Kapitel 2: Musste das sein?

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Kapitel 2: Musste das sein?

Auf dem Weg zur Bushaltestelle traf ich meine beste Freundin Elina, die mir jeden Morgen erzählte, wie froh sie ist, das bald Sommerferien waren. "Das sind noch 2 Wochen", entgegnete ich ihr. Sie grinste mich an. "Hab ich dir schon erzählt, dass ich .." Ich unterbrach sie hektisch. "Ja, hast du." Sie fing an zu grinsen und starrte mich an. "Ich weiß, was du sagen willst", lächelte ich und sie zog ihre linke Augenbraue hoch. "Elina, ich weiß, das du jetzt einen Freund hast." Ich freute mich für sie, wirklich. Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. Doch wird es so bleiben wie immer? Das sie trotzdem noch Zeit für mich hatte? Im moment denke ich so viel nach, aber auf einen Nenner komme ich trotzdem nicht.

In der Schule angekommen ging der Schulalltag wieder von vorne los. Hier und da wurde über mich gelästert und das Mobbing war für mich schon normal, wehren konnte ich mich dennoch nicht. Ich war das Mädchen aus dem Ausland. Das Mädchen, das keine Eltern mehr hatte und bei ihrem Onkel wohnte, der jeden Tag eine neue Frau mit Nachhause brachte oder nur arbeitete und mich alleine ließ. Manchmal dachte ich, das es besser wäre, wenn ich nicht mehr da bin. Ich zuckte zusammen, als mir meine Deutschlehrerin ihre Hand auf meine Schulter legte.

Der Deutschunterricht verlief nach meiner Angelegenheit, sehr ruhig. Das hätte ich wirklich nicht erwartet. Denn ich war das Mädchen, das alle Fragen beantworten konnte und sich stets meldete und immer mitmachte. Das kam bei meinen Mitschüler - und Mitschülerinnen nicht immer gut an.

Nach dem Unterricht packte ich so schnell wie möglich meine Sachen zusammen und wartete nicht mal auf Elina. Ich rannte aus der Klasse richtung Toiletten. Ich hörte meine beste Freundin noch rufen, aber ich verstand nicht mehr, was sie sagte. Mir war so unglaublich schlecht und schaffte es gerade noch, mich über der Toilettenschüssel zu übergeben. Hatte ich etwas falsches gegessen? Oder lag es daran, das ich in letzter Zeit nicht wirklich was zu mir genommen hatte? Ich hatte so einen Druckkopfschmerz und meine Speiseröhre fühlte sich an, als würde sie gleich wegätzen.

Ich wollte nur so schnell wie möglich zum Bus und rannte die Treppen runter und über den Schulhof. Plötzlich ging alles so schnell. Ich lief über die Straße ohne zu gucken und hörte nur noch quietschende Reifen und einen dumpfen Aufprall. Dann wurde mir Schwarz vor Augen.


BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt