Kapitel 59: Soll ich es wagen?

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Es ist Freeeeitaaaaag! Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende. Was habt ihr am Wochenende vor?
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Kapitel 59: Soll ich es wagen?

Was fällt ihr eigentlich ein, mich anzusprechen? Ach, was rede ich denn da? Sie soll mich einfach in Ruhe lassen. Ich hörte Schritte hinter mir. "Mi, warte doch mal", bat er mich. "Nein", brummte ich zurück. Vor dem Fahrstuhl stellte er sich vor mich. "Was soll das?" Er hob eine Augenbraue und hielt mich zurück. "Mi, wieso bist du sie so angegangen?" Wieso ich das getan habe? "Ja, wieso nur und jetzt lass mich bitte in den Fahrstuhl." Er schüttelte seinen Kopf. "Ja, wieso? Es hat doch nichts damit zutun, dass sie dich in der Schule fertig macht. Das hier ist was ganz anderes und sie hat dich höflich gefragt und du gehst sie so an."

"Frederik, ich möchte darüber nicht reden und jetzt lass mich bitte in den Fahrstuhl." Er ging einen Schritt zur Seite und ließ mich so in den Fahrstuhl eintreten. Ich blieb mit dem Rücken zur Tür stehen. Als sich die Türen schließen wollten, hielt er seine Hand dazwischen. "Mi, ich kenne dich so gar nicht. Rede mit ihr." Ganz bestimmt nicht. "Nein, das mich ich definitiv nicht", sagte ich schnippisch und drehte mich um. "Ich weiß nicht, was sie dir alles angetan hat, aber wenn du nicht redest, dann kann ich dir auch nicht helfen." Mit seinem Satz zog er seine Hand zurück und die Fahrstuhltüren schlossen sich komplett.

Im Zimmer angekommen schmiss ich mich auf das Bett. Die Narbe zog und schmerzte etwas. Ich legte mich auf den Rücken, schob mein T-Shirt hoch und sah, dass das Pflaster nicht mehr da klebte, wo es eingentlich hin sollte. Ich zog es ab. Die Wunde war Rot und geschwollen und es juckte sogar ein bisschen. Sollte ich es ihm sagen? Ach, nein. Lieber nicht, oder?

Das Mittagessen roch zwar gut, doch hatte ich keinen Hunger. Immer noch im Bett liegend, stand ich auf und lief im Flur etwas herum und dachte nach. Sollte ich mit Josephine und Hanna reden? Was würde mir das bringen? Mehr ärger oder hätten sie nach dem Gespräch Verständis für mich? Ich hielt an dem Schwesternzimmer an und lugte kurz mit meinem Blick über die Kanzel, bis ich an meiner Zimmertür ankam. Ich hielt mit meiner Hand die Türklinke fest. >Vielleicht sollte ich wirklich mit ihnen reden? Was ist, wenn sie nicht verstehen, wie ich mich fühle?< Ich ließ die Türklinke wieder los und ging zum Fahrstuhl, wo ich die Taste mit dem großen 'E' drückte.

An der Information der Notaufnahme stand ein älteres Ehepaar. Sie hatten beide graue kurze Haare und der Mann hielt sich seine Hand fest. Es tropfte Blut auf den Boden, als eine Schwester das Paar in den Notaufnahmeraum brachte. Ich stand nun ebenfalls an der Information und fragte Gisela nach dem Mädchen. Sie schaute mich an, denn eigentlich darf sie mir das nicht sagen. "Sie ist auf Zimmer 101", meinte sie leise. Ich bedankte mich bei ihr und wollte mich gerade umdrehen, da rannte mich ein junger Mann um. Er entschuldigte sich nicht bei mir, denn er war nassgeschwitzt und brauchte Hilfe. Ich bekam davon nur noch mit, wie zwei Ärzte in den Ausgang liefen, während ich drauf und dran war, in das Zimmer 101 zu kommen.

Vor der Tür mit der Zimmernummer 101 bleib ich stehen. Soll ich es wagen? Ich hatte das Gefühl, dass ich es nicht tun sollte, doch andererseits; wenn ich es nicht mache, wird das Mobbing nicht aufhören. So nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und klopfte an der Tür, bis ich ein leises 'Ja, bitte?' vernahm.

Die Tür schloss sich von meinem kurzen Ruck von alleine und so stand ich da. Beide Augenpaare starrten mich an. "Hallo, ich weiß, dass ich störe, aber ich möchte mich bei dir Entschuldigen, Josephine. Ich wollte dich nicht so angehen." Das angesprochene Mädchen nickte mir zu und ich ging ein paar Schritte weiter. "Des weiteren möchte ich
mit euch reden, was das Mobbing angeht." Hanna starrte mich weiterhin an und ich hatte ein komisches Gefühl bei der Sache. Aber nun stand ich hier und wieder gehen konnte ich vergessen. "Setz dich", meinte Josephine und deutet auf den zweiten Stuhl am Tisch. So setzte ich mich hin und schaute sie an.

BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt