Kapitel 22: Gefühle

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Eeees ist Fre(ddy)iiitaaag! Neues Kapitel, Gefühle & so. Viel spaß beim Lesen und schönes Wochenende. :3

Kapitel 22: Gefühle

Nun fiel es mir immer schwerer, meine Tränen zurück zuhalten. "Ich war auch nicht immer Fair zu dir." Langsam drehte er sich wieder zu mir um. "Ich war viel schlimmer zu dir. Weißt du, ich habe immer versucht, dich nicht anzuschauen, weil du mich so an deine Mutter erinnerst. Es tut immer noch weh, weil sie so jung sterben musste. Das hat sie nicht verdient." Jetzt war es endgültig soweit. Ich weinte. "Keiner wollte das.." Meine Stimme war in diesem Moment so zerbrechlich. Ich wollte einfach hemmungslos weinen, aber ich konnte nicht.

Er legte seine Hand auf meine. "Ich habe immer versucht, so gut wie es ging, dich zu beschützen, doch manchmal fehlte mir die Kraft dazu. Und auch in der Schule habe ich mein Wort immer für dich benutzt, nicht gegen dich. Ich weiß, was sie mit dir machen. Du darfst es nicht zulassen." Mit meiner Hand wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. "Sie machen mich fertig. Jeden Tag ist es das gleiche und ich habe nicht die Kraft dazu, mich zu wehren, weil ich nicht weiß, wie. Sie lachen über mich, weil ich anders bin."

"Du bist aber auf eine ganz besondere Art und Weise anders. Ändere dich nicht, weil es andere wollen. Ich habe dich so gern, wie du bist, Mirella. Du trägst deine Mutter in dir." Erneut liefen mir die Tränen. "Ich weiß", meinte ich beinahe so leise, dass ich dachte, man hörte es nicht. Seine Hand lag immer noch auf meiner. "Es tut mir so Leid.." Auch er weinte. "Es ist so unerträglich zu wissen, dass ich sie nicht bei mir haben kann. Es tut so weh, sie zu vermissen." - "Ich weiß, wie sich das anfühlt."

Wir sahen uns an und ich hatte plötzlich das Gefühl von Geborgenheit. Der warme Wind des Sommers sauste an uns vorbei und zerzauste - wie vorhin - meine Haare. Ich strich sie mir wieder hinter die Ohren. Es ist so komisch, so ganz normal mit ihm zu reden. Das Gefühl, dass ich hatte, habe ich schon so lange nicht mehr gefühlt. Für kurze Zeit merkte ich nicht mal die Schmerzen, die von meinen Rippen aus einherging. "Ich bin dir so Dankbar. Das du mich aufgenommen hast, als ich keinen mehr hatte. Das du mir ein Dach über dem Kopf gegeben hast und ich mein eigenes Zimmer habe, wo ich mich zurück ziehen kann, wann immer ich möchte. Das du immer für mich kämpfst, weil ich es nicht alleine kann .. auch wenn wir uns meistens aus dem Weg gingen."

Bevor er etwas sagte, schielte ich zum Arzt rüber, der ein paar Meter von uns am Wegesrand stand und uns beobachtete. "Mirella, du musst wissen, das es nie meine Absicht war, dich zu Ignorieren oder dich nieder gemacht zu haben. Das ich jedes mal eine neue Frau mitbrachte.. Ich konnte es nicht ertragen, dich so kaputt und zerstört zu sehen, dass ich mich lieber mit etwas anderem gewidmet habe, anstatt dir zu Helfen." Jetzt musste ich schlucken. Ich habe nicht gedacht, dass er dieses Thema anspricht. Acht lange Jahre war es immer das gleiche. "Ich kann es jetzt verstehen und ich mache dir keine Vorwürfe. Manchmal könnte ich mich selber Ohrfeigen, aber ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind, zueinander zu finden." Er nickte. "Ich hätte es nicht besser sagen können."

Nachdem ich meine Tränen zum wiederholten male aus meinem Gesicht wischte, lächelte ich ihn an. "Weißt du wie schön es sich anfühlt, ganz normal mit dir reden zu können? Das wir hier zusammen sitzen und uns verstehen?" Er stand auf. "Darf ich dich umarmen?" Ich schaute zu ihm hoch. "Gerne."

Er beugte sich zu mir und umarmte mich. "Vorsichtig, bitte." - "Entschuldige, ich habe nicht daran gedacht." Ich lachte. Herzhaft sogar, obwohl es im Brustkorb weh tat. "Es ist schon in Ordnung", lächelte ich zufrieden, dann ließ er mich los und kniete sich vor mich. "Was ist eigentlich in diesem Kästchen drin? Sagst du es mir?" Ich schüttelte den Kopf. "Es gibt Dinge, die sind nur für mich ganz allein." Ich sah, wie seine Mundwinkel nach oben gingen. "Verstehe schon." - "Kommst du mich Morgen besuchen?" In seinem Blick lag Hoffnung. "Ich kann dir nichts Versprechen, aber ich gebe mein Bestes." Ich nickte. "Ich würde mich freuen."


BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt