Erzählung 33

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Als ich langsam wieder zu mir kam war das erste was ich verspürte ein schmerzhaftes Ziehen an meinem Oberkörper. Ich sog zischend Luft durch meine Zähne ein und öffnete dann langsam meine Augen. Da mein Kopf nach unten hing fiel mein Blick zuerst auf meine Oberschenkel. Meine nackten Oberschenkel. Mein Blick glitt zu meinem Oberkörper, der mit weißen Stoffstreifen umwickelt war. Ich spürte das Holz des Stuhls an meiner nackten Haut. Meine Arme und Beine waren mit Ledermanschetten an den Stuhl gefesselt, der leise knarrte als ich mich bewegte. Ich hob meinen Kopf und schaute mich um. Die Wände um mich herum bestanden aus alten Brettern, an der Decke befand sich ein Netz aus alten eisernen Schienen an denen vereinzelt Haken hingen, wie man sie in Metzgereien benutzt um die Tiere von einem Ort zum anderen zu transportieren. Allerdings waren die Haken sowie die Schienen größenteils von Rost überzogen und an manchen Stellen bereits auseinandergebrochen oder herabgefallen. Der Boden war an den meisten Stellen mit Stroh überzogen. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und blickte mich weiter um. An der linken Wand waren mehrere durch hüfthohe Wände abgetrennte Boxen in denen Ketten von den Wänden hingen. Viele verrostet, doch manche sahen auch ziemlich neu aus. Ich drehte meinen Kopf wieder nach vorne und entdeckte eine Art Käfig in der rechten hinteren Ecke. Er war gerade so hoch, dass man darin stehen konnte und gerade so groß, dass man sich in Embriostellung hinlegen konnte. Die Eisenstäbe waren dick und eng aneinander gebaut. Ich ließ meinen Blick einmal durch den kompletten Raum gleiten. Überall hingen Spinnenweben. Allem Anschein nach befand ich mich in einer alten Scheune. Und zwar allein und nackt an einen Stuhl gefesselt. Ich spürte die kühle Herbstluft auf meiner Haut. Wo war ich hier? Und wo war Chris? Ich wollte um Hilfe rufen, doch irgendetwas hielt mich davon ab. War das vielleicht nur ein Traum? Oder wieder so ein krankes Spiel von Eva. Ich hatte mir bereits geschworen nichts mehr zu tun was Eva dazu bringen könnte meinem Kleinen Schmerzen zuzufügen, doch ich wusste, dass sie mich noch nicht gebrochen hatte. Bei der nächsten Möglichkeit würde ich versuchen Chris hier rauszubekommen, auch wenn ich dafür hierbleiben oder sogar sterben müsste. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und mit jeder Sekunde die verging und ich nichts hörte außer dem Wind, der durch die Bretter pfiff wuchs meine Sorge um Chris. „Chris", rief ich. Vielleicht war er ja hinter mir irgendwo angebunden. Wieder und wieder rief ich den Namen meines Bruders und lauschte zwischendurch ob ich etwas hören konnte, doch es blieb still. „Irgendjemand?", sprach ich nach einiger Zeit in normaler Lautstärke. Ich ließ meinen Kopf auf meine Brust sinken und versuchte die Kälte auf meiner Haut zu ignorieren. „Bitte", drang es leise über meine Lippen als ich plötzlich ein lautes Knarren hörte. Ruckartig hob ich meinen Kopf und sah wie mir gegenüber ein Tor geöffnet wurde. Als es einen Spalt weit offen war trat ein breiter Mann hinein und schob das Tor weiter auf. Es quietschte und knarrte laut. Ich konnte nicht erkennen wer da stand, da er gute drei Meter entfernt war, doch nach Gestalt und Kleidung zu urteilen war es einer von Evas Männern. Als das Tor weit genug offen stand tauchte eine weitere Gestalt auf, die ich sofort erkannte: Eva. Zielsicher ging sie auf mich zu, doch ich achtete nur auf die Personen hinter ihr. Denn dort lief Sven, der Chris über der Schulter trug. Direkt vor mir legte er ihn auf den Boden. Ob Chris bewusstlos war oder nur schlief konnte ich nicht sagen. Er war ebenfalls nackt. Nur sein Oberkörper war wie meiner mit einem Verband umwickelt. „Na du", meinte Eva grinsend und streichelte mir über die Haare. Ich drehte meinen Kopf weg um ihrer Berührung zu entkommen. Was hatte sie meinem kleinen nun wieder angetan? „Also wirklich Andy. Ich dachte du wärst nach gestern etwas klüger geworden", sagte sie und fuhr sanft über den Verband an meinem Oberkörper. „Aber da hab ich mich wohl getäuscht." Und mit diesen Worten drückte sie zu. Der Schmerz durchfuhr mich und entlockte mir einen kurzen Schrei. Eva ging lachend einen Schritt zurück und gab Sven ein Zeichen. Dieser bückte sich zu dem immer noch bewusstlosen Chris, legte je eine Ledermanschette um seine Handgelenke und verband diese miteinander. Oh nein was hatte ich Dummkopf da eben nur getan? In diesem Moment öffnete Chris blinzelnd seine Augen.

Ihr. Entkommt. Nicht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt