Kapitel 67: Ewige Sorgen

524 19 2
                                    

It's Friday! Schönes Wochenende, ihr Lieben.
_______________________________

[1] Gibt es das Wort überhaupt? Ich wusste kein anderes dafür. :D
__________

Kapitel 67: Ewige Sorgen

In meinem Zimmer angekommen, war Giuliana nicht da. Ich legte mich auf mein Bett und dachte nach. >Sollte ich ihm sagen, was ich mit meinem Satz meinte? Ich wollte ihm doch damit nur sagen, dass er ein toller Arzt ist.< In diesem Moment wurde mir bewusst, dass er für mich nicht nur mein behandelnder Arzt war. Für mich ist er zu einem Freund geworden, ein großartiger Freund, der alles tun würde. Egal was es war, er würde es tun, einfach so. Ich entschied mich, zu ihm zu gehen. Ich hoffte, dass er noch auf der Bank saß. Als ich schließlich draußen ankam, sah ich ihn auf der Bank sitzen. Ich stellte mich daneben.

"Frederik?" Er sah zu mir hoch. "Ist was passiert?" >Genau das meine ich. Er würde sich ewig Sorgen um jemanden machen.< Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, ich möchte nur mit dir reden." Er klopfte mit seiner Hand auf die linke freie Seite der Bank. Ich setzte mich zu ihm. "Es ist wegen vorhin. Ich meine, du solltest genau so bleiben, wie du bist. Du bist ein großartiger Mensch und Arzt. Du bist für mich zu einem Freund geworden, zu einem guten Freund. Du versuchst immer, dass es deinen Patienten an nichts fehlt und tust immer dein bestes. Ich möchte, dass du weißt, dass du mir wichtig geworden bist." Ich schaute auf den Boden vor mir, während ich aus dem Augenwinkel sah, dass er mich anschaute. "Das ist wirklich Nett von dir und ich freue mich, dass ich dir helfen konnte. Auch, wenn es noch einige Dinge gibt, die ich hätte besser machen können. Ich danke dir, für deine ehrlichen Worte." Ich schaute ihn an und lächelte. Auch er lächelte mich an.

>Ich werde ihn jetzt nicht direkt fragen, was er meint.< Wir saßen noch eine Weile so auf der Bank. Stille. "Ich werde das vermissen." Mein Blick ging in seine Richtung. "Was meinst du damit?" - "Na ja, das wir miteinander reden. Ich meine, ich kann mit dir einfach über alles reden, das werde ich mit meinem Onkel nicht können." Er lachte kurz auf. "Fachchinesische Wörter?" Ich nickte. "Ja." Wieder Stille. "Gibt es denn noch etwas, worüber du gerne reden möchtest?" Ich nickte erneut. "Da gibt es jede Menge. Zum Beispiel, was subcutan bedeutet? Und ich komme durcheinander, was jetzt Vor - und Nach der Operation heißt." Ich schaute ihn an. "Subcutan bedeutet unter die Haut und Vor der OP heißt präoperativ und Nach der OP heißt postoperativ."

"Wie kannst du dir das eigentlich alles merken?" - "Ich sage viele dieser Wörter jeden Tag, irgendwann ist das drin." Ich nickte. "Verstehe." Er drehte sich mit der Seite zu mir. "Wenn wir schon dabei sind, kannst du mir doch sicherlich sagen, was RNA ist?" Ich lachte leise auf. "Das hatten wir schon mal, RNA wird Ribonukleinsäure genannt und ist ein Bestandteil der Erbsubstanz." - "Ich sehe, du lernst schnell." Ich lächelte ihn an und nickte. "Wir sollten wieder rein gehen, wird doch schon kälter." - "Wird bestimmt wieder ein Gewitter geben."

Am Eingang der Klinik blieben wir stehen. Er fasste mich an der Schulter an. "Falls was sein sollte, du weißt, wo du mich findest." Ich nickte nur. >Er würde das bei jedem sagen und genau das ist es, was ich an ihm so sehr schätzte.< In meinem Zimmer angekommen, ging ich direkt zu meinem Bett. "Lass es dir schmecken." Giuliana nickte in meine Richtung. "Magst du wieder meinen Apfel haben?" - "Natürlich, wäre zu schade, um den weg zu schmeißen." Sie schmiss mir den roten Apfel zu, ich fing ihn auf und biss rein.

>Sollte ich ihm das in dem Brief sagen?< Ich holte den Brief aus der Schublade und faltete ihn auf. "Ein Liebesbrief?", lachte Giuliana. Ich schaute zu ihr. "Nein, nicht direkt", lachte ich. "Also eigentlich ist es kein Liebesbrief, es ist eher ein Dankesbrief[1]." Giuliana räusperte sich. "So ist das also." Ich grinste sie an. "Selbst wenn es ein Liebesbrief wäre, es gibt keinen, den ich diesen Brief geben würde. Mir ist der Brief eben sehr wichtig und ich hoffe, das er es versteht, sobald er ihn lesen wird." - "Er?" Ich nickte und stand auf. An der Schwesternkanzel blieb ich stehen. Es war heute sehr ruhig auf dem Flur. "Entschuldige bitte, Charlotte, ich bräuchte einen Stift." Sie holte einen Stift aus dem hinteren Raum und drückte ihn mir in die Hand. "Wiedersehen macht Freude." Wieder im Zimmer setzte ich mich aufs Bett, las mir die letzten zwei Zeilen durch und schrieb den Brief weiter.

BEENDET! Eines Tages - Frederik Seehauser - Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt