Kapitel 69: Sauer

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I am back and it's Friday, Wuhuu!
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Kapitel 69: Sauer

Ich wollte gerade gehen, da öffnete sich die Tür zu seinem Büro. "Mirella, was machst du denn hier?" Schwester Charlotte ging an mir vorbei zur Schwesternkanzel und war im hinteren Raum verschwunden. "Bist du so geschockt darüber, dass ich hier stehe?" Er ging ein Schritt zu Seite und bat mich rein.

"Hast du uns belauscht?" Ich nickte schroff. "Wieso?" Ich zuckte mir den Schultern. "Vielleicht, weil ich meinen Namen gehört habe?" Er setzte sich auf den Stuhl und schaute mich an. "Was hast du alles mitbekommen?" Verärgert stand ich immer noch vor dem Schreibtisch. "Zu viel." Er setzte seine Brille ab und rieb sich die Augen. "Mirella, das war nicht beabsichtigt. Ich musste mit jemanden drüber reden." Mit kurzen Schritten ging ich wieder zur Tür. "Du hättest auch mit mir drüber reden können. Es ging ja schließlich um mich."

Ich war Sauer auf ihn, sehr sogar. Ich ging aus seinem Büro richtung Fahrstuhl, ich hörte ihn noch meinen Namen rufen, doch wollte ich nicht weiter mit ihm reden. Unten angekommen, entschied ich mich doch, noch etwas raus zu gehen. Es regnete immer noch und das Gewitter zog langsam weiter, doch war es mir egal. Ich brauchte jetzt frische Luft.

Draußen angekommen setzte ich mich auf die Bank. Der Baum schützte mich etwas vor dem Regen. "Was fällt ihm eigentlich ein? Ich bin so Sauer!" Ich stand von der Bank auf und ging auf den Steg und setzte mich ans Ende. Es war sehr schwül durch das warme Wetter und das Gewitter. Ich zog meine Schuhe und die Socken aus und hielt meine Füße in das Wasser. Wieso sagte er das nicht direkt zu mir? Na klar, es muss schon etwas sein, dass er es mir nicht direkt sagen konnte, dennoch war ich enttäuscht von ihm.

Ich saß eine ganze Weile dort und dachte nach. Ich müsste klitschnass sein, aber ich werde schon keine Erkältung bekommen. Kurz darauf zog ich meine Füße aus dem Wasser raus und zog die Knie an mich ran. Irgendwann setzte sich jemand zu mir. "Was willst du?", fragte ich gereizt. "Es tut mir leid, Mi. Wirklich, ich wollte nicht, dass du das mitbekommst." Und? Was erhofft er sich dadurch? "Wann hattest du denn vor, mir das zu sagen?" Er zuckte mit den Schultern. "Also nie?" Beim aufstehen rutschte ich auf dem nassen Holz aus. Irgendwas borte sich in meinen Fuß und das tat höllisch weh. Ich schrie laut auf und knallte mit meinem Gesäß wieder auf den Steg.

Beim zweiten Versuch, auf zustehen, hielt er mich am Arm fest. "Du wirst jetzt nicht noch einmal aufstehen, sonst rutscht du wieder aus." Frederik stand auf, stellte sich hinter mich, packte mich unter den Armen und zog mich hoch. Er stellte sich an meine linke Seite und Stütze mich. In seiner linken Hand hielt er meine Schuhe fest. So lief ich humpelnd mit ihm zur Notaufnahme. Ich blickte einmal kurz zurück und sah Bluttropfen auf dem Weg. Mein Fuß pochte und schmerzte und ich wusste nicht mal, was in meinem Fuß steckte.

Im Behandlungsraum angekommen, hüpfte ich mit einem Bein auf die Liege. "Ist dir Schwindelig?" Ich verneinte seine Frage. Frederik zog sich blaue Handschuhe an, setzte sich auf den Stuhl und hob mein Bein hoch. "Schlecht ist dir nicht, oder?" Ich schüttelte meinen Kopf. Er schaute sich die Wunde genau an. "Und, darf ich wenigstens wissen, was in meinem Fuß steckt?" Er runzelte seine Stirn und schaute mich an. "Ein Ast." Okay, wahrscheinlich vom Wind auf den Steg gefegt worden. "Und nun? Ich hatte nicht vor, noch länger hier bleiben zu müssen", meinte ich mürrisch. Ich war immerhin noch Sauer auf ihn. "Keine Sorge, du bekommst eine örtliche Betäubung und dann ist das kleine Ding aus deinem Fuß auch schon draußen." Er sagte seinen Satz so Monoton, dass es schon komisch war. So kenne ich ihn gar nicht.

"Falls du Sauer auf mich sein solltest, macht nichts. Ich bin auch Sauer auf dich." Er schaute mich nicht an und ging raus. Kurz darauf kam Schwester Charlotte rein. "Mirella, er meinte das gar nicht böse und das war auch keine Absicht von ihm, dass er mir das erzählt hat. Ihm geht das nahe, dass du bald Entlassen wirst. Du bist ihm eben auch wichtig." Sie schnappte sich ein Paar blaue Handschuhe und ging wieder.

BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt