Kapitel 29: Er war immer da
Am Abend, Stunden nachdem Elina ging, fing es an zu regnen. Es gewitterte und die Regentropfen prasselten an die Fensterscheiben. Eigentlich liebte ich Abende wie diese, doch in meinem Kopf drehte sich alles um meine beste Freundin. Nachdem Elina ging, kam mein Onkel zu besuch. Er wusste, dass etwas passiert war, doch wollte ich nicht mit ihm darüber reden. Er saß eine Weile an meinem Bett und schaute mich nur an. "Wenn ich dich alleine lassen soll, sag es mir." Ich schaute ihn an und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. "Ich wäre jetzt wirklich lieber alleine", gestand ich leise. Mein Onkel nickte und umarmte mich. "Wenn du reden möchtest, ich bin für dich da", flüsterte er mir ins Ohr. Erneut liefen mir die Tränen.
Ich versuchte krampfhaft, einzuschlafen. Jetzt wäre wieder der perfekte Zeitpunkt für Schlafmittel, doch würde mir mein Arzt sie mir nicht geben. Ich drückte den roten Knopf und kurz darauf kam Schwester Kiki ins Zimmer. "Brauchst du etwas?", fragte sie. "Ich möchte gerne Herrn Seehauser sprechen." Die Schwester nickte. "Ich gebe ihm bescheid."
Ich sah zu Aiana rüber, die friedlich in ihrem Bett schlief. Wenigstens eine, die schlafen konnte. Als der Arzt an meinem Bett stand, stützte er sich wieder an der Metallstange meines Bettes ab. "Du wolltest mich sprechen?" Ich bejahte seine frage. "Können wir das vielleicht in Ihrem Büro machen?" - "Sicher." Er half mir mal wieder in den Rollstuhl und brachte mich in sein Büro. Vor seinem Schreibtisch angekommen, hielt er an und stellte sich vor mich. "Was ist los, Mirella?" Ich schaute zu Boden. "Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Sie sind immer da, wenn ich Sie brauche.." Jetzt kniete er sich vor mich. "Wie kann ich dir helfen? Rede mit mir."
Er sah mich an. "Elina und ich hab-hatten eine Reitbeteiligung. Sie musste eingeschläfert werden und Elina ist am boden zerstört. Ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann, es etwas erträglicher zu machen. Ich selber komme mit dem Tod von Angel nicht klar, aber Elina so kaputt zu sehen, tut mir weh.." Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. "Das tut mir sehr leid, Mirella. Ich denke, dass man im moment nicht viel machen kann. Du bist für sie da, obwohl du hier im Krankenhaus bist. Sie weiß das zu Schätzen. Auch, wenn sie einfach nur in deinen Armen liegen kann." Ich versuchte, nicht zu weinen. "Sie weint einfach nur noch. Ihre Augen sind rot und geschwollen. Sie redet nicht, .. mich macht das fertig."
"Versuch für sie da zu sein und ihr anzubieten, dass, wenn sie reden möchte, du für sie da bist. Es dauert seine Zeit, bis es nicht mehr so weh tut." Jetzt war es vorbei. Ich weinte. "Es tut so weh.." Der Arzt umarmte mich einfach. Ich krallte meine Finger in seinen Arztkittel und weinte einfach nur. Hinter mir hörte ich eine weibliche Person reden. "Manchmal denkt man, es ist stark festzuhalten, doch es ist das loslassen, dass wahre Stärke zeigt." Ich krallte mich immer fester in den Kittel des Arztes. "Ich bin so froh, dass die schlimmen Träume endlich weg sind.. und jetzt ist mein Alltag schlimm genug", krächzte ich hervor. "Du musst lernen, loszulassen, Mirella." Schwester Charlotte kämpfte selber mit den Tränen.
"Ich kann nicht.." Herr Seehauser ließ mich los. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Mirella, weißt du wie es ist, euch zusehen, wie du mit deiner Besten Freundin im Bett lagst, .. so zerbrechlich?" Er gab mir ein Taschentuch. Er könnte auch eins gebrauchen, denn so wie er aussah, war er selber kurz vorm weinen. Ich wischte mir die Tränen weg. "Ich will ihr doch nur helfen, egal wie." - "Mirella, jemand, der selbst Hilfe braucht, schafft es nicht alleine, jemandem zu helfen." Was meint er damit? "Sie ist meine beste Freundin. Ich würde alles machen, nur damit es ihr besser geht." Nun stand Schwester Charlotte vor mir. Herr Seehauser stand auf, nahm seine Brille von der Nase, setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und wischte sich mit der Hand durchs Gesicht.
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BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am Südring
FanfictionMirella ist ein hübsches und junges Mädchen. Sie besucht zusammen mit ihrer besten Freundin die 9. Klasse einer Realschule in Köln. Dem braunhaarigen Mädchen plagen viele Gedanken und auch gegen das Mobbing ihrer Mitschüler kommt sie nicht mehr an...