„Komm hoch", dringt irgendwann die Stimme meiner Frau an mein Ohr, nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit auf dem Boden gesessen und uns einfach nur im Arm gehalten hatten. Die Sonne ist schon fast untergegangen und nur noch spärliches Licht dringt durch das Fenster zu uns herein. Petra steht auf, stellt sich vor mich und streckt ihre Hände zu mir nach unten. Ich ergreife sie und lasse mich von ihr hochziehen. Mein Blick durchstreift das Zimmer auf der Suche nach meiner Psychologin, doch ich kann sie nicht sehen. „Frau Steiner ist draußen und wartet da. Sie wollte uns bzw. dir die Zeit allein lassen um dich zu beruhigen", erklärt Petra bevor ich überhaupt den Mund aufmachen kann um zu fragen. Ich nicke und setze mich auf die Liege, auf der ich vorhin noch meine Geschichte erzählte. Ich stütze meine Ellbogen auf meinen Knien ab und vergrabe mein Gesicht in den Händen. „Komm ich bringe dich nach Hause", meint Petra als ich merke wie sie sich links neben mich setzt. Als Antwort schüttele ich nur leicht den Kopf. „Andy", meint meine Frau traurig und legt eine Hand an meinen linken Oberarm. „Ich mache mir doch nur Sorgen. Du hattest eben einen Zusammenbruch. Meinst du wirklich du solltest für heute nicht besser Schluss machen?" Ich hebe meinen Kopf und blicke in Petras wundervolle Augen, die mir immer so viel Kraft gegeben haben und es auch immer noch tun. „Ich muss das tun. Für mich." „Aber", beginnt sie, doch ich unterbreche sie. „Nein. Ich schaffe das und ich brauche das um endlich einigermaßen damit abschließen zu können. Bitte." Sie seufzt und legt dann sanft eine Hand an meine rechte Wange. „Na gut. Aber ich warte draußen." „Und die Kinder?", harke ich nach. Ich möchte nicht das Petra dabei ist. Dass sie alle diese Grausamkeiten hören muss. „Ich habe vorhin unsere Babysitterin angerufen. Sie bleibt bei ihnen." Nun seufze ich. Mir fällt nichts mehr ein wie ich sie noch irgendwie davon abhalten könnte zu bleiben, denn wenn Petra sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, dann kommt man nur sehr schwer daran vorbei. Auch eine Sache die wir beide gemeinsam haben. Ich habe bisher in meinem Leben nur ein einziges Mal aufgegeben und gebracht hat es mir nur Leid und Schmerz. „Na gut. Aber warte bitte draußen. Du weißt ich möchte nicht das du das alles so erfährst. Ich werde dir irgendwann alles erzählen, aber nicht so auf einmal. Einverstanden?" Erneut sehe ich Traurigkeit in Petras Augen aufblitzen, dann schließt sie diese und drückt mir einen kurzen, leichten Kuss auf die Lippen. „Na gut mein Krieger. Ich liebe dich." „Ich liebe dich", erwidere ich, dann steht meine Traumfrau auf und geht aus dem Zimmer. Kurz darauf betritt Frau Steiner wieder das Zimmer, schließt die Tür hinter sich und setzt sich auf ihren Stuhl. „Ihre Frau hat mir eben schon gesagt das sie weitermachen möchten. Sind sie sich da wirklich sicher? Ich denke es wäre." „Ich bin mir sicher", unterbreche ich sie. „Sie müssen keinem etwas beweisen Herr Reinelt. Sie haben etwas erlebt, dass man vermutlich nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschen würde. Es ist in Ordnung, wenn sie morgen weitermachen möchten. Sie haben in diesen Monaten in denen sie hier sind schon sehr viel erreicht. Ich möchte nur sichergehen, dass sie diese Erfolge nicht kaputt machen indem sie sich hier zu etwas zwingen." Ich nicke zum Zeichen das ich sie verstanden habe, doch erwidere: „Ich weiß das ich niemandem etwas beweisen muss, doch ich habe irgendwie das Gefühl, dass es mir helfen könnte jetzt weiterzureden. Ich möchte einfach nicht mehr dauernd daran denken müssen und mich jemandem mitteilen, doch meiner Familie kann ich das nicht antun. Ich weiß nicht was es ist, aber ich habe einfach den Drang zu erzählen. Und er wird immer stärker. Auch wenn sie die meisten Szenen ja schon kennen. Ich möchte einfach frei sein." Zum Ende hin gleicht meine Stimme mehr einem Schluchzen. „Wie sie möchten. Wartet ihre Frau draußen?" Wieder nicke ich. „Na schön", meint meine Psychologin seufzend, lehnt sich zurück, schlägt ihre Beine übereinander und sieht mich leicht besorgt an. „Wann immer Sie bereit sind." Ich lehne mich zurück, lege meine Beine hoch und verschränke meine Finger. „Wo war ich? Achja. Das was ich Ihnen bisher erzählt habe war der Horror, doch es reichte noch nicht um mich und meinen Bruder komplett zu brechen. Denn das bisherige war leider erst der Anfang." Ich schließe meine Augen und erzähle weiter, während sich jede einzelne Szene in meinem Inneren abspielt.
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Ihr. Entkommt. Nicht!
FanficEntführung, Gefangenschaft, Folter. Jeder hat bei diesen Worten Bilder aus Filmen oder Büchern im Kopf. Aber wer rechnet schon damit soetwas selbst zu erleben? Wohl keiner. Genauso wenig wie die beiden Magierbrüder Chris und Andreas. Doch plötzlich...