Kapitel 16: Catch Me

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Hallöchen, oh Gott; die Woche zog so langsam an mir vorbei. Aber jetzt ist schon wieder Freitag und das Wochenende kann beginnen. Ich habe euch mein Lieblingskapitel mitgebracht. Macht es euch gemütlich, trinkt einen Kakao oder Tee bei diesem schrecklich kalten Wetter und viel Spaß beim Lesen. :3

Kapitel 16: Catch Me

Auf leisen Sohlen, doch wohl gekrümmt ging ich zur Tür. Von Lotta vernahm ich nur noch ein leichtes Schnauben und war aus der Tür verschwunden. Die Wände waren hier auch nicht komplett in weiß gestrichen. Neben unserem Zimmer war das Schwesternzimmer. An der Kanzel stand eine junge Frau und ein Mädchen sitzend im Rollstuhl. Die Frau war ziemlich aufgewühlt und redete auf Schwester Stephanie ein, die ihr mit ruhiger Stimme beibrachte, das gleich ein Arzt da wäre.

Ich schaute mich um. Kein Herr Seehauser zu entdecken. Ich schlich mich an der Kanzel vorbei. >Hoffentlich sieht sie mich jetzt nicht.< Ich ging weiter durch den Flur, an vielen Bildern, die an der Wand hingen, vorbei und hörte hier und da Stimmen. Als ich dann vor einem Raum stehen blieb, deren Tür weit geöffnet war, blinzelte ich hinein. Dort saß er an einem Schreibtisch und schrieb etwas mit seinem Kugelschreiber auf ein weißes Blatt Papier. Ich räusperte mich und schaute verlegen in den Raum. Um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, hustete ich kurz. Er sah auf. "Entschuldi -" Auf seiner Stirn bildeten sich riemen und er stand auf. "Was machst du denn hier? Bist du noch zu retten?" >Oh oh..< Gekrümmt, mit der Hand an meinem Brustkorb, ging ich in den Raum.

Jetzt stand er vor mir, mit einem sehr wütenden Blick. "Entschuldigen Sie bitte, aber ich wollte nur wissen, was Sie meinem Onkel auf den .." Er unterbrach mich mit lauter Stimme. "Das ist jetzt nicht adäquat, Mirella. Ich bringe dich jetzt wieder in dein Zimmer." Er wollte gerade nach einer Schwester rufen, als ich aufstöhnte. "Mirella, was ist?" Ich sah auf seinen Mund, konnte jedoch kein Wort verstehen. Meine Knie wurden weich wie Wackelpudding. Mein Atem wurde immer schneller und meine Ohren waren wie betäubt, dazu noch dieses ekelhafte Piepsen. Wie nach einem gelaufenen Marathon, klappte ich zusammen. Er fing mich auf. "Mirella?", fragte er bestürzt. Zu zweit, ich in seinen Armen, rutschte er auf den Boden. Er klopfte mir leicht mit seiner Hand auf die Wange. "Aufwachen, Mirella. Mach die Augen auf." Er rief nach einer Schwester, mit der er mich zusammen auf die Liege hievte.

Kurze Zeit später öffnete ich meine Augen und blickte in das Gesicht des Arztes. "Wieso bist du aufgestanden?", fragte er immer noch wütend, gemischt mit einem Sorgenden Blick. "Ich wollte nur fragen, was Sie meinem Onkel als Nachricht hinterlassen haben", krächzte ich hervor. Die Schwester prüfte meinen Blutdruck, der fast durch die Decke schoss. "Und deswegen stehst du aus dem Bett auf? Du hättest auch einfach nach mir verlangen können." Während er wohl innerlich sehr Wütend auf mich war, kam die Schwester mit einem Rollstuhl herein. "Es tut mir leid, aber ich -" Er nickte. "Ich weiß, du willst dieses 'Päckchen' nicht länger mit dir herum schleppen", begann er, während er mir in den Rollstuhl half. "Wenn du aber sowas noch mal machst, dann kannst du dir sicher sein, dass du mehr als nur deine Sommerferien hier verbringen wirst. Vielleicht auch auf der ITS."

Das Wort, das er abkürzte, hallte in meinem Kopf immer wider. >Intensivstation..< Mit all den Kabeln an mir und dieses ständige Piepen des Elektrokardiogramm, das mich nie schlafen lies. Ich schaute zu Boden. "Ich habe Verstanden", gab ich leise von mir. Er schob mich in Richtung meines Zimmers mit der Nummer 110. Zwischenzeitlich redete er auf mich ein. >Was? Schon wieder eine Infusion?< "Du willst es ja anscheinend selber nicht anders." Gewissermaßen hat er ja Recht, aber ich wollte mich ja nur Erkundigen. "Kann ja nichts dafür, dass ich wieder diese Wackelpuddingartigen Reflexe hatte.."

Er lachte kurz auf. Habe ich das gerade etwa laut gesagt? Das wollte ich gar nicht. "Mirella, hör mal zu", meinte er, hielt an und kniete sich vor mich. Ich wusste in dem Moment nicht, ob ich ihn ansehen oder wegschauen sollte. "Dir sollte bewusst sein, dass eine Rippenserienfraktur nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Infolgedessen, das du aufgestanden bist, hätte so viel passieren können." Ich hörte ihn schlucken. >Predigt an mich oder doch nur schlechtes Gewissen?<

"Was wäre, wenn du jetzt wirklich auf die ITS gekommen wärst?" In meinem Kopf sammelten sich lauter Geräusche. "Das hätte ich wohl nicht mitbekommen", scherzte ich. "Das ist nicht witzig, meine Liebe." Ich hob meinen Blick.

"Wenn du sowas noch einmal machst, dann werde ich nicht so wie eben locker-flockig mit dir reden, obwohl ich wirklich Sauer auf dich bin." Ich senkte wieder meinen Blick und schaute auf seine Hände, die auf meinen Oberschenkeln verweilten.


BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt