Gerade als Evas letzte Wehrversuche aufhörten, wurde ich plötzlich an den Armen gepackt und nach hinten gerissen. Meine Finger griffen ins Leere, als ich mich irgendwo festhalten wollte. Ich erwartete auf meinem Hintern zu landen, doch stattdessen knallte ich gegen eine feste Brust, die jedoch irgendwie gepolstert war. Vermutlich durch eine dicke Jacke. Meine Arme wurden mir hinter meinem Rücken schmerzhaft nach oben verdreht und ich beugte mich nach vorne um dem Schmerz zu entkommen. Doch ich schaffte es nicht und begab mich so nur in eine noch ausweglosere Position. Ich blickte zu Eva, die sich keuchend krümmte und hektisch nach Luft schnappte. Leider. Es dauerte einige Minuten bis sie aufhörte wild zu keuchen und sich aufsetzte. „Was hat da so lang gedauert?", keuchte sie heiser und fasste sich an den Hals. Alex reichte Eva seine Hand, die sie ergriff und half ihr beim Aufstehen. „Sorry. Mussten langsamer fahren wegen dem ganzen Schnee", sagte der Kerl hinter mir und ich erkannte die Stimme. Es war Tobi. Noch schwer atmend stemmte Eva ihre Hände auf die Knie und blickte dann in dieser Position zu mir. „Du hast große Probleme mein Freund." Ich reagierte nicht und wurde noch weiter nach unten gedrückt. Von unten sah ich wie Eva eine Kopfbewegung zur Seite machte. Kurz darauf wurde ich unsanft zur Seite gedrückt. Ich lief mit um nicht hinzufallen. Nach einer halben Drehung liefen wir zu den Hintertüren des Sprinters. Ein weiteres Paar Schuhe trat neben uns, doch als ich nachsehen wollte wer es war wurde mein Kopf am Hals nach unten gedrückt. Ich hörte wie beide Türen geöffnet wurden und sah wie der Neue neben uns ins Auto stieg, das sich unter seinem Gewicht etwas nach unten senkte. „Los rein mit dir", meinte Tobi und schob mich vorwärts. Sein Griff um meine Arme lockerte sich nicht, doch er ließ mir genug Spielraum, damit ich mich etwas aufrichten konnte. Zuerst erkannte ich nicht viel, doch als ich im Wagen stand entdeckte ich an der linken Seite zwei gestapelte Holzkisten, in die locker je zwei Menschen passen würden. An der rechten Seite waren in der Wand zwei Haken in einem Abstand von einem halben Meter angebracht, an denen je zwei kurze Ketten mit Handschellen hingen. Ich schluckte, als ich weiter nach vorne geschoben wurde und hoffte ich müsste nicht in eine dieser Kisten. „Ich hoffe du machst keine Dummheiten, wenn ich dich jetzt loslasse", sagte Tobi und ich schüttelte den Kopf. Sofort ließ der Druck auf meine Arme nach. Ich drehte meine Schultergelenke im Kreis und wurde kurz darauf an der Schulter nach unten gedrückt. Ich lehnte mich an die Fahrzeugwand und rutschte an ihr herunter, bis ich saß. Nun sah ich auch wer noch mit im Transporter war. Es war einer der Männer, zu denen ich keinen Namen hatte. Er und Tobi griffen sich je einen meiner Arme, hoben sie nach oben und schlossen die Handschellen um meine Handgelenke. Zum Glück schützte mein Pullover mich vor dem kühlen Metall. Als sie meine Arme losließen fielen meine Hände regelrecht in die Fesseln. Die Ketten, die sie mit dem Haken verbanden, waren gerade so lang, dass sich meine Hände direkt neben meinem Kopf befanden. Ich rüttelte erst gar nicht daran um sie auf ihre Stabilität zu testen. Während die beiden Männer den Wagen verließen erfüllte mich mit einem Mal eine tiefe Ruhe. Auch wenn ich wieder bei Eva gelandet war hatte ich es geschafft Chris bei der Flucht zu helfen. Ich würde weiterhin für all meine Fehler leiden und Chris würde wieder in Freiheit leben. Ich war mir sicher, dass er es geschafft hatte. Mit dem Zuschlagen der Türen wurde es schlagartig stockdunkel um mich herum. Kurz darauf hörte und spürte ich wie der Motor gestartet wurde. Sekunden später ging an der Decke ein gedimmtes Licht an, das gerade ausreichte um die Umrisse der Kisten vor mir zu erkennen. Ich saß mit leicht angewinkelten Beinen da und wartete bis es losging. Ich zählte bis 140 bis ich merkte wie sich der Wagen in Bewegung setzte. Ich hatte keine Angst vor dem was mir bevorstand. Ich wusste ich hatte alles getan um meinen kleinen Bruder zu retten. Und ich wusste, dass ich genug Fehler gemacht hatte um alles was noch folgen würde zu verdienen. Als die Fahrt unruhiger wurde wusste ich, dass wir im Wald angekommen waren. Die Ketten klirrten leise bei jeder Bewegung und die Kälte drang langsam an meinen Körper. Ich wusste nicht wie lange es dauerte bis der Sprinter endlich zum Stehen kam und der Motor und somit auch das schwache Licht erlosch.
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Ihr. Entkommt. Nicht!
FanficEntführung, Gefangenschaft, Folter. Jeder hat bei diesen Worten Bilder aus Filmen oder Büchern im Kopf. Aber wer rechnet schon damit soetwas selbst zu erleben? Wohl keiner. Genauso wenig wie die beiden Magierbrüder Chris und Andreas. Doch plötzlich...