Erzählung 50

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Schweigend liefen wir um das Haus herum. Eva hatte unsere Leinen zwar in der Hand, doch sie hingen locker durch da Chris und ich dicht bei ihr blieben. Wir hatten gerade die Rückseite des Hauses umrundet als ich merkte wie meine Knie zu zittern begannen. Vor Kälte aber auch vor Erschöpfung. Die letzten Tage waren sie kaum belastet worden und das zeigte sich nun. Ich wurde langsamer und fiel immer mehr zurück. Als Eva dies bemerkte blieb sie stehen und sah mich besorgt an. „Alles ok bei dir?" Ich nickte und meinte: „Geht schon. Meine Beine zittern nur etwas." Sie blickte zu Chris neben ihr, der ebenfalls ziemlich erschöpft schien. „Ist wohl etwas viel nach den Tagen im Keller. Na gut gehen wir hinten rein dann könnt ihr euch hinsetzen." Wir drehten um und liefen die 3 Meter zur Hintertür zurück. Sie führte uns in das Wohnzimmer an den Tisch und wies uns an uns auf die Stühle zu setzen. Als ich saß fuhr ich mir mit den Händen schnell über die Beine um sie etwas zu wärmen. Sie fühlten sich so schwer an als wäre ich einen Halbmarathon gerannt. Ich war einfach zu schwach. Chris saß mir gegenüber und verbarg erneut seine rechte Gesichtshälfte vor mir. Was hatte er nur? Eva setzte sich zwischen uns und begann zu reden: „Also. Eigentlich wollte ich euch heute nach dem Spaziergang aus dem Keller holen. Ihr hättet ein Zimmer oben bekommen in dem ihr euch frei bewegen könnt." Hatte ich richtig gehört? Raus aus dem Keller und aus diesen Käfigen? „Ich möchte auch langsam versuchen euch etwas mehr Freiraum zu lassen. Ich hab in letzter Zeit so das Gefühl als würdet ihr euren Widerstand aufgeben und euch endlich damit abfinden das ihr zu mir gehört. Und das gehört natürlich auch belohnt. Aber glaubt nicht das es dadurch viel einfacher für euch wird. Es werden neue Regeln dazukommen, die ihr einzuhalten habt. Das der andere für eure Taten bestraft wird bleibt auch weiterhin so. Glaubt ja nicht ich bin so doof und vertraue euch vollkommen. Der Plan war ursprünglich das ich euch jetzt direkt nach oben in euer Zimmer bringe, doch unser lieber Chris musste ja scheiße bauen nicht wahr?" Als sie ihn ansprach wurde Chris noch kleiner und versank fast unter dem Tisch. „Nehmt eure Halsbänder ab. Jacken aus", fuhr Eva uns an. Die Freundlichkeit war aus ihrer Stimme verschwunden. „Mitkommen." Als wir alles auf den Tisch gelegt hatten stand sie auf und lief auf den Flur hinaus. Schnell folgten wir ihr. Ich fragte mich was Chris angestellt hatte. So wie er aussah konnte es schon mal keine Absicht gewesen sein, doch Eva schien echt sauer zu sein. Während wir Eva die Treppe nach oben folgten und dabei an 2 von ihren Männern vorbeikamen, die im Flur standen legte ich meinem Bruder beruhigend eine Hand auf seinen Arm. Er blickte mich nur kurz an und wandte sich dann wieder den Stufen zu. Ich bildete mir ein eine leise gemurmelte Entschuldigung von ihm zu hören, doch sicher war ich mir nicht. Eva ging zügig auf eine Tür zu, öffnete diese und wartete bis wir eingetreten waren. Mit einem lauten Rums schloss sich die Tür. Wir waren in einem der Räume mit den Metalltischen und der Glaswand. Sofort schien es mir als würde ich die Schreie meiner Familie erneut hören, doch durch Eva verflog diese Illusion schnell wieder. „Chris auf den Tisch und schnall deine Fußgelenke und das linke Handgelenk fest. Und wehe du machst es nicht ordentlich. Andreas komm her", wies sie uns kalt an. Ohne zu zögern gingen wir ihren Anweisungen nach. Was hatte Chris denn nur angestellt das Eva so mies drauf war? Als ich zwischen dem Tisch, auf dem Chris gerade die erste Fußmanschette festzog, und der Glaswand stand umschloss Eva meine Handgelenke mit gepolsterten Handschellen. Sie zog ein Gitter von der Decke nach unten und harkte die Fesseln dort ein, sodass meine Arme nicht ganz durchgestreckt waren. Anschließend ging sie zu Chris und prüfte ob er sich fest genug gekettet hatte. Offensichtich zufrieden verschloss sie auch die letzte Manschette um sein rechtes Handgelenk und richtete den Tisch dann soweit auf, dass Chris mich gut sehen konnte. Grinsend stellte sich Eva zwischen uns und blickte hin und her. Dann drehte sie sich um, klatschte einmal und ging mir federnden Shcritten zum Regal. Sie versteckte den Gegenstand hinter ihrem Rücken als sie zurückkam, doch ihr breites Grinsen jagte mir Schauer über den Körper. Diese Frau hatte echt gewaltige Stimmungsschwankungen. Eben noch stinksauer sah sie jetzt aus wie ein Kind an Weihnachten. Ein Kind das sich darüber freut ihren neuen Barbies endlich den Kopf abreißen zu können. Dann holte sie ihre Hände schwungvoll hinter ihrem Rücken hervor und ich wusste nicht so ganz ob sie uns verarschen wollte. „Hach das wollte ich immer schonmal ausprobieren", meinte sie mit einem Glitzern in den Augen und präsentierte uns eine Fahrradluftpumpe.

Ihr. Entkommt. Nicht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt