Kapitel 35: Erinnerungen

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Es ist Freddyfreitag und das heißt, neues Kapitel. Viel Spaß beim lesen und bis nächsten Freitag. :)

Kapitel 35: Erinnerungen

Der Abend verlief sehr ruhig, bis der Assistenzarzt ins Zimmer trat, im Anhang war ein weiterer Arzt, den ich allerdings nicht kannte. Dieser blieb an Aiana's Bett stehen und redete mit ihr. Herr Seehauser blieb wie immer am ende meines Bettes stehen und stützte sich ab. Ich schaute ihn an und ich hatte das Gefühl, dass er sauer auf mich war. Kein Wunder, denn ich hatte ihn ja heute Morgen aus meinem Zimmer geschmissen. Was nicht gerade sehr elegant von mir war. "Es tut mir leid", deutete ich leise an. "Ich bin nicht sauer auf dich, Mirella. Wirklich nicht." Mh, ich glaubte es trotzdem nicht. "Könnten wir vielleicht in Ihr Büro gehen?" Er schaute mich perplex an. "Bitte", fügte ich noch hinzu.

In seinem Büro angekommen, setzte er sich auf seinen Stuhl und sah mich an. "Ich weiß nicht, wieso sie mich beobachten, während ich schlafe, aber es tut mir wirklich leid, dass ich sie die letzten Tage so angegangen bin." Er wollte gerade zum Reden ansetzen, da plapperte ich einfach weiter. "Desweiteren habe ich mir Gedanken gemacht, .. ich meine, Sie haben sich so schlecht gefühlt, als es mir so dreckig ging, an dem Abend, als Schwester Charlotte mit hier drin war. Ich wollte nicht, dass Sie sich an etwas erinnern, woran ich Schuld bin."

Er holte tief luft. "Mirella, ich bitte dich. Es ist nichts gravierendes gewesen, was mich erinnert hat." - "Aber ich hab gesehen, dass Sie deswegen traurig waren. Sie können mir nicht sagen, dass es nichts belastendes war." Ich sah, dass er mit sich kämpfte. Ich weiß nicht, was es war, aber ich wusste, dass ich ihn erneut daran erinnert hatte. Das wollte ich nicht. "Herr Seehauser, ehrlich. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass Sie sich meinetwegen schlecht fühlen. Ich weiß nicht, an was ich Sie erinnert habe, .. aber ich weiß, dass dort etwas ist. Ich fühle das."

"Rede dir sowas doch nicht ein. Es ist alles Ok, wirklich. Glaube mir." Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben schenken konnte, denn ich hatte seitdem immer ein komisches Gefühl in der Magengegend. Und das kam sicherlich nicht davon, dass ich in letzter Zeit nicht viel gegessen hatte. >Wie sagte er mal zu mir?< "Jemand der Hilfe braucht, braucht selber Hilfe.." - "Bitte was?" Er stand vom Stuhl auf, stützte sich mit seinen Händen auf dem Schreibtisch ab und starrte mich grimmig an. "Ich will damit nicht sagen, dass Sie Hilfe benötigen, aber jemand, der mit etwas kämpft, kommt alleine nicht davon los." Er setzte sich wieder. Ich glaube, er hatte gerade gedacht, dass er Hilfe braucht. Hallo? Was macht er denn, wenn er Krank ist? Untersucht er sich dann selbst?

"Mirella, womit soll ich denn kämpfen? Mir tat es nur leid, dich so zu sehen, ich wollte dir nur helfen." Er hat mir geholfen, dass ist seine Aufgabe als Arzt, aber ich weiß, dass da was ist. Ich weiß nur noch nicht, was es ist. "Sie haben mir geholfen, aber .. ach egal." Ich versuchte mit dem Rollstuhl aus seinem Büro zu kommen. Im Flur schlug ich nach rechts um und rollte weiter, bis er sich vor mich stellte. "Mit diesem Ding ist man ja so langsam wie eine Schnecke!", meinte ich aufgebracht. Die Krankenschwester, die an uns vorbei ging, verkniff sich das lachen.

"Oh, Mi." Hatte er mich gerade beim Spitznamen genannt? "Vertraust du mir nicht?" War das eine Fangfrage? "Ich glaube schon." - "Du glaubst oder du weißt?" Ich war mir nicht sicher. "Wieso sollte ich Ihnen nicht Vertrauen? Sie sind mein behandelnder Arzt." Er richtete sich die Brille und fing an zu grinsen. Wieso tut er das jetzt? "Ich meine, nicht nur als Arzt." >Als was denn sonst? Seelenklempner?<

Ich haute mir wieder mit der flachen Hand auf die Stirn. "Was ist denn jetzt?" Ich sah ihn an. "Nichts, ich hatte gerade nur einen doofen Hintergrundgedanken." - "Den wüsste ich jetzt gerne." Nein! "Vergessen Sie es", grinste ich. "Ich möchte in mein Zimmer. Bitte, mein Essen wartet auf mich." Er ging ein Schritt zur Seite und ich rollte samt Rollstuhl an ihm vorbei, Richtung Zimmer, hüpfte in mein Bett, deckte mich zu und starrte mein Abendbrot an. Der Arzt stand ein paar Meter von mir entfernt und beobachtete mich.


BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt