Als sich die Türen öffneten und mir das letzte Licht des Tages entgegenströmte, begann mein Herz dann doch schneller zu schlagen. Ich wusste was mich nun erwarten würde, doch wie schlimm es werden würde konnte ich nur erahnen. Ich dachte, dass man den Schmerz, den man uns zugefügt hatte, nicht mehr steigern konnte, aber ich hatte das dumpfe Gefühl, dass Eva genau das schaffen würde. Tobi stieg zu mir in den Wagen und stellte sich vor mich. Unsicher blickte ich zu ihm auf, während er mich mit ausdrucksloser Miene musterte. „Gute Nacht", meinte er. Ich sah in verständnislos an, als er plötzlich seine rechte Hand an meine Stirn legte und meinen Kopf mit einem kräftigen Ruck nach hinten drückte. Ich spürte den Aufprall und das schmerzhafte Pochen, das von meinem Hinterkopf ausging nur kurz, da mich nach ein paar Sekunden das Bewusstsein verließ.
Ich war mir nicht sicher was das Erste war, was mir beim Aufwachen auffiel: das Pochen in meinem Kopf, die harte Unterlage auf der ich lag oder die Tatsache, dass ich, bis auf meinen Kopf, komplett bewegungsunfähig war. Ich ignorierte das stete Pochen und hob meinen Kopf etwas an um nach der Ursache für meine Bewegungsunfähigkeit zu suchen. Und die war auch schnell gefunden. Über meine Brust, meine Taille, meine Oberschenkel und meine Fußgelenke lief je ein breites Lederband, die durch Schnallen verschlossen waren. Meine Handgelenke steckten in Manschetten, die direkt neben meinem Körper mit dem Tisch verbunden waren. Der Tisch sah aus wie die, die Eva benutzt hatte als sie uns aufgeschlitzt und gekennzeichnet hatte. Doch der Raum war definitiv nicht derselbe. Viel war nicht zu erkennen, da nur eine schwache Glühbirne Licht spendete. Um den Tisch herum stand nichts, doch ich konnte natürlich nicht sehen was sich hinter meinem Kopf abspielte. „Wie sind die Kopfschmerzen?", sagte da plötzlich eine Stimme hinter mir und ich zuckte zusammen. Eva trat neben mich in mein Blickfeld. Ich hatte keine Tür gehört, also musste sie die ganze Zeit da gewesen sein. Wir blickten uns schweigend an, bis mir ihre Frage wieder einfiel. Leise sagte ich: „Geht." Tatsächlich rückten sie gerade ziemlich in den Hintergrund. Stattdessen spürte ich Angst und mein stark klopfendes Herz. Ich versuchte irgendwie an ihr abzulesen was nun geschehen würde, doch vergebens. Da ihr Gesicht mehr in Schatten als im Licht lag konnte ich nicht einmal genau sagen wie sauer sie war. Sie nickte nur leicht und schwieg dann wieder. „Was passiert nun?", traute ich mich zu fragen, wobei meine Stimme eher einem Hauchen glich. Wieder war es still. „Wo sind wir?", versuchte ich es. Erneut keine Reaktion. Sie war wohl sehr sauer. Nach ein paar Minuten seufzte sie. „Erinnerst du dich an den stillen Raum im Keller?" Ich nickte. Nach diesem Erlebnis hatte ich Petra gesehen. Das würde ich so schnell nicht vergessen. „Wir haben etwas umgeräumt." Ich sagte nichts. Zumindest wusste ich nun, dass wir wieder in Evas Haus waren und nicht in dem Loch draußen im Garten. Was ja nicht hieß, dass sie mich nicht doch noch da reinstecken würde. Aber zumindest für den Moment war ich einfach nur froh nicht dort zu sein. Ich wandte meinen Blick von ihr ab und wartete auf das was nun folgen würde. Was auch immer es war. „Ich möchte dir was zeigen." Ich drehte meinen Kopf wieder zu Eva, die gerade ihr Handy aus ihrer Hosentasche zog. Sie tippte kurz darauf herum und drehte dann den Bildschirm zu mir. Ich sah nur schwarz. Ich wollte gerade fragen was das sein sollte, als Licht aufflackerte und Schritte zu hören waren. Es war ein kahler Raum zu sehen. In einer Ecke lag eine zusammengekauerte Gestalt, auf die sich die Kamera langsam zubewegte. Die Person lag auf der Seite und bedeckte ihr Gesicht. Die Klamotten waren teilweise zerrissen und mit Blut bedeckt. Ein Fuß des Filmers, ich vermutete Eva, tauchte im Bild auf und trat leicht gegen ein Bein der Person. Diese stöhnte und bewegte mit schmerzhaften Lauten ihren Arm von ihrem Gesicht. Man sah es noch nicht komplett, doch ich hatte eine unschöne Vermutung und ein gehauchtes „Nein" kam über meine Lippen. Und als die Person ihr Gesicht dann zur Kamera drehte konnte ich nicht anders als zu schreien: „Neeiiiiiiiiiiiiiiinnn!"
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Ihr. Entkommt. Nicht!
FanfictionEntführung, Gefangenschaft, Folter. Jeder hat bei diesen Worten Bilder aus Filmen oder Büchern im Kopf. Aber wer rechnet schon damit soetwas selbst zu erleben? Wohl keiner. Genauso wenig wie die beiden Magierbrüder Chris und Andreas. Doch plötzlich...