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Genervt seufzend scrollte ich durch meine Timeline, irgendein Journalist hatte mich beim Italiener gesehen, als ich mich mit Nick um der alten Zeiten Willen getroffen hatte. Ich wollte nicht wissen, was Shawn dazu sagte.

Aber eigentlich kann es mir ja auch egal sein, genauso wie ich ihm egal war. Es hatte mich nicht zu interessieren, ob Shawn sich darüber aufregte, ich sollte die letzten paar Monate mit ihm einfach vergessen, nicht nur die, in der wir quasi zusammen waren,auch die, in denen wir Freunde wurden. Es war ein Fehler, mit jemandem auf beruflicher Ebene höhere Bindungen einzugehen, das wusste ich jetzt. 

'Mäuschen ?' meine Mum lugte in mein Zimmer, ich saß auf meinem Bett, der leere Koffer vor mir.

'Mh?' fragend sah ich sie an.

'Darf ich reinkommen ?'

'Klar'

Vorsichtig setzte sich meine Mutter neben mir auf mein Bett und sah mich nachdenklich an.

'Isla du bist mein Kind, und ich merke, dass etwas mit dir nicht stimmt, und weil ich auch gemerkt habe, dass du schon länger nichts mehr mit Shawn gemacht hast, will ich dir nur sagen, dass es vorbei geht. Ich weiß nicht, was zwischen euch war und vorgefallen ist, aber ich habe im Café gesehen, wie ihr euch angesehen habt, und glaube mir, sowas habe ich noch nicht oft gesehen. Und schon gar nicht bei Ethan. 
Isla auch der schlimmste Schmerz ist temporär, du bist so ein starkes Mädchen, ich weiß, dass du das schaffst. Ich bin so stolz auf dich. Es wird vorbei gehen, egal, wie auswegslos es erscheinen mag. Glaube mir.'

Ich musste schlucken und versuchte eifrig, meine aufkommenden Tränen wegzublinzeln. 

'Danke Mum' murmelte ich, vor Tränen heiser, und ließ mich in eine Umarmung ziehen. 

Ich fühlte mich plötzlich wieder, als wäre ich ein kleines Mädchen. Diese beruhigende Geste, als meine Mutter mir über den Rücken strich und mich ganz ruhig werden ließ, versetzte mich zurück in meine Kindheit. Nur leider war ich kein Kleinkind, sondern eine volljährige, junge Frau, die keine Schramme, sondern ein gebrochenes Herz hatte. 

'Weißt du, welches Wetter so in Europa herrscht ?' fragte ich Mum, als ich mich aus der Umarmung gelöst hatte. Sie musste schmunzeln.

'Ich gehe davon aus, ähnlich wie hier, im Sommer bestimmt noch etwas wärmer.'

'Okay, dann werde ich jetzt mal packen' lächelte ich und meine Mum stand auf.

'Dann lass ich dich jetzt in Ruhe, wenn du was brauchst, Mäuschen, melde dich, ja ?' sie lächelte mir aufmunternd zu.

'Mach ich' grinste ich dankbar. Was sollte ich bloß ohne Mum machen ?

Ich machte mir Musik an und stand dann verzweifelt vor meinem Kleiderschrank. Erstmal Unterwäsche, das war das Einzige, wobei ich mir sicher war, dass ich es brauchen würde. 
Ich stoppte, als ich plötzlich den Bikini in der Hand hielt, den ich mit Shawn gekauft hatte. Sanft fuhr ich über den rosa Stoff und seufzte. Am liebsten würde ich ihn verbrennen, aber dafür war er zu schön. Dann kam mir eine Idee, die mir Mum mal geraten hatte, als ich jünger war.

Ich sollte einfach mal das aufschreiben, was mich so beschäftigte und ich nicht drüber reden könne, hat sie gesagt. Langsam setzte ich mich an den Schreibtisch, der Bikini lag vor mir. Skeptisch nahm ich einen Stift und ein Blatt Papier und begann, zu schreiben.

Lieber Shawn, ich strich die Zeile durch. Was für Lieber ?
Shawn,

ich würde dir gerne sagen, dass ich dich hasse. Ich hasse dich dafür, mich so verletzt zu haben, dass ich an nichts anderes mehr denken kann. Ich hasse es, dich wieder jeden Tag sehen zu müssen. Und ich hasse es, dich nicht ansehen zu können, weil ich weiß, dass es mir die Tränen in die Augen treiben würde. Jedes Mal, wenn wir in einem Raum sind, ist es wie ein Schlag in die Magengrube, bei dir zu sein und doch nicht bei dir zu sein. Ich hasse es, wie ich dich noch immer in allem sehe, in allem erinnere ich mich an dich. Ich kann keine Penne Spinaci mehr essen, ohne weinen zu müssen, ich gucke seit Wochen kein richtiges Netflix mehr, um mich nicht erinnern zu müssen, denn all diese verhassten Erinnerungen lassen mich nicht vergessen. Ich würde am liebsten vergessen, die letzten paar Monate, nicht nur die, in denen wir uns nahe waren, auch die, in denen wir Freunde wurden. Ich hasse diese Stelle, denn sie hat mir mein Herz gebrochen, aber sie hat mir auch gezeigt, was Liebe ist und  wie schön Liebe sein kann. DU hast mir die Liebe gezeigt, Shawn, Ethan war nie mehr als ein guter Freund, der mich hintergangen hat, das weiß ich jetzt. 

Weißt du, was am meisten verletzt ? Dass ich nicht einmal weiß, wieso. Ich wollte mich an diesem Abend bei dir entschuldigen, Shawn, aber dazu kam ich nicht. Ich schäme mich dafür, mich emotional vor dir entblößt zu haben, als ich dir gesagt habe, dass ich dich Liebe, denn direkt danach hast du mir einen Dolch ins Herz gerammt. Doch es ist nichts als die Wahrheit, Shawn, ich liebe dich mit allem was ich habe und das hasse ich am allermeisten. Dass ich dich nicht hassen kann, weil  sich alles in mir dagegen sträubt, dich zu hassen, weil alles in mir nichts als Liebe für dich fühlt. 

Isla

Ich atme tief auf und wische mir die Tränen aus dem Gesicht, ein paar von ihnen sind auf dem Blatt gelandet und haben die Zeilen verwischt. Aber hat gut getan, alles einmal los zu werden. Ich saß noch einpaar Momente weiter still auf meinem Schreibtischstuhl, dann stand ich seufzend auf, um weiter zu packen, es führte ja doch kein Weg daran vorbei.

Hohoho ihr Lieben, ich melde mich wieder, an Heiligabend ! Ich wünsche euch und euren Familien ein schönes Weihnachtsfest, und falls ihr kein Weihnachten feiert, dann habt ein paar schöne freie Tage und kommt mir alle gut ins neue Jahr<3


Toxic (Shawn Mendes)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt