Reflexartig griff ich nach den Gitterstäben und beobachtete die Szene vor mir. Sven stolperte, doch bevor er sich wieder fangen konnte gab Chris ihm einen Schubs in den Rücken mit seinem gesunden Arm. Sven fiel nach vorne und hätte sich beinahe den Kopf an der Wand angeschlagen, wenn er nicht in letzter Sekunde die Arme nach oben gerissen hätte und sich so abstützen konnte. Chris drehte sich in dieser Zeit um und lief auf Eva zu, die das alles nur grinsend betrachtete. Doch bevor Chris Eva erreichen konnte war Sven schon wieder auf den Beinen. Er legte einen Arm von hinten um Chris' Hals und hielt ihn somit auf. Etwas überrascht machte Chris einen Schritt nach hinten als der Druck an seinem Hals bemerkte und stieß mit seiner verletzten Schulter gegen Sven. Er stöhnte auf und versuchte mit seiner linken Hand den Arm von seinem Hals zu bekommen, doch gegen Sven hatte er keine Chance. Eva trat nun nah an Chris heran und schlug ihm leicht auf seine rechte Schulter. Er schrie auf und ich sah wie seine Beine zu zittern begannen. „Chris Chris Chris. Was sollte das denn hm?", fragte Eva in einem Ton, der mich vermuten ließ das sie ganz genau wusste warum er das getan hatte. „Ich hätte ja nicht gedacht das du auf Schmerzen stehst aber naja. Da ich das ja nicht auf mir sitzen lassen kann muss dein Bruder wohl dran glauben." Eva blickte zu mir, doch ich beobachtete weiter meinen Bruder auf dessen Gesicht sich gerade ein teuflisches Grinsen ausbreitete. Das verschwand jedoch sofort wieder als Eva sich wieder ihm zuwandte. „So ab ins Bad jetzt. Und wehe du versuchst nochmal was, dann ist mir egal wie verletzt du bist ist das klar?" Gegen Ende nahm ihre Stimme immer mehr einen Befehlston an und Chris nickte gequält als Sven ihn noch mehr nach hinten drückte. ‚Wieso? Wieso nur?', hallte es in Dauerschleife in meinem Kopf wieder, doch worauf genau es sich bezog konnte ich nicht sagen. Vermutlich auf alles was so passiert ist seitdem ich in der Scheune aufgewacht war, aber vielleicht auch schon seit der Entführung. Nur am Rande bekam ich mit wie Eva, Sven und Chris den Keller verließen. Ich hing meinen Gedanken nach: Wie lange waren wir wohl schon hier? Würden wir jemals wieder hier weg und nach Hause kommen? Wie ging es meiner Familie? Vermissten sie mich oder hatten sie sich schon an meine Abwesenheit gewöhnt? Was war mit unserer Arbeit und unseren Fans? Ob sie noch an uns glaubten oder uns schon abgeschrieben hatten? Würden wir überhaupt jemals wieder zaubern? Ich vermisste die Arbeit, die Tour und die Fans. So anstrengend die Zeiten ohne meine Kinder und meine Frau auch waren vermisste ich es jeden Tag in einer anderen Stadt aufzuwachen, jeden Abend in die erstaunten Gesichter unserer Zuschauer zu sehen und sie für einige Zeit aus der Realität zu entführen. Und nun waren wir selbst aus unserer Realität entführt worden und in eine andere grausame gesteckt worden aus der wir jedoch nicht wieder entfliehen konnten.
Meine Gedanken wurden durch das Knarren der Kellertreppe unterbrochen. Der unbekannte Typ, der uns gestern die Brote gebracht hatte kam herunter und öffnete die Tür. Vorsichtig kletterte ich hinaus und streckte mich, wobei es ein paar Mal knackte. Ich war definitiv zu alt um auf einem kalten harten Boden zu schlafen und dazu ohne Platz um sich breitzumachen. Mit einem Kopfnicken Richtung Treppe forderte mich der Kerl auf vorrauszulaufen. Ich lief los und spürte wie sich eine Hand auf meine Schulter legte. Überrascht wollte ich anhalten, doch der Typ drückte kurz gegen meine Schulter und so lief ich weiter. Oben im Flur angekommen wollte ich mich nach links in Richtung Badezimmer begeben, doch Mr. Kleiderschrank hielt mich auf und schob mich stattdessen nach rechts zu der geöffneten Schiebetür am Ende des Flurs. Als wir den Raum betraten fiel mein Blick als erstes auf eine große Fensterfront durch die man in den Garten und auf eine alte große Scheune schauen konnte. Rechts befand sich ein Regal mit allem möglichen Zeugs darin. Der Unbekannte schob mich weiter nach links auf einen Holzstuhl mit Armlehnen und Kopfstütze zu, der mit der Lehne zu einem offenen Kamin stand in dem ein Feuer brannte. Etwa einen halben Meter gegenüber stand ein weiterer Stuhl auf dem bereits eine Person saß. Von meiner jetzigen Position aus konnte ich sehen, dass ihr linkes Hand- und Fußgelenk mit Ledermanschetten festgebunden waren. Ich lief langsam weiter und bemerkte, dass auch der Kopf mit einem dicken Lederriemen fixiert worden war. Und als ich neben der Person stand erkannte ich sie auch: Chris.
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Ihr. Entkommt. Nicht!
FanficEntführung, Gefangenschaft, Folter. Jeder hat bei diesen Worten Bilder aus Filmen oder Büchern im Kopf. Aber wer rechnet schon damit soetwas selbst zu erleben? Wohl keiner. Genauso wenig wie die beiden Magierbrüder Chris und Andreas. Doch plötzlich...