Kapitel 55: Alleine Duschen

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Kapitel 55: Alleine Duschen

Es dauerte, bis ich einschlief. Ich machte mir Gedanken um Elina. Wie es ihr geht und ob die Therapie anschlug. Auch machte ich mir Gedanken darum, wie es weiter gehen soll. Ich werde nach der Schule nicht mehr im Stall sein. Keine Angel mehr sehen und auch nicht mehr auf dem Rücken des Pferdes verbringen, die ich seit 4 Jahren als Reitbeteiligung hatte. Kein Hufgeklapper mehr. Keine Trainingseinheiten auf dem Platz, kein Ausritt in den Wald und den Geruch, wenn ich in den Stall komme, werde ich nicht mehr in meiner Nase haben. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder reiten werde oder ein Pferd finde, die so ist, wie Angel es war. Elina hat es härter getroffen, als mich. Ich trauer auch um sie, doch sie ist völlig am Ende. Wie sie in meinen Armen lag. Wie sehr sie weinte und ich konnte nichts anderes machen, als für sie da zu sein. Elina ist immer für mich da gewesen, doch jetzt brauch sie die Zeit, um diesen Vorfall zu verarbeiten.

Am nächsten Morgen schlug ich meine Augen auf. Die Vorhänge waren noch immer zugezogen, doch hatte ich den Geruch von frischen Brötchen in der Nase. Ich drehte mich auf die linke Seite. "Tut es nicht weh?", fragte er mich. "Sie können mir nicht sagen, dass sie es schaffen, 10 Tage komplett auf der rechten Seite zu schlafen?" Er lachte. "Nun ja, keine Ahnung. Ich kann es ja nicht vermeiden, mich im Schlaf auf die andere Seite zu legen." Ich setzte mich auf und griff nach dem Glas, dass auf der Ablage stand und trank einen Schluck. "Außerdem bin ich froh, wenn ich dieses Wasser nicht mehr trinken muss", grinste ich. "Du hättest jeder Zeit etwas sagen können." Zu spät. "Jetzt ist es auch egal, tut meiner Figur auch mal gut."

"Besser als Zuckerhaltige Getränke." Ich nickte und stand auf. "Das ist immer das erste, was du machst, wenn du wach wirst, kann das sein?" - "Sie haben doch selber gesagt, dass ich aufstehen darf", kicherte ich. "Außerdem möchte ich nicht ins Bett machen."

Im Bad angekommen, knipste ich das Licht an. Erleichtert von der vollen Blase, stand ich nun vor dem Spiegel und drehte den Wasserhahn auf. Ich hörte, wie er die Vorhänge zur Seite schob und es hell im Zimmer wurde. Als ich damit fertig war, mir das Gesicht zu waschen, drückte ich Zahnpasta auf meine Zahnbürste und putze mir die Zähne. Kurz lugte ich zum Bett und sah, wie er einen Zettel in der Hand hielt. Er schob sich die Brille wieder zurecht und ich putze mir die Zähne zu Ende.

Vor dem Bett blieb ich stehen und schaute ihn an. Er hob sein Blick und sah mich ebenfalls an. "Darf ich alleine Duschen?" Er grinste. "Darf ich das Pflaster abmachen oder soll es dran bleiben?" - "Du kannst es ruhig abmachen, aber Vorsicht." Ich nickte. Es fühlte sich so gut an, wieder alleine Duschen zu dürfen. Während das warme Wasser auf meine Haut prasselte, schäumte ich mir die Haare ein. Dann fing ich aus Reflex an zu singen. "You say, you want all of me today, but tomorrow's not the same, my feelings never change, what do you want from me?" Schlagartig erinnerte ich mich an den Satz, den er mir einmal sagte. >Ich finde es ja schon irgendwie niedlich, wie du deine Lippen beim leise mitsingen bewegst..< Ach egal, ich singe immer unter der Dusche.

Nachdem ich fertig war, stieg ich klitschnass aus der Dusche raus. Na toll, kein Handtuch da. Was soll ich denn jetzt machen? "Frederik?", rief ich. "Ich hab keine Handtücher hier", meinte ich. "Erschreck mich doch nicht so, ich hab gedacht, es ist was passiert." Ich lachte leise. "Nein, nein. Ich brauche nur Handtücher. Hatte nicht vor, Nackt raus zu kommen", lachte ich nun laut. >Ich will nicht wissen, was er jetzt denkt.< "Gut, ich hole dir welche." Nach seiner Antwort hörte ich die Tür zufallen.


BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt