Kapitel 68: Vorfreude

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Kapitel 68: Vorfreude

"Mir hat das Gespräch heute auf der Bank gefallen. Ich meine, du zeigst mir wieder, dass man auf dich zählen kann. Egal, wer deine Hilfe braucht, du bist da. Du fragst, ob etwas passiert ist, obwohl es das nicht ist, aber du machst dir Sorgen. Ich bewundere dich und deine Arbeit, weil du immer zu hundert Prozent dabei bist. Wie ich schon so oft sagte, ich werde es vermissen. Ich werde die Gespräche mit dir vermissen und selbst die kleinen Auseinandersetzungen mit dir, weil sie dazu gehören. Danke, Frederik."

Ich setzte meinen Namen drunter und das heutige Datum. Dann faltete ich den Brief und legte ihn wieder in die Schublade.

Ich schaute auf die Uhr meines Handys. 18:16 Uhr. Nach dem Abendbrot redeten Giuliana und ich, bis die Visite dran war. "Guten Abend ihr zwei", pfiff der Arzt fröhlich in unsere Richtung. "Giuliana, ich möchte mir gerne die Wunde ansehen." Das Mädchen nickte ihm zu. "Sieht gut aus. Ich denke, du kannst in den nächsten Tagen wieder nachhause." Giuliana lächelte ihn an. "Wird aber auch Zeit", lachte sie.

"Mirella, zu dir muss ich nicht mehr viel sagen. Die Wunden deines Unfalles sind nicht mehr zu sehen, die Rippenserienfraktur ist verheilt und bei der Wunde der letzten OP wird nur eine kleine Narbe zu sehen sein." Er machte eine kurze Pause und stützte sich mit seinen Händen an der Metallstange des Bettes ab. "Die Antibiotika haben super angeschlagen und ich denke, du kannst wie besprochen am Sechszehnten nachhause." Er versuchte ein lächeln zustande zu bringen. >Was versucht er da?< "Ich denke dir." Nach meinem Satz ging er wieder.

"Was war das denn?" Giuliana sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, wirklich. Vielleicht ist es in der Notaufnahme auch zu voll und er ist gestresst. Nehme ich ihm auch nicht übel." - "Verständlich. Freust du dich schon, dass du übermorgen entlassen wirst?" Ich nickte eifrig. "Aber natürlich, du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich auf mein Bett freue." Sie lachte. "Ich freue mich auch, wieder nachhause zu dürfen. Sag mal, hast du Lust, etwas zu spielen?" Ich schaute zu ihr. "Auf was hast du denn lust?" Giuliana stand auf und kam kurze Zeit später mit Uno Karten wieder. "Du wirst verlieren." Ich lachte. "Das werden wir ja sehen."

"Ich hab es dir gesagt, ich habe gewonnen. Schon wieder!" - "Hab dich extra gewinnen lassen." Wir lachten. Nachdem Giuliana und ich ein paar Runden Uno gespielt hatten, ging ich Duschen. Nachdem ich fertig war, zog ich mich wieder an. Das letzte mal, als mein Onkel mich besuchte, brachte er mir neue Klamotten. Darunter war auch meine lieblings Jogginghose. Diese zog ich mir gerade an, als ich von draußen ein Gewitter hörte. >Ich liebe Gewitter an Sommerabende.< Mein Blick huschte zu Giuliana. Sie schlief bereits.

"Und was soll ich jetzt machen?", sagte ich leise. Vielleicht sollte ich noch mal runter gehen, falls es zu voll ist, gehe ich halt wieder hoch. Ich zog mir eine dünne Jacke über und schlüpfte in meine Schuhe und machte mich auf den Weg zum Fahrstuhl.

Als ich gerade an Frederik's Büro vorbei gehen wollte, hörte ich, wie er mit Schwester Charlotte redete. Ich blieb abrupt stehen und hörte ihnen zu, als ich meinen Namen hörte. >Wieso sagt er mir das denn nicht selber?< Ich merkte jemand hinter mir. "Lauscht du etwa?" Ich schüttelte den Kopf. "Also, nicht wirklich. Ich hab meinen Namen gehört und .." Er unterbrach mich. "Dann klopf doch einfach mal an der Tür." Ich nickte. Dann ging er an mir vorbei. >Sollte ich wirklich Klopfen? Was ist, wenn er mir etwas anderes erzählt. Ich meine, ich habe meinen Namen rausgehört.< Was soll's, ich gehe lieber nach unten und schaue mir die Menschen an, die rein und raus gehen. Außerdem gibt es unten einen Getränkeautomat.

BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt