„Könntest du vielleicht die Fesseln lösen?", fragte ich nach ein paar Minuten ohne meine Augen zu öffnen. „I...Ich weiß nicht. Was wenn... wenn Eva...", meinte Chris abgehackt. Ich öffnete meine Augen und blickte zu ihm. Er hatte seine Arme angewinkelt auf die Liege gelegt und sein Kinn darauf abgestützt. „Hm ja da hast du recht", sagte ich enttäuscht. Doch er hatte ja Recht. Lieber blieb ich weiterhin hier liegen bevor einer von uns wieder bestraft wurde. Doch kurz darauf knackte ein Lautsprecher und Evas Stimme war zu hören: „Achja bevor ich es vergesse. Wenn Andreas wach ist kannst du ihn ruhig losmachen Chris. Das war nur eine Vorsichtsmaßnahme damit er nicht an seine Wunden kommt. Viel Spaß euch noch." Ein erneutes Knacken und wir waren wieder von der Stille umgeben. Wir schauten uns an, doch Chris zögerte. „Meinst du das könnte eine Falle sein?" „Ich denke nicht", antwortete ich ihm. „Sonst hätte sie ja wohl nichts gesagt oder?" Doch so sicher war ich mir selbst nicht. Für ein paar Minuten sagte keiner von uns etwas, doch dann bewegte sich Chris und öffnete die erste Manschette. Ich bewegte meine Finger, während Chris sich über mich beugte um die 2. Handfessel zu lösen. Dann ließ er sich wieder auf den Stuhl zurücksinken. Ich ließ meine Handgelenke kreisen und stütze mich anschließend ab um mich aufzurichten. Bei der Bewegung biss ich die Zähne zusammen. Schmerzen durchzuckten meinen Körper, doch weiter auf dem kalten Metalltisch liegen wollte ich auch nicht. Als ich aufrecht saß versuchte ich mich nach vorne zu beugen um meine Füße zu befreien, doch der Schmerz, der meinen Bauch und meine Brust plötzlich durchzuckte ließ mich stoppen. Es war als würde man mir erneut ein Messer in die Haut rammen. „Andy", rief Chris und sprang auf. Eine Hand legte er auf meine rechte Schulter, während sein besorgter Blick mich musterte. „Es geht schon. Ich komm nur nicht an meine Füße." „Oh ja klar Moment." Ich lehnte mich etwas zurück und schaute ihm dabei zu wie er die Schnallen löste. Als ich mich endlich frei bewegen konnte versuchte ich eine halbwegs gemütliche Sitzposition zu finden in der ich kaum Schmerzen hatte, doch schnell merkte ich, dass das unmöglich war. Doch mich wieder hinlegen wollte ich auch nicht. Ich überlegte und probierte bis ich schließlich die Beine über die Tischkante hängen ließ. Chris schaute mich bzw. meinen Körper geschockt an. Ich ließ meinen Blick hinunterwandern und machte mich schon auf das Schlimmste gefasst. Und zum ersten Mal seit unserer ersten Folter las ich was Eva mir in die Haut geschnitten hatte. Meine Atmung verschnellerte sich als sich die Buchstaben in meinem Kopf zu einem Wort zusammensetzten. Immer wieder blickte ich zwischen meiner und Chris' nackten Brust hin und her. Zuerst dachte ich sie hätte bei mir das Gleiche eingeritzt wie bei meinem Bruder, doch es stand etwas ganz anderes da: EIGENTUM. Eva hatte uns für jeden sichtbar gekennzeichnet wie Spielzeug. Und in gewisser Weise waren wir auch genau das für sie. Irgendwelche Spielzeuge mit denen sie machen konnte was sie wollte. Wieder einmal kam Verzweiflung in mir hoch. Wir würden nie hier wegkommen. Nie wieder frei sein. Nie wieder unter Menschen kommen. Nie wieder zaubern und auf Tour gehen. Nie wieder unsere Familie in den Arm nehmen. Ich versuchte diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, denn sonst würde ich sofort aufgeben. Denn dann wäre alles egal. Ein Leben ohne meine Frau und meine Kinder wäre für mich kein Leben mehr. Um mich abzulenken betrachtete ich die Wunden auf meinem Körper. Die Schnittwunden waren an manchen Stellen offen, doch an den meisten Stellen waren sie verkrustet. Auch die Stellen an denen meine Haut durch die Hitze Blasen warf konnte ich noch ertragen. Doch als ich den schwarzen verkohlten Stellen meine Aufmerksamkeit widmete hatte ich schwer mit der aufkommenden Übelkeit zu kämpfen. „Hey Andy alles ok?", fragte Chris, doch ich schaffte es nicht meinen Blick von mir zu lösen. Schnell huschten meine Augen von einer schwarzen Stelle zur anderen. Er musste meine geschockten, hektischen Blicke bemerkt haben, denn er sagte: „Hey beruhige dich. Das wird bestimmt wieder." Ich schnaubte und blickte nun doch zu ihm.
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Ihr. Entkommt. Nicht!
FanfictionEntführung, Gefangenschaft, Folter. Jeder hat bei diesen Worten Bilder aus Filmen oder Büchern im Kopf. Aber wer rechnet schon damit soetwas selbst zu erleben? Wohl keiner. Genauso wenig wie die beiden Magierbrüder Chris und Andreas. Doch plötzlich...