Ich weiß, es ist nicht Freitag, aber es gibt ein neues Kapitel. Viel Spaß beim lesen. Und genießt das schöne Wetter!
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Kapitel 48: Tell me would you kill to save your life?
>Er ist so anstrengend, Wahnsinn.< Ich schaute ab und zu zurück, mit der Hoffnung, er würde mir nicht nachgehen. Dem war zum Glück nicht so. >Das kann ja lustig werden bei der Visite.< In meinem Zimmer angekommen, legte ich mich wieder hin. Ich machte mir keine Gedanken um den Rollstuhl und stopfte die Kopfhörer in meine Ohren und drehte die Musik laut auf. Ich drückte irgendein beliebiges Lied auf Play und schon ertönten die ersten Zeilen des Liedes: "Tell me would you kill, to save your life? Tell me would you kill, to prove you're right? Crash, crash, burn let it all burn, this hurricane's chasing us all underground.." Ich liebte dieses Lied.
Das ging den ganzen Nachmittag so. Das Lied lief in Dauerschleife durch die Kopfhörer. In der Zeit bekam ich keinen neuen Bettnachbar und auch Frau Rabe hat sich nicht mehr blicken lassen. Eigentlich ganz gut so, denn wenn ich bedenke, brauche ich sie nicht mehr. Ich wollte nur noch nach Hause. In mein eigenes Zimmer. In meinem Bett schlafen. Aber damit sind auch meine Probleme in der Schule nicht gelöst. Bis zur Visite dachte ich nach, wie ich das Problem in der Schule los werden könnte, bis es an der Tür klopfte. Ohne, dass ich etwas sagte, kam Herr Seehauser zur Tür rein und setzte sich ohne einen Mucks zu geben, auf den freien Stuhl neben meinem Bett.
Er sah mich an. "Ist was?" >Mi, lass deine schlechte Laune nicht an ihm aus.< Er schüttelte den Kopf. "Ich will nur nach deiner Wunde sehen." Irgendwie sah er gar nicht gut aus. Zu wenig schlaf? Schlechte Nachrichten? Oder war es, weil ich ihn vorhin so angegangen bin? Er schlug meine Decke nach unten, schob mein Hemd nach oben und zog sich blaue Handschuhe an, dass mal wieder länger dauerte, bis sie richtig saßen. Dann zog er das Pflaster ganz ab. "Ouch!" Ich schaute ihn grimmig an. "Das hat weh getan.." Er ließ das Pflaster los und starrte mich an. "Tut mir leid", entschuldigte er sich bei mir.
Was ist denn mit ihm los? "Wenn es wegen vorhin ist, dann tut es mir leid. Wollte dich nicht angehen." >Du hast ihn schon wieder geduzt, du blöde.." "Nein, nein. Es ist alles gut." Pah, wer glaubt ihm das denn jetzt bitte? "Mh, glaube es zwar nicht, aber Ok." Er setzte sich wieder auf den Stuhl und schob seine Brille wieder zurecht. Mit seiner Hand griff er nach einem neuen Pflaster, dass auf der Ablage verweilte. Dann schaute er sich die Wunde an, nickte kurz und klebte das neue Pflaster drauf und strich es glatt. Das Papier schmiss er zusammen mit den Handschuhen in den Mülleimer.
"Ist mit der Wunde alles gut?", fragte ich leise. "Ja, es ist alles gut." Er schaute mich noch einmal an und ging. Mein Blick wanderte zum Fenster und ich stand auf. Die Sonne strahlte direkt in mein Gesicht und ich musste meine Augen etwas zukneifen, damit ich überhaupt etwas erkennen konnte. >Morgen sind es nur noch 12 Tage, dann darf ich endlich nachhause.< Es ist ein komisches Gefühl, wenn ich daran denke, dass er morgens nicht mehr an meinem Bett sitzen wird. Das er mich nicht mehr fragt, wie es mir geht oder ob ich Hunger hätte. Er würde nicht einfach da sitzen und mich beobachten. Er würde nicht mehr da sein, wenn ich Hilfe brauche und mir zur Seite stehen, wenn ich fragen habe.
Er tut alles für mich, damit es für mich so angenehm ist, wie möglich. Er macht einfach alles und ich gehe ihn so an. Man, bin ich dumm. Ich bin dumm und naiv. Aber wäre ich nicht vom Bus angefahren worden, hätte ich ihn niemals kennen gelernt. Ich muss etwas machen, damit ich mich bei ihm revanchieren kann. Aber mit was? Wie soll ich das machen? Ich weiß ja so gar nichts von ihm. Was mag er denn und was nicht? Ich kann ihn doch nicht einfach irgendwas schenken, das er nicht mag. Oder ich schreibe ihm einfach einen Brief, den ich ihm gebe, wenn ich entlassen werde. >Das ist eine gute Idee.< Jetzt brauche ich nur noch Papier und Stift.
Mit leisen Schritten ging ich aus dem Zimmer und hielt vor der Schwesternkanzel an. Am Schreibtisch saß ein junger Mann, den ich nicht kannte. "Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir sagen, wo ich Herrn Seehauser finde?" Er hob seinen Kopf. "Er müsste in seinem Büro sein, hie-" Ich unterbrach ihn. "Danke, ich weiß wo", lächelte ich ihn an und ging Richtung der Zimmernummer 114. Er saß wie immer an seinem Schreibtisch und schrieb etwas mit seinem gold-schwarzen Kugelschreiber auf ein weißes Blatt Papier. Mit seiner linken Hand stützte er sein Kinn. Ich klopfte an der Tür, die weit offen stand. Er sah zu mir auf. "Darf ich kurz reinkommen?" Er nickte mir zu und konzentrierte sich dann wieder auf das vor sich geschriebene.
"Ich möchte gar nicht Stören, aber ich bräuchte Papier und Stift." Er öffnete eine Schublade an seinem Schreibtisch, holte einen Block und einen Kugelschreiber raus und legte es vor sich hin. Ich stand da wie ein begossener Pudel. Keine Reaktion meinerseits.
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BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am Südring
FanfictionMirella ist ein hübsches und junges Mädchen. Sie besucht zusammen mit ihrer besten Freundin die 9. Klasse einer Realschule in Köln. Dem braunhaarigen Mädchen plagen viele Gedanken und auch gegen das Mobbing ihrer Mitschüler kommt sie nicht mehr an...