Erzählung 54

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Leise vernahm ich eine Stimme neben mir. Ich verstand nicht was sie sagte, doch sie riss mich aus dem Schlaf. „Komm schon Bruder. Wach wieder auf. Bitte", sagte Chris weinerlich, doch ich wollte nicht. Ich drehte meinen Kopf auf die andere Seite und murmelte etwas wie: „Nur noch 5 Minuten." „Andy!", rief Chris plötzlich fröhlich und legte eine Hand auf meine Schulter. „Gott sei Dank bist du wach." „Hmpf", grummelte ich nur, während der Schlaf langsam von mir abfiel. Ich bewegte mich etwas als plötzlich ein stechender Schmerz von meinem Hintern aus meinen Rücken empor jagte. Was zum...? Schlagartig war ich wach als die Erinnerung an die Luftpumpe zurückkam. Eva hatte mir eine verdammte Fahrradluftpumpe in den Arsch gesteckt! Doch als ich meinen Kopf wieder zu meinem Bruder drehte verflog die Wut darüber. Immerhin hatte ich es ja verdient. Immerhin war ich der Grund das wir hier gefangen waren. Chris saß neben mir auf der Kante des Bettes und schaute traurig, ängstlich, aber auch glücklich zu mir. Erst da bemerkte ich das ich auf dem Bauch in einem Bett lag. Ich spürte den weichen Stoff des Bettlakens unter mir und die leichte Decke, die meine Beine und die Hälfte meines Rückens bedeckte. Ich stütze mich auf meine Unterarme und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. Er war nicht sonderlich groß, doch er hatte alles was man brauchte. Direkt neben dem Kopfteil des Bettes war ein vergittertes Fenster, durch das schwaches Licht hereinfiel. Am anderen Ende befand sich eine Nische mit einer Tür. An der rechten Wand war eine Heizung befestigt. Ich ließ meinen Blick weiter gleiten bis zu einer Öffnung in der Wand. Durch diese konnte ich nur eine Glaswand erkennen, die verdächtig nach einer Duschkabine aussah. Hatten wir etwa unser eigenes Bad? Doch warum war dort keine Tür? Naja vielleicht war sie auch einfach nur offen und ich sah sie deshalb nicht. An der Wand gegenüber des Fußendes des Bettes stand ein Schrank mit einem etwas niedrigerem Regal daneben. Niedriger deshalb, weil sich an der Wand links neben mir eine leichte Dachschräge befand. Diese war wie die Wand und die Decke weiß gestrichen. Der Fußboden bestand aus hellem Laminat. Langsam streckte ich meine angewinkelten Arme zur Seite aus, sodass mein rechter Unterarm über die Bettkante nach unten hing und ließ mich seufzend mit dem Gesicht voran ins Kissen fallen. Ich seufzte nicht weil mir das Zimmer nicht gefiel. Im Gegenteil. Ich freute mich, vor allem für Chris, das wir endlich aus dem Keller und aus diesen winzigen Käfigen raus waren. Ich seufzte, weil mir sogar die Kraft fehlte mich länger auf meinen Unterarmen abzustützen. Die lange Zeit hier hatte sich deutlich bemerkbar gemacht. Nicht nur im Gesicht, sondern an meinem ganzen Körper. Meine Muskeln und das leichte Sixpack, das ich mir antrainiert hatte, waren vollständig verschwunden und meine Rippen konnte man mehr als nur erahnen. Ich aß ja sowieso nicht sehr viel und dazu kamen noch Evas Folterungen, die einem auch das letzte bisschen Energie raubten. „Geht's?", fragte Chris mitfühlend und strich mir sanft über meine Schulterblätter. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und blickte zu ihm auf. „Ja. Wie lang habe ich eigentlich geschlafen?", fragte ich als ich merkte wie es langsam dunkler wurde. „Fast den ganzen Tag. Als wir hierhergebracht wurden war es mitten in der Nacht. Ich wollte eigentlich wach bleiben und warten bis du aufwachst, aber ich bin doch eingeschlafen und aufgewacht als gerade die Sonne aufging. Eva war auch kurz da und hat uns was zu Essen gebracht und eine Salbe für dich. Sie meinte sie kommt heute Abend nochmal." Ich nickte so gut es ging und schloss die Augen als Chris' Hand begann etwas fester über meine Haut zu fahren. Kurz darauf spürte ich auch seine zweite Hand und er begann meine verspannten Schultern durchzukneten. „Das tut so gut", seufzte ich auf und konnte Chris' zufriedenes Lächeln beinahe spüren. Plötzlich bewegte sich die Matratze und ich sah nach was da passierte. Chris schwang ein Bein über mich, sodass ich zwischen seinen Beinen lag, dann kniete er sich hin und setzte sich leicht auf meinen unteren Rücken. Dabei achtete er darauf ja nicht zu nah an meinen Hintern zu kommen. Dann setzte er seine Massage fort. Ich schloss meine Augen wieder und konzentrierte mich nur auf Chris' Hände. Ich seufzte abwechselnd genüsslich oder zog vor Schmerz die Luft durch die Zähne ein, während sich meine Muskeln spürbar lockerten und ich in einen traumlosen Schlaf fiel.

Ihr. Entkommt. Nicht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt