabt mit ihm nicht mit halten zu können, doch ich habe gelernt, dass ich das gar nicht will. Ich weiß, dass er dein ganzes Leben geprägt hat, und anstatt dich von ihm weg zu bringen, möchte ich anstelle von ihm, auf dich aufpassen.

Mit Tränen in den Augen, lachte ich voller Schmerz und Liebe, und blätterte schon zur 15 Seite.

Zweiter Teil

Depressionen. Dieses Thema wird für immer etwas sein, was uns in unserer Beziehung verfolgen wird. Ich werde noch oft Tage haben, wo es mir schlecht geht und wo ich die Hoffnung aufgeben möchte. Jetzt wo du da bist, habe ich aber Hoffnung, nicht wieder zu fallen. Du hast jetzt noch die Chance von mir weg zu gehen, doch die Chance führt dich nicht zu einem realen Leben. Ich glaube daran, dass Menschen nach dem Tod wieder zueinander finden. Dort wo ich meinen Opa sehen werde und du deinen Vater. Aber ich glaube nicht daran, dass ich ohne dich dort hin gehen werde. Traurigkeit ist in meinem Kopf ein sehr großes Thema und manchmal gibt es gar kein anderes. Ich will nicht sagen, dass die Krankheit mir etwas von Mann sein raubt, aber sie raubt mir einen Stolz, den ich gar nicht haben will. Ich entspreche einer Internet Generation, die darauf getriezt wird, Mann zu sein. Mann im Sinne von, Testosteron Ausschüttung, Maskuline RIcht Linien, die die Gesellschaft vorgibt und sinnlose Verbote, die einen Mann wegen Gruppenzwang weiblich erscheinen lassen. Ich bin eindeutig männlich und keine Gesellschaft hat mir zusagen, dass ich nicht weinen darf oder nicht manchmal Zuneigung brauche. Wenn du nach Mr. Propper suchst, bin ich der falsche. Ich stecke voller Selbstzweifel, aber an dir habe ich noch nie gezweifelt, du bist für mich alles was perfekt ist, ohne das jemand perfekt sein kann. Ich liebe dich so sehr, dass deine Macken, deine Stärken sind.

Teil Drei

Shane ist mein erstes Kind und wenn du mein bist, auch dein Kind. Es ist bestimmt schwer zu handeln, dass ich ein Kind mit Myra habe, aber Shane sollte für dich nie etwas Störendes sein. Er kann nichts für seine Abstammung und auch nicht für seine Mutter. Er ist nur ein Kind, was keine Last tragen sollte. Ich werde immer dafür Sorgen, dass wir Zeit für uns haben werden, aber genau so würde ich gerne haben, dass wir Zeit zu dritt haben. Dass du mit uns gerne Zeit verbringst, dass du für ihn zur Familie wirst. Mich gibt es nicht mehr alleine und das für immer. Vielleicht haben wir einmal Glück im Leben und Shane wird ein großartiger Halbbruder.

Teil Vier

Ich bin ein radioaktiver Mensch, wie scheiße es auch klinkt, aber es stimmt. Ich bin wie das Monster von Frankenstein, ein Experiment und das finde ich erschreckend. Mir macht es Angst und dir glaube ich auch. Ich versuche oft, es einfach nicht zu erwähnen und ignoriere es, als wäre es vollkommen normal. Wir beide ignorieren es. Aber du bekommst vieles nicht mit. Shane trägt seit seinem 3. Lebensjahr Kontaktlinsen und ich musste schon mindestens 20 Leute bestechen, weil er anfängt Lila zu leuchten, und alle dachten sie werden verrückt. Das was ich bin, ist mit Abstand, dass lächerlichste was ich je erlebt habe, aber komischer weiße gibt es so etwas trotzdem. Wenn du mich als den Vater deiner Kinder willst, musst du dir klar sein, dass dich dann zwei grüne Augen mehr angucken. Und dein Kind, genau wie Marcel und ich, niemals normal in die Schule gehen können. Niemals echte Freunde finden und für immer Sonderbar bleibt. Es gäbe keine größere Ehre, als das ich mit einer Frau wie dir, ein Kind kriegen könnte.

Teil fünf

Ab jetzt gibt es nur noch eine Sache.

Völlig am Weinen und versunken in dem Buch guckte ich verwundert auf die letzte Seite und verstand die Welt nicht mehr. Doch als ich mich umdrehte, sah ich wie Alec mich mit Tränen anguckte und vor mir auf die Knie ging "Joliek Aiden[...]"

Touch me - now

Danke, dass ganze Buch hat so viel in meinen Leben verändert.

Kiss me - always folgt :).

Touch  me - NowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt