Kapitel 63: Man tut, was man kann

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Freddyfreeeeitaaag! Schönes Wochenende euch.
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Kapitel 63: Man tut, was man kann

Ich sah nur noch Blut und ich rannte zu ihr hin. "Kann ich dir helfen?" Sie hielt sich ihre Hand fest. In ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen. Während ich mit ihr zur Notaufnahme ging, fragte ich sie, wie sie heißt. "Ich heiße Kiara", wimmerte sie. "Dir wird gleich geholfen Kiara, Versprochen." In der Notaufnahme wurde sie von einer Ärztin direkt mit in den Behandlungsraum genommen. Ich hörte noch, wie Kiara sagte, dass ich mit kommen soll, da brach sie in sich zusammen.

Etwa zwanzig Minuten später kam die besagte Ärztin zu mir, stellte sich vor und stellte mir ein paar Fragen. "Sie heißt Kiara, ihren Nachnamen weiß ich nicht." - "Kannst du mir sagen, was passiert ist?" Ich nickte. "Ja, ich war gerade draußen und bin zur Straße gegangen und da hab ich gesehen, dass sie einen Block in ihre Tasche gepackt hat und etwas silbernes in ihren Händen hielt. Dann hat sie schon aufgeschrien." Die Ärztin nickte mir schroff zu und ging wieder in den Behandlungsraum zurück.

Mich ließ der Gedanke nicht mehr los. Silber. Ich stand auf und ging zu der Stelle, wo es passiert war und fand etwas spitzes auf dem Gehweg liegen. Ich hob es auf und betrachtete es. Es war die Klinge eines Anspitzers. Ich hielt es so fest, versuchte aber, mich nicht auch daran zu verletzen und ging wieder rein. Ich wartete, bis die Ärztin wieder nach vorne kam, im Anhang hatte sie Kiara dabei. Sie redeten noch kurz, bis sie dann auf mich zu kam. "Danke, dass du mir geholfen hast." Ich lächelte sie an. "Immer gerne. Hier ist die Anspitzerklinge, falls du sie behalten möchtest?" Sie schüttelte ihren Kopf. "Nein, danke. Die kann ruhig in den Mülleimer."

Wir unterhielten uns noch eine kurze Weile, bis sie Nachhause ging. Nun saß ich wieder alleine und schaute dem Alltag einer Notaufnahme zu, bis sich jemand zu mir setzte. Diesen Duft würde ich überall wieder erkennen. "Ist dir langweilig?" Ich schaute zu ihm und nickte. "Ja, bevor ich Entlassen werde, möchte ich noch ein bisschen Zeit hier verbringen. Ich meine, dass war meine erste Station, wo ich gelandet bin, quasi." Er fing an zu lachen. "Verständlich. Geht es dir gut?" Ich nickte. "So gut, ich könnte Bäume ausreisen." Er lachte abermals. "Aber überanstrenge dich nicht." Er stand wieder auf. "Ich muss wieder weiter arbeiten. Geh doch ein bisschen raus. Der Park hier vermisst dich bestimmt schon." >Er ist ja witzig.< Ich stand auf, ging hoch in mein Zimmer und zog mir einen dünnen Pullover an, schnappte mir mein Handy und ging dann Richtung Fahrstuhl.

Draußen im Park angekommen, stand die Sonne so hoch, dass nicht mal bei der Bank Schatten war. Also setzte ich mich auf den Steg, der direkt über dem kleinen See stand. Ich hätte mir vielleicht ein Handtuch mitnehmen sollen. >Egal<, dachte ich mir. Ich zog meine Schuhe aus und hielt meine Füße in das lauwarme Wasser. Es fühlte sich gut an, denn irgendwie musste ich ja die letzten Warmen Tage meiner Sommerferien genießen.
Ich beobachtete ein älteres Ehepaar, das auf der anderen Seite Händchen haltend miteinander lachten. Ich fand es schon immer Schön, im hohen Alter noch so viel Spaß zu haben, selbst wenn ich es nur sah.

Ich schaute dem Ehepaar noch weiter zu und dachte nach. Es sind jetzt nur noch Vier Tage, bis zur meiner Entlassung und irgendwie kam Wehmut auf. Ich erinnerte mich an den ersten Tag hier, an die Tage danach und lies alles Revue passieren. Ich schloss für einen Moment meine Augen und ließ die Sonne auf mein Gesicht scheinen. >Was er wohl von meinem Brief halten wird?< Ich schob den Gedanken wieder beiseite und öffnete meine Augen wieder.

Ich sah Kindern dabei zu, wie sie auf der Wiese spielten und lachten. Wie andere sich auf der Bank niedersetzten und sich umarmten und andere wiederum, wie sie in die Klinik gebracht wurden, weil sie verletzt waren. Die Wehmut wurde immer größer und wieder kramte ich den Gedanken an den Brief raus. Wie sollte ich ihm den geben? Ich empfinde es als Wichtig, dass er die Zeilen liest, damit er es versteht.

BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt