"Andreas? Bist du da?", rief ich in den Raum. Nichts. >Wo ist der denn schon wieder? Wir wollten doch zusammen Essen gehen?< Das klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich wischte den grünen Hörer nach rechts und lauschte. "Hallo?", fragte ich in den Hörer. "Hier ist die Klinik am Südring, Gisela Schiller mein Name. Ihr Onkel, Andreas Fuchs ist eingeliefert worden und bittet Sie, so schnell wie möglich her zu kommen." Ich merkte, wie mein Herzschlag immer schneller wurde und mir Schweißperlen auf der Stirn lagen. "Ich komme sofort. Danke für Ihren Anruf", plapperte ich und legte auf. Ich schnappte mir wieder meine Tasche, die ich vor kurzem auf das Sofa fallen lassen habe und sprintete zu meinem Auto. >Bitte Gott, bitte lass es nichts schwerwiegendes sein<, betete ich, während ich in mein Auto stieg.
Ich startete den Motor und ich musste mich selber schon Verwarnen, nicht zu schnell zu fahren. Bei roten Ampeln fluchte ich, wieso es denn nicht schneller ging. Diese Minuten, auf den Weg in die Klinik, machte ich mir so große Sorgen um meinen Onkel. Nie hätte ich gedacht, dass es mal soweit kommt. Das ich mir Sorgen um ihn machte, wo er sich doch früher nie um mich Gedanken gemacht hatte.
Auf dem Parkplatz suchte ich schnell einen freien Platz und parkte ein. Ich schnappte mir meine schwarze Tasche, schloss mein Auto ab und rannte so schnell wie möglich zum Eingang der Notaufnahme.
Kaum am Tresen angekommen, fragte ich nach meinem Onkel. "Ganz ruhig, Mirella. Ich bringe dich zu ihm", versuchte Gisela mich zu beruhigen. Ich musste kurz durchatmen, sonst wäre ich womöglich noch in Ohnmacht gefallen. Im Schockraum angekommen, sah ich ihn dort liegen. Vor Schmerzen krümmte er sich, hielt sich den Bauch fest. Überall war Blut zusehen. "Andreas, Oh Gott, nein.. Was ist passiert?" Ich musste mich am Türrahmen festhalten. Schwester Stephanie, die ich noch aus meiner Zeit hier kannte, kam auf mich zu. "Alles gut, durchatmen." Ich ging auf die Liege zu, auf der mein Onkel lag. "Was ist passiert?", fragte ich erneut. "In einem Einsatz .. ich bin ..", er ließ den Satz hängen. "Kreislaufkollaps mit Schusswunde." Ich hielt inne. Die Stimme würde ich überall wieder erkennen. Ich blickte auf und sah in das Gesicht eines mir bekannten Arztes.Es war Herr Seehauser, der mich über sein Brillengestell an sah.
"Schusswunde?" Ich merkte, wie meine Knie weich wie Wackelpudding wurden und wie sie nachgaben. Schwester Stephanie fing mich gerade noch auf. Sie stützte mich und brachte mich zur anderen Liege.
Während mein Onkel in den OP gefahren wurde, kam Herr Seehauser auf mich zu. "Geht es wieder?", fragte er sorgvoll. Ich nickte. "Ja", antwortete ich ihm. "Was ist mit meinem Onkel?" Er räusperte sich. "Er wird jetzt Operiert. Die Kugel steckt noch in seinem Bauch. Mach dir keine Sorgen, Mirella. Es wird alles Gut werden." Ich schaute zu ihm auf. "Ich hatte gehofft, das wir uns nicht in so einer Situation wieder treffen." Unterdessen gab mir die Schwester ein Becher mit Wasser. Der Arzt nickte. "Ich auch. Aber man kann leider nicht alles verhindern." Mit seinen Worten richtete er sich die Brille und ging. Schwester Stephanie begleitete mich auf den Flur, wo ich auf einen freien Stuhl platz nahm. "Wir werden dich so schnell wie möglich Unterrichten. Es wird alles gut werden."
Ich nippte an meinem Becher Wasser und wartete. Ich wartete, schaute immer wieder auf die Uhr meines Handys und machte mir umso mehr Sorgen um meinen Onkel. Wird er es Überleben? >Ich hoffe ..< Wer hat ihn angeschossen? Was war passiert? Mein Kopf schien fast zu explodieren, vor all den Fragen.
Zwei Stunden später kam der Arzt mit den gegeelten Haaren und grünem Anzug aus dem OP-Bereich und setzte sich neben mich. "Die OP ist gut verlaufen. Wir konnten das Projektil sicher entfernen. Er wird jetzt auf die Intensivstation gebracht." Herr Seehauser faltete seine Hände ineinander und sah mich an. "Mach dir keine Sorgen, Mirella. Du kannst gleich zu ihm. Ich werde dir bescheid geben." Ich nickte ihm besorgt zu. Dann stand er auf.
Wenig später saß ich am Bett meines Onkels und hielt seine Hand. "Ich habe nie gedacht, das ich mal in eine Situation komme, in der es dir so schlecht geht. Es tut mir so leid, das ich dir damals so viel Stress bereitet habe, aber du musst wissen, dass ich so vieles nicht wollte. So vieles wollte ich ändern und ich kann nichts dafür, dass ich so bin, wie ich bin." Ich vernahm ein räuspern hinter mir. Ich wischte mir mit dem Pullover die Tränen aus meinem Gesicht. "Mirella, mach dich nicht für etwas Schuldig, wofür du nichts kannst. Jeder hat in seinem Leben ein Päckchen zu tragen. Dein Onkel hat dich nur vor schlimmeren bewahrt." Seine Worte trieben mir wieder Tränen in die Augen. "Ich weiß, das er es nur gut mit mir meinte, doch die Gewissheit, dass er in der Zeit, in dem es mir so dreckig ging, so viel für mich getan hat. Ich wusste das zu dem Zeitpunkt nicht und gebe ihm jetzt alles zurück, für das, was er für mich tat. Das bin ich ihm Schuldig." Herr Seehauser legte seine Hand auf meine Schulter und lächelte mich an. "Ja, das bist du."
Die nächsten Tage und Wochen war ich jeden Tag bei meinem Onkel. Er wurde in der Zeit auf die normale Station verschoben und ich hätte nicht gedacht, nicht im geringsten, das es so toll ist, einen Onkel zu haben. Der für mich da war. Der für mich Stark genug ist, alles besser zu machen. Ich muss sagen, das es so gut tut, jemand zu haben, dem ich nun Vertrauen konnte. Wir redeten über alte Zeiten, als ich in Deutschland ankam. Er erzählte mir so viel über meine Mutter. Wie sie war, was sie am liebsten mochte und welche Musik sie hörte. Endlich konnte ich ihn fragen über meine Mutter stellen, die er mir immer beantwortete. Die er mir in meiner Zeit hier, nicht beantworten konnte. Auch wenn ich ihn damit zum weinen brachte.
Ihm ging es von Tag zu Tag immer besser und nach drei Wochen wurde er endlich Entlassen.
Um zu sagen, das jetzt endlich eine bessere Zeit kommt, habe ich meiner Besten Freundin Elina und Lotta zu verdanken. Und bevor wir die Klinik verlassten, bedankte ich mich noch bei Herrn Seehauser. Der Arzt, mit der schwarz-goldenen Brille.
DU LIEST GERADE
BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am Südring
FanficMirella ist ein hübsches und junges Mädchen. Sie besucht zusammen mit ihrer besten Freundin die 9. Klasse einer Realschule in Köln. Dem braunhaarigen Mädchen plagen viele Gedanken und auch gegen das Mobbing ihrer Mitschüler kommt sie nicht mehr an...