„Herr Reinelt?", reißt mich die Stimme meiner Psychiaterin aus den Erinnerungen. Ich blinzle ein paar Mal und versuche die Bilder in meinem Kopf in den Hintergrund zu rücken um mich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren. „Ja?", sage ich, nachdem ich begreife wo ich bin. Ich öffne meine Augen und obwohl ich die ganze Zeit den weichen Stoff der Liege unter mir gespürt habe bin ich froh als ich das Zimmer um mich herum erkenne. Die einzige Lichtquelle ist eine Schreibtischlampe. Draußen ist es stockdunkel. „Ich denke wir sollten für heute Schluss machen." Ich öffne den Mund um zu protestieren, doch bevor auch nur ein Laut über meine Lippen kommen kann spricht Frau Steiner weiter: „Ich weiß sie möchten das hier hinter sich bringen, aber wir haben fast drei Uhr morgens und ich glaube uns beiden täte etwas Schlaf gut. Ich habe morgen keine Termine also können wir morgen früh direkt weitermachen, wenn sie möchten." „Ja vermutlich haben sie recht", meine ich. Ich spüre keine Müdigkeit, doch sie hat ja Recht. Und Petra wartet bestimmt auch noch auf mich. Ich schwinge meine Beine über die Kante und setze mich hin. Bevor ich aufstehe fahre ich mir mit den Händen über das Gesicht um so irgendwie auch die letzten Bilder loszuwerden. Als ich stehe zittern meine Knie. Doch ich lasse mir nichts anmerken und gehe auf Frau Steiner zu, die sich gerade ebenfalls erhebt. Ich möchte nicht schwach wirken, obwohl das eigentlich totaler Schwachsinn ist. Immerhin hatte ich vorhin einen Nervenzusammenbruch und saß auch schon vorher oft genug weinend hier. Wir reichen uns die Hand, wobei sie mir ein freundliches, aber auch müdes Lächeln zuwirft. Es ist vermutlich echt besser, wenn ich für heute nach Hause gehe. „Kommen Sie morgen einfach vorbei sobald sie wach sind. Ich bin ab 8 Uhr hier. Ruhen Sie sich aus." Ich nicke und erwidere ihr Lächeln. „Bis morgen Frau Steiner." Unsere Hände lösen uns und ich gehe Richtung Tür. Der Flur liegt komplett im Dunkeln, doch sobald ich zwei Schritte gegangen bin gehen auf einmal die Deckenlampen an. Kurz wundere ich mich, doch gehe dann einfach weiter. Bestimmt läuft die Beleuchtung hier über Bewegungssensoren. „Schatz?", frage ich als ich zum Warteraum komme. Doch es bleibt still und als ich den dunklen Raum betrete zaubert sich ein breites Lächeln auf mein Gesicht. Petra hatte sich über drei Stühle hingelegt. Ihre Augen sind geschlossen und ein Arm dient als Kissen. „Schatz?" Wieder keine Antwort. Bestimmt schläft sie. Ich trete neben sie und gehe neben ihrem Kopf in die Hocke. Sanft streiche ich ihr die Strähnen ihrer blonden langen Haare aus dem Gesicht. Sie drückt ihren Kopf gegen meine Hand, lächelt und öffnet blinzelnd die Augen. „Hey." „Hey", erwidere ich und drücke ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Komm wir gehen nach Hause." Sie gähnt, streckt sich und richtet sich dann auf. Ich stelle mich wieder hin und strecke eine Hand aus um meiner wundervollen Frau hoch zu helfen.
Zu Hause angekommen spüre ich wie sich dann doch wie sich die Müdigkeit in mir ausbreitet. Da schließen sich plötzlich zwei Arme von hinten um meinen Bauch. „Woran denkst du?", fragt Petra und drückt ihre weichen Lippen kurz in meinen Nacken. Lächelnd drehe ich mich in ihren Armen um und umrahme ihr Gesicht mit meinen Händen. „Daran was für ein Glück ich habe hier zu sein und dich in meinen Armen halten zu können." Petras Lächeln wurde breiter und sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Ich kam ihr die letzten Zentimeter entgegen, sodass sich unsere Lippen kurz darauf verbinden. Ich liebe das Gefühl ihrer weichen Lippen auf meinen, ihren Geschmack auf der Zunge zu haben. Schon vor der Entführung konnte ich davon nie genug bekommen, doch seit ich wieder zurück bin genieße ich jede Berührung und jeden Moment umso mehr, da ich weiß wie schnell es vorbei sein kann. Als wir uns lösen zieht Petra mich grinsend an der Hand nach oben in unser Schlafzimmer. Wieder küsst sie mich innig. „Ich gehe noch schnell nach den Kindern sehen", sage ich, doch Petra hält mich an meiner Hand fest. „Die sind bei Sophie. Komm her." Fest schließe ich meine Frau in meine Arme und küsse sie erneut. Langsam dränge ich sie zum Bett und lasse mich mit ihr darauf sinken.
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Ihr. Entkommt. Nicht!
أدب الهواةEntführung, Gefangenschaft, Folter. Jeder hat bei diesen Worten Bilder aus Filmen oder Büchern im Kopf. Aber wer rechnet schon damit soetwas selbst zu erleben? Wohl keiner. Genauso wenig wie die beiden Magierbrüder Chris und Andreas. Doch plötzlich...