Kapitel 32: Blaue Augen und haselnussbraune Haare
"Frederik, Notfall. Ich brauche dich!" Der angesprochene schaute mich noch einmal an und war verschwunden. Ich konnte nicht mal so schnell hinterher schauen, da fiel schon die Tür zu. Ich konnte aber den Arzt erkennen. Er war einmal hier, um mit Lotta zu reden. Sie sagte, er wäre ein Arzt in der Urologie. "Herr .. Herr .. Wie hieß er nochmal?" Ich war komplett dabei, seinen Namen zu finden und dachte nicht mal mehr über das nach, was ich gerade Herrn Seehauser erzählte. "Irgendwas mit A-Ara-Are.. Arendt? Ja, Ich glaube so heißt er."
Etwa eine Stunde später kam Aiana wieder ins Zimmer, begleitet von einer Frau. Ich glaube, es ist ihre Mutter. "Hallo", begrüßte sie mich. "Hallo", entgegnete ich ihr. "Wie ist die OP verlaufen?" Die Dame lächelte und setzte sich mit einem Stuhl neben ihr Bett. "Es ist alles gut verlaufen." Sie hörte sich benommen an, aber das war ja normal. "Das freut mich." Schwester Stephanie erklärte der Dame, dass sie noch etwas Müde von der Op und der Narkose war und das sie sich nicht all zusehr belasten sollte. Sie lächelte auch mich an und ging. Die Dame redete sanft zu dem braunhaarigen Mädchen und ich muss sagen, dass sich ihre Stimme so ruhig anhörte, dass sogar ich einschlief.
Gegen Zwölf Uhr, als eine Krankenschwester das Mittagessen brachte, wachte ich wieder auf. Ich muss ehrlich sein, ich hatte irgendwie keinen Hunger und so ließ ich mein Essen stehen. Aiana schlief weiterhin ihren Rausch aus und ich hörte über den Nachmittag Musik. Ich nahm mein braunes Kästchen in die Hand und öffnete es. Ich nahm die Kette raus und schaute sie mir an. Ich legte sie in meine Handinnenfläche und schluckte. Es war das einzige Andenken an meine Mutter, dass ich besaß.
Ich schaute es so gerne an und erinnere mich gerne zurück. Denn ich erinnerte mich an viele Sachen. Wie ich mit meinem Bruder in seinem Zimmer saß. Er am Schlagzeug und ich, stehend, am Mikrofon. Er trommelte irgendeine Melodie und ich sang dazu einen Text, den ich mir immer selber ausdachte, bis meine Mutter an der Treppe stand und hochrief, dass wir leise sein sollen, weil wir immer zu laut waren. Von meinem Vater hatte ich nur noch ein Bild, das ebenfalls in meinem Kästchen sein Zuhause gefunden hat. Ich vermisste diese Zeit. Ich vermisste meine Geschwister und ich vermisste meine Eltern.
Im selben Moment klopfte es an der Tür. "Wer ist da?", fragte ich. Die Tür öffnete sich langsam. Es war ein Junge, aber ich kannte ihn nicht. Er ging langsam auf mein Bett zu und blieb stehen. "Tut mir leid, dass ich dich störe, aber ich brauche deinen Rat." Ich betrachtete ihn. Ich habe ihn wirklich noch nie gesehen. "Wer bist du, ich kenne dich nicht." Er setzte sich neben mein Bett. "Ich bin Elina's Freund, Kimo. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Elina geht es so schlecht. Sie will mich nicht sehen und sie redet nicht."
Er hatte blaue Augen und kurze haselnussbraune Haare. Er hatte ein schwarzes T-Shirt an und eine kurze hellblaue Hose und am linken Handgelenk trug er ein Festivalarmband. "Ich weiß, sie weint nur noch. Sie war die letzten zwei Tage bei mir und auch ich kann ihr nicht helfen. Wir können nur für sie da sein und ihr Trost spenden, so schwer das auch wird." Er schaute auf den Boden. "Wir können sie doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen." - "Schicksal? Kimo, wir können nichts anderes machen, als für sie da zu sein. Sie wird irgendwann wieder reden." Der Junge stand von dem Stuhl auf und schaute mich an.
"Mirella, ich kann aber nicht einfach zu sehen.." - "Was willst du denn machen? Sie dazu zwingen?" Ich hab das Gefühl, dass er, wie ich, bereits alles gab, damit Elina sich etwas besser fühlte, doch ihm war es wohl nicht genug. "Zwingen kann ich sie zu nichts, aber sie tut mir einfach nur leid. Auch wenn ich keine Ahnung von Pferden habe." Ich legte meine Kette wieder in das braune Kästchen, dass auf meiner Decke lag und schloss es.
"Man muss keine Ahnung von Pferden haben, wenn man sieht, dass es jemanden schlecht geht. Sei für sie da. Nimm sie in den Arm, wenn sie es braucht. Lieg mit ihr einfach zusammen im Bett und umarme sie. Streichel ihr den Rücken und sag ihr, dass du für sie da bist, wenn sie jemanden braucht. Sie weiß es zu schätzen, auch wenn du nur neben ihr sitzt und sie ansiehst." Er nickte. "Ich gebe mein bestes. Und danke, dass du mir zugehört hast." Ich lächelte ihn kurz an und er verabschiedete sich von mir.
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BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am Südring
FanficMirella ist ein hübsches und junges Mädchen. Sie besucht zusammen mit ihrer besten Freundin die 9. Klasse einer Realschule in Köln. Dem braunhaarigen Mädchen plagen viele Gedanken und auch gegen das Mobbing ihrer Mitschüler kommt sie nicht mehr an...