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Die Welt um mich herum war trist und leer, ich sah Löcher in die Luft in der Bahn, ließ meine Tränen einfach laufen, ich konnte sie eh nicht zurück halten.
Manchmal im Leben wurde man verletzt. Wunden heilen, sagen sie. Aber nicht diese Wunden, nicht Wunden, die du nicht sehen kannst. Diese Wunden kannst du nicht einfach behandeln, indem du ein Pflaster drauf packst. Diese Wunden brauchen Zeit, sie sind nicht einfach wegzudenken, sie sind allgegenwärtig, erinnern einen immer an den Verlust. 

Trotz das man weiß, dass es immer irgendwie weiter geht, weiß ich doch nicht wie. Mir wurde in den letzten 53 Minuten der Sinn geraubt, wie sollte ich jemals gut unter ihm arbeiten können ? 

Ich wusste nie, wie ein Mensch fühlen kann, bis ich ihn kennen lernte.Mir wurde klar, welche Macht die Liebe besaß und mir wurde klar, was lieben heißt. Lieben heißt, zu schenken. Die Macht zu schenken, die dich umbringen kann. Manchmal geht es gut, und man wird nicht verraten. 

Doch wenn du verraten wirst, dann raubt es dir den Atem, dann raubt es dir den verstand, dann raubt es dir den Glauben. Es fühlt sich an, als würde jemand mit einem Messer dein Herz heraus schneiden. Und es ist nicht nur jemand, sondern die Person, der du die Kraft gegeben hast, das zu tun. Lieben ist töricht. Lieben heißt töten und sich töten lassen. 

Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Und das tue ich, mit jeder Faser meines Körpers. Ich habe mich ihm gänzlich verletzlich gezeigt und mich emotional vor ihm entblößt, und er hat mich mit Füßen getreten, ich wollte für uns kämpfen und er hat uns weg geschmissen. 

Nicht zu wissen, warum er mich weg gestoßen hat, verletzt.
Nicht zu wissen, wie alles weiter gehen soll, verletzt.
Nicht zu wissen, ob es ihm gut geht, verletzt.
Nicht zu wissen warum, verletzt.

Und zu wissen, dass er weiß, dass ich das stärkste aller Gefühle für ihn empfinde und er mich wie dreckigen Abschaum von sich gewiesen hat, bringt um.

Shawn:

In dem Moment, in dem ich sie weg geschickt habe, habe ich mir selber mein Herz raus gerissen. Plötzlich weiß ich, was Schmerzen sind. 

Und in dem Moment, indem sie mir sagte, dass sie mich liebte, hat es mir ein Messer rein gestoßen. 

Ich will sie nicht verletzen, aber es ist besser so, sie wird wieder glücklich sein, sie wird jemanden finden, der sie auf Händen tragen wird und das auch darf, jemanden, der sie glücklich macht. Es wird mich umbringen, irgendwann davon zu erfahren, aber solange sie glücklich ist, ist es erträglich. Nein, eigentlich nicht, aber es ist weniger schmerzhaft, als wenn sie unglücklich ist.

Ich hasse mich so sehr dafür, ihr das antun zu müssen, aber es geht nicht anders. Ich will sie doch nur schützen.

Und nun sitze ich hier im Scherbenhaufen, meine Fäuste blutig geschlagen, meine Wohnung zerstört. Doch das alles ist mir egal. Ich habe nur einen wirklichen Verlust gemacht, und der ist sie.

Isla:

'Warum weinst du?' fragte mich ein kleines Mädchen, was traurig vor mir stand, während ihre Mutter mir diagonal gegenüber im Waggon saß.

'Die Welt ist nicht immer fair zu dir, Kleine' lächelte ich traurig. Kinder haben so eine reine Seele. 

'Aber meine Mummy sagt immer, dass alles wieder gut wird'

'Das wird es auch, bestimmt' versuchte ich die Kleine zu beruhigen. 

'Estelle, komm, wir müssen aussteigen, Daddy wartet.' Die Mutter des Mädchens stand auf und nahm ihre Tochter an der Hand.

'Du kannst ja Tschüss sagen' 

'Tschüss. Alles wird gut, das sagt Mummy immer. Oder Mummy ?' erwartungsvoll sah sie ihre Mutter an.

'Ja mein Schatz, das tue ich' Die junge Mutter nickte mir aufmunternd zu, Estelle wank zum Abschied und die Türen der Bahn schlossen sich wieder. 

Wie sollte alles gut werden, wenn ich doch alles verloren hatte ?


Toxic (Shawn Mendes)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt