„Andy. Hey mein Schatz aufwachen. Na komm schon wach auf", vernahm ich eine wunderschöne Stimme. Ich grummelte und wollte einfach nur weiterschlafen. Doch dann erkannte ich die Stimme und riss meine Augen auf. Und was ich da sah konnte ich nicht wirklich begreifen: meine Frau stand mit tränenüberströmten Gesicht neben mir und hielt meine Hand. „Petra?", fragte ich etwas ungläubig. War das wahr? War sie wirklich hier? Sie grinste und küsste meinen Handrücken. „Ja mein Schatz. Ich bin hier." Ich richtete mich auf und zog sie in meine Arme. Es fühlte sich an wie ein Traum, doch ich konnte sie deutlich spüren. Wir hatten es geschafft. Wir waren der Hölle entkommen! Petra setzte sich nun auf die Bettkante und ich drückte sie noch fester an mich. Ich konnte mein Glück noch nicht so ganz fassen und Freudentränen rannen mir über das Gesicht. „Schhhh. Alles ist gut. Ihr seid wieder hier. Ihr seid in Sicherheit." Ich hörte wie ihre Stimme zitterte und sie selbst anfing zu weinen. So saßen wir einige Zeit einfach nur da und weinten. Weinten vor Freude unsere andere Hälfte wieder in die Arme schließen zu können. Ich sog Petras Geruch ein und lauschte ihrem schnellschlagenden Herzen. Es dauerte gefühlte Stunden bis wir uns voneinander lösten und ich meinen Blick im Zimmer umherschweifen ließ. Ich befand mich im Krankenhaus in einem Doppelzimmer, doch das andere Bett war leer. Von meinem Bruder war nichts zu sehen. Ich erschrak und fragte aufgeregt: „Wo ist Chris? Ist ihm etwas passiert?" Meine Augen hatte ich vor Schreck aufgerissen. „Chris liegt in einem Zimmer auf der Intensivstadion. Es geht im gut, aber sie wollen einen genaueren Blick auf ihn haben, da er so abgemagert ist." Ich atmete beruhigt aus und lehnte mich in die Kissen zurück. „Kann ich zu ihm?" „Bestimmt. Ich gehe mal jemanden holen okay? Ich bin auch gleich wieder da." Ich nickte und sie stand auf. Dann beugte sie sich wieder zu mir herunter und gab mir einen langen Kuss. Ich genoss es sehr ihre Lippen wieder auf meinen zu spüren. Viel zu schnell löste sie sich von mir und verließ den Raum. Ich beobachtete sie bis die Tür hinter ihr zufiel. Ich blickte mich noch einmal um und lächelte als ich die vertrauten Häuser von Herford vor dem Fenster sah. ‚Bitte lass das kein Traum sein', dachte ich und wischte mir eine Träne weg, die noch über meine rechte Wange lief. Da klopfte es an der Tür und ein Mann mit weißem Kittel trat herein. Er war etwa in meinem Alter, hatte allerdings schon ein paar graue Strähnen im sonst braunen Haar. Hinter seinem Lächeln, das auch seine grünen Augen erreichte, zeigten sich weiße Zähne. Hinter ihm kam Petra ins Zimmer, die sich sofort wieder neben mich setzte und nach meiner Hand griff. „Hallo Herr Reinelt. Wie geht es Ihnen?" „Ich bin ziemlich müde und fühle mich etwas schwach, aber eigentlich gut. Kann ich zu meinem Bruder? Wie geht es ihm?" „Sehr schön. Dass sie sich schwach fühlen kann wohl an der wochenlangen Unterernährung liegen. Ihre Werte sehen aber im Großen und Ganzen ganz gut aus. Sie werden aber auf jeden Fall noch eine Nacht hier bleiben müssen. Sie bekommen später dann noch eine Infusion mit den wichtigsten Vitaminen und Mineralien und wenn morgen soweit alles gut aussieht können sie auch schon nach Hause", sagte er und blickte dabei meist auf das Klemmbrett in seiner Hand. „Und mein Bruder?", fragte ich besorgt. „Ihrem Bruder geht es den Umständen entsprechend gut. Im Moment liegt er noch auf der Intensiv, aber sobald er wach ist und es ihm entsprechend gut geht verlegen wir ihn hier zu Ihnen." „Kann ich ihn sehen?" „Ähm. Im Prinzip schon, allerdings warten vor der Tür zwei Polizisten, die sich vorher gerne mit Ihnen unterhalten möchten." „Muss das sein? Kann ich nicht erst zu meinem Bruder?", fragte ich leicht genervt, doch Petra drückte beruhigend meine Hand. „Ich werde mal mit den beiden Herren reden in Ordnung?" Ich nickte und der Arzt verließ den Raum. Kurz darauf kam er zurück und meinte lächelnd: „Na dann kommen Sie mal mit. Die beiden netten Herren hier sind einverstanden." Freudig strahlte ich und setzte mich auf. Als ich die Decke zurückschlug staunte ich nicht schlecht bei meinen Klamotten. Ich trug eine von meinen grauen Jogginghosen und ein blaues T-Shirt. „Ich hab dir die Sachen vorbeigebracht. Ich weiß ja wie sehr du diese Krankenhauskittel hasst", sagte meine Frau und ich küsste sie zum Dank auf die Wange. Sie kannte mich einfach zu gut. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und stand mit Hilfe meiner Frau auf. Langsam folgten wir dem Arzt über den Flur, während Petra mich stütze. Plötzlich kündigten sich Kopfschmerzen an, doch ich versuchte sie zu ignorieren. Ich wollte einfach nur zu Chris. Doch plötzlich wurde mir schwindelig und ich krallte mich in den Pulli meiner Frau. „Petra...ich", setzte ich an, doch schon im nächsten Moment wurde es, mal wieder, schwarz um mich herum.
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Ihr. Entkommt. Nicht!
FanfictionEntführung, Gefangenschaft, Folter. Jeder hat bei diesen Worten Bilder aus Filmen oder Büchern im Kopf. Aber wer rechnet schon damit soetwas selbst zu erleben? Wohl keiner. Genauso wenig wie die beiden Magierbrüder Chris und Andreas. Doch plötzlich...